Rheydter Musiksommer Wenn drei Saxophone auf eine Orgel treffen

Das „Vagues Saxophone-Quartet“ aus Mailand trat beim Rheydter Musiksommer auf. Es spielte moderne Werke mit großem Ernst.

 Beim Rheydter Musiksommer in der Hauptkirche Rheydt ging es diesmal um das Zusammenspiel von Saxophonen mit einer Orgel.

Beim Rheydter Musiksommer in der Hauptkirche Rheydt ging es diesmal um das Zusammenspiel von Saxophonen mit einer Orgel.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Das zweite Konzert des Rheydter Musiksommers fand zweifellos auf einem sehr hohen Niveau statt. Es mutete allerdings den Zuhörern - und wohl noch mehr den Mitwirkenden - bei neuen sommerlichen Hitzerekorden auch einiges zu. Geht es sonst bei den Sommerkonzerten eher etwas lockerer und heiterer zu, so war jetzt volle Konzentration gefordert. Zwar nicht alle, aber doch die allermeisten Zuhörer hielten durch und zeigten sich vom unkonventionellen Programm sowie von den beachtlichen Leistungen der Mitwirkenden beeindruckt.

Der Gastorganist Giovanni Solinas, im Hauptberuf Kantor an St. Cornelius in Viersen-Dülken, hatte das Mailänder „Vagues Saxophone Quartet“ mit Andrea Mocci (Sopran), Francesco Ronzio (Alt), Mattia Quirico (Tenor) und Salvatore Castellano (Bariton-Saxophon) eingeladen. Auf dem Programm standen drei Original-Kompositionen für die Besetzung Saxophonquartett plus Orgel sowie zwei Werke für Orgel Solo.

Mit Ausnahme des Meisters der französischen Orgelromantik Charles Marie Widor (1844–1937) standen ausschließlich Komponisten der Geburtsjahrgänge 1944 bis 1956 auf dem Programm. Ihren Werken war - bei allen individuellen Unterschieden - ein tiefer Ernst, ja eine starke innere Anspannung und eine durchgehende Nervosität gemeinsam. Titel und Satzbezeichnungen des ersten Programmbeitrags machten bereits deutlich, dass genau das auch beabsichtigt war. Enjott Schneider, der 2013 zum Präsidenten des Deutschen Komponistenverbandes gewählt wurde, nannte sein Werk „Crucifixus“ und den Schlussatz „Marcia Funebre“. Da blieb kein Platz für Heiterkeit.

„4 Mirages“ (Luftspiegelungen) hieß ein Werk der 1944 geborenen englischen Jazz-Saxophonistin Barbara Thompson, das sich auf das Phänomen der Fata Morgana bezog. Der thematische Rahmen war wohl weiter gespannt. Können wir überhaupt sicher sein, dass unsere Wahrnehmungen der Wirklichkeit entsprechen? Auch dann, wenn – wie hier musikalisch dargestellt – die Wiederholung gleichbleibender Motive uns das einhämmern will?

Russischen Glocken widmete sich die deutsche Uraufführung von Paolo Ugolettis „Russian Bells“. Angeregt durch die Virtuosität russischer Glockenspieler, dienten hier angedeutete Glockenschläge als Ausgangspunkt für differenzierte Arbeit mit dem Tonmaterial.

Die Registerfarben der Sauer-Orgel demonstrierte Solinas solistisch sowohl in Variationen des Kanadiers Dennis Bédard über die Gründonnerstag-Antiphon „Ubi Caritas“ als auch im Andante sostenuto aus Widors Symphonie gothique. In diesem Werk ließ er vor allem die herben, strengen Aspekte zur Geltung kommen.

Mit der Zugabe riefen die Musiker noch einmal den Anfang des Abends mit der unruhigen Toccata von Enjott Schneider in Erinnerung.

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