Chöre in Mönchengladbach Gemeinschaft beim Gesang

Rheydt · Der „Rheydter Knabenchor“ ist ein wichtiger Leistungsträger in der Kirchenmusikpflege.

 Udo Witt und Annabelle Heinen (beide links) Proben mit dem Knabenchor der evangelischen Hauptkirche Rheydt.

Udo Witt und Annabelle Heinen (beide links) Proben mit dem Knabenchor der evangelischen Hauptkirche Rheydt.

Foto: Markus Rick (rick)

Donnerstag ist Knabenchortag bei Kantor Udo Witt. Ab 16.15 Uhr versammeln sich zunächst die Jüngeren im Probenraum der evangelischen Hauptkirche am Rheydter Markt, um eine Stunde zu proben. Von 17.30 bis 18.30 Uhr sind dann die Tenöre und Bässe dran – also die jungen Herren, die einmal als kleine Soprane oder Altstimmen angefangen haben. Heute ist die Abfolge geändert, denn der einmal im Jahr stattfindende „Singetag“ steht bevor, bei dem sich alle vokalen Gruppen der Hauptkirche präsentieren. Doch davon später mehr.

Bereits um 15.30 Uhr stiefelt forsch und ohne Scheu Julian in den Probenraum, stolz seinen grün-schwarzen Fahrradhelm präsentierend, den er – zusammen mit dem dazugehörigen Rad – am Vortag zu seinem sechsten Geburtstag geschenkt bekam. Der baldige Erstklässler mit dem glasklaren Sopran hat noch nicht die Ausdauer für eine ganze Probe, deshalb widmet der Kantor ihm eine kurzweilige Solounterweisung. In der Probe halten sie die Töne mögichst lange um die Wette, lassen den „Kuckuck“ in immer höhere Regionen steigen oder singen die Legatotöne gemeinsam langsam abwärts. Inzwischen trudeln die jüngeren Chorsänger ein, und Julian singt noch einige Zeit in der Gruppe mit.

Nun tritt die Stimmbildnerin in Aktion. Das ist diesmal nicht die seit geraumer Zeit mit dem Chor arbeitende Laura Zeiger – sie singt zurzeit bei den „Ettlinger Festspielen“ die Pamina in Mozarts „Zauberflöte“ – sondern Annabelle Heinen. Die Kölner Sopranistin wirkte bereits zweimal in Konzerten der Kantorei mit – bei Rossinis „Petite Messe solennelle“ und am diesjährigen Karfreitag im „Stabat Mater“ von Antonin Dvorak.

Heinen versteht es ausgezeichnet, die zunächst noch recht unruhige Rasselbande mit freundlicher Konsequenz zur Ruhe zu bringen. Auf ausführliches, ganz ruhiges Atmen folgen intensive Vokalübungen oder das „in die Luft Malen“ mit einem imaginären Pinsel, um leicht und bruchlos die Höhe zu erreichen. Schon die ersten Liedsätze gelingen intonationsrein und klar in der Diktion. Jeder der kleinen Sänger hat eine eigene schwarze Liedmappe mit Namen, aber Vieles singen die Jungen auswendig.

Da der „Singetag“ naht, kommen nach nicht allzu langer Zeit die „Großen“ dazu, die Tenöre, die Bässe und drei Sänger, deren Stimmen sich nach dem Stimmbruch zum Altus (oder Counter) entwickelt haben. Sie sind für den Chor unverzichtbare und sehr sichere Stützen im Altbereich.

Udo Witt hat die Erfahrung gemacht, dass, wenn man die Jugendlichen behutsam führt, niemand während des Stimmbruchs mit dem Singen aufhören muss. „In dieser Zeit beobachte ich die Jungen intensiv, lasse sie nur leise singen und warte ab, ob sie sich in Richtung Tenor oder Bass entwickeln. Noch keiner hat wegen des Stimmbruchs den Chor verlassen“, sagt der Kantor.

22 der 25 Mitglieder des Knabenchores sind schließlich anwesend. Es herrscht eine auffallend kameradschaftliche Atmosphäre, jeder der „Kleinen“ hat einen Paten unter den „Großen“, sodass sich alle gut aufgehoben fühlen. Dies wird immer wieder gefestigt durch die beliebten Chorfahrten, jeweils in der ersten Herbstferienwoche. Nach den Reisen nach Rom und Paris geht es in diesem Jahr nach Leipzig.

Nachdem auch die fast Erwachsenen die Heinen’sche Stimmpflege genossen haben, gibt es anspruchsvolle Chorliteratur zu hören: Von Walter Kraft „Man singt mit Freuden vom Sieg“ sowie von Felix Mendelssohn Bartholdy „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen“ und – überstrahlt von Annabelle Heinens brillantem Sopran – „Hör mein Bitten“. Für die Präsentation beim Singetag sind die Rheydter Knaben bestens vorbereitet.

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