Initiativkreis Nobelpreisträgerin Herta Müller liest in Gladbach

Mönchengladbach · Der Initiativkreis begrüßt die Autorin im Mai 2020. Sie wird ihre Geschichte im Gespräch mit der Journalistin Angelika Klammer erzählen.

Die Autorin und Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller ist am 19. Mai 2020 in der Kaiser-Friedrich-Halle zu erleben. 

Die Autorin und Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller ist am 19. Mai 2020 in der Kaiser-Friedrich-Halle zu erleben. 

Foto: dpa / Horst Galuschka

Auf Einladung des Initiativkreises kommt die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller nach Mönchengladbach. Um die rettende Macht der Worte und Rituale in ausweglos scheinenden Situationen geht es im Werk der Rumänin, die seit mehr als 30 Jahren in Deutschland lebt. Die Autorin liest am 19. Mai 2020, 20 Uhr, in der Kaiser-Friedrich-Halle. Sie wird einen Einblick in zwei ihrer Werke geben. In „Mein Vaterland war ein Apfelkern“ erzählt Müller im Gespräch mit der Journalistin Angelika Klammer ihre Lebensgeschichte. In „Atemschaukel“ schreibt sie über den jungen Hermannstädter Leopold Auberger, der 1945 mit 17 Jahren in ein sowjetisches Arbeitslager deportiert wurde. Sie schreibt über Hunger, Kälte und Einsamkeit. Mit diesem erschütternden Hauptwerk hat Herta Müller all denen ein Denkmal gesetzt, die als Zwangsarbeiter in sowjetischen Lagern für die Verbrechen der Nationalsozialisten büßen sollten.

32 Nobelpreisträger waren seit der Gründung des Initiativkreises 2003 zu Gast in Mönchengladbach. Darunter so prominente wie Lech Walesa, Shimon Peres, Michail Gorbatschow, der Dalai Lama, Shirin Ebadi, Kofi Annan, Jody Williams und Beatrice Fihn. Nun also Herta Müller.

Herta Müllers Bücher handeln immer auch von Misstrauen, Einsamkeit und der rettenden Macht der Worte und kleinen Rituale. Eines davon ist das Taschentuch, das ihre Mutter ihr jeden Morgen mit auf den Weg gab. Es half ihr, als sie in ihrer Heimat von den Schergen Ceausescus schikaniert wurde – als gebügeltes, gefaltetes Symbol für mütterliche Geborgenheit. Man nahm ihr in ihrem Beruf als Übersetzerin den Schreibtisch weg. Da setzte sie sich draußen auf einer Treppe auf ein weißes Taschentuch. Es gab ihr in dieser demütigenden Situation die Würde zurück.

 „Ich hatte zehn Jahre Zeit zu üben, wie es sich lebt, wenn der eigene Tod vielleicht schon längst als staatliche Maßnahme auf ein Stück Papier geschrieben ist“, sagt Herta Müller. Sie hat Unterdrückung, Qualen und Todesandrohungen erlebt. Davon legen ihre Bücher, Aufsätze und Reden Zeugnis ab. Für ihr literarisches Werk bekam sie zahlreiche Ehrungen. Doch all das kann nie wiedergutmachen, was sie und mit ihr viele andere unter Ceausescu erlebt haben. Wie diese Autorin darauf beharrt, dass sich manche Geschehnisse eben nicht literarisch verarbeiten lassen – das macht ihr Werk und sie selbst als Person so glaubwürdig. „Ihre poetische Sprache ist mit Todesangst erkauft“, formulierte es der Politikwissenschaftler Günther Rüther. Müllers Wörterwelt ist bildreich und spröde, schön und hart zugleich.

Herta Müller hat gesagt: „Man muss manchmal reden, damit das Schweigen nicht alles sagt.“ Es sollte eine spannende Lesung werden.

Karten für die Veranstaltung mit Herta Müller am 19. Mai 2020, 20 Uhr, in der Kaiser-Friedrich-Halle gibt es über www.adticket.de, Reservierungen auch unter der Telefonnummer 0180 6050400.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort