Premiere am Theater Mönchengladbach Möge Mozart mit euch sein

Mönchengladbach · Kann man eine 229 Jahre alte Mozartoper ins Star-Wars-Universum katapultieren? Man kann. Galaktisch gut sogar – findet Stars-Wars-Experte Thomas Manglitz. Er war bei der Premiere.

 Prinzessin Pamina und Papageno treffen auf den finsteren Monastatos.

Prinzessin Pamina und Papageno treffen auf den finsteren Monastatos.

Foto: Matthias Stutte

Vor nicht allzu langer Zeit, in einer nicht ganz so weit entfernten Galaxis machte sich eine Truppe Theaterleute auf in ein waghalsiges musikalisches Unterfangen. Mit moderner Bühnentechnik ausgestattet beamte sie am Samstag an der Odenkirchener Straße erstmals die fantastische Welt von Mozarts „Zauberflöte” mitsamt dem Vogelfänger und dem mystischen Orden „Isis und Osiris” ins Science-Fiction-Universum von Meister Yoda und Darth Vader.

Eine Premiere war es auch für Thomas Manglitz (51). Der Filmproduzent und Betreiber des Museums „Stars of the Galaxy” besuchte zum ersten Mal das Theater Mönchengladbach – und das für eine Oper. „Mich zieht es sonst eher zu den Kleinkunstbühnen nach Düsseldorf und Köln”, sagt der Star-Wars-Experte. Was ihn an dem Epos von George Lucas fasziniert: „Die Komplexität der Geschichte und der Charaktere. Es ist ein modernes Märchen. Ich erwarte, dass dieser Abend Unterhaltungswert hat. Ich denke, es ist eine Chance, der Oper ein jüngeres Publikum zu erschließen.” Laut einer Umfrage interessierten sich gut 37 Prozent der Mönchengladbacher für Star Wars, erzählt der Museumsbetreiber. „Das sind knapp 100.000 Menschen, die diese Oper interessieren könnte.”

Die Operation “Zauberflöte” beginnt mit Bravour. Im Sturm erobert die frisch aufbereitete Mozartmusik mit einer beeindruckenden Königin der Nacht, einer bezaubernden Pamina und einem komödiantisch-selbstironischen Papageno die Herzen des Publikums.

Es ist ein Fest für die Sinne: Die Mozart-Melodien funkeln und strahlen zeitlos schön. Das Bühnenbild ist in zwei Ebenen unterteilt: Die karge untere Ebene, die Bühne selbst, ist mit drei Stativen und Videokameras ausgestattet. Hier sieht man die Opernsänger live die Arien singen. Die Ebene darüber ist die Leinwand. Hier sieht man die Opernsänger projiziert in die farbenfrohen Welten ferner Planeten, im Weltall, in Raumschiffen. Video- und Bluescreen-Technik machen’s möglich. In futuristischen hautengen blauen Overalls mit verhüllten Gesichtern schreiten die Techniker über die Bühne, verschieben blaue Kästen und Stangen. Faszinierend zu sehen, weil sie dank Bluescreen-Technik aus dem Film ausgestanzt werden und auf der oberen Ebene unsichtbar bleiben.

„Ich bin begeistert. Vor allem die technische Inszenierung ist sehr hochwertig”, sagt Manglitz. „Es ist sehr fein choreographiert, wie sich die Opernsänger zu den Kameras stellen, um auf der Leinwand zu erscheinen.”

Weder wirkt die Weltraum-Szenerie künstlich aufgesetzt, noch wird Mozarts Oper verraten. „Das Ganze ist stimmig. Alles ist wohl dosiert”, sagt Manglitz. Besonders die liebevollen Anspielungen auf Science-Fiction-Filme gefallen ihm: das Handzeichen von Mr. Spock, Meister Yoda, der wie E.T. ins Weltall entschwebt. „Die Details werden sicherlich nicht von allen Zuschauern verstanden”, meint Manglitz.

Macht nix. Der Spaß am Detail macht den Charme der Inszenierung aus: die vereinzelten Sturmkrieger als Platzeinweiser vor der Vorstellung im Foyer, die Porgs, jene knuddelige Vogelviecher aus den letzten Star-Wars-Filmen, die bei Papagenos-Solo über die Leinwand huschen, das eingeblendete „Spacebook” als Verballhornung auf die sozialen Medien mit einer Zensur der verbotenen Gedanken der drei Damen beim Anblick von Prinz Tamino in „Dies Bildnis ist bezaubernd schön”.  Die Details wechseln sich ab mit den großen Momenten, wenn Judith Spiesser feuerumtost die Arie der nächtlichen Königin singt, oder Pamina und Pagageno im Raumschiff „Bei Männern, welche Liebe fühlen” singend durchs Weltall gondeln.

Alles stimmt bei dieser Inszenierung: der Gesang, der Einsatz der Technik, die Kostüme, die richtige Durchmischung des Opernstoffs mit Sci-Fi – bis hin zum guten Schluss, der augenzwinkernd auf die Leinwand projiziert wurde: „Möge Mozart mit Euch sein”. Was im Herbst 2018 bereits in Krefeld gelang, glückte jetzt auch in Mönchengladbach bei der Operation „Zauberflöte”: eine fulminante Premiere.

Das Publikum verneigte sich vor dieser Leistung mit mehr als zehnminütigem Applaus und Standing Ovations. „Ein Muss für Science-Fiction-Fans, die offen für Opern sind”, findet Thomas Manglitz. Gesamtwertung: Unbedingt empfehlenswert.

Vorstellungen 22., 24., 31. Januar, jeweils 19.30 Uhr; 2. Februar, 16 Uhr, 11., 13., 15. Februar, jeweils 19.30 Uhr; 7. März, 19.30 Uhr, 29. März, 18 Uhr, 17., 19. April, jeweils 19.30 Uhr, 7. Mai, 19.30 Uhr.

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