Niederrhein Festival in Mönchengladbach Die Kunst des Ensemblegesangs

Mönchengladbach · Trotz des eigenwilligen Programms faszinierte das Ensemble „Singer Pur“ bei seinem Konzert in der lückenlos gefüllten Wickrathberger Kirche.

 „Singer Pur“ in der Kirche von Wickrathberg.

„Singer Pur“ in der Kirche von Wickrathberg.

Foto: Reichartz Hans-Peter/Reichartz, Hans-Peter (hpr)

 Eigentlich sollte „Singer Pur“ bereits im Jahre 2020 in Wickrathberg auftreten, doch seinerzeit durchkreuzte Corona alle Pläne. So war Anette Maiburg, der Künstlerischen Leiterin des „Niederrhein Festivals“, die Freude anzumerken, dass der lang gehegte Plan endlich wahr wurde. Unterstützt von der Sparkasse Mönchengladbach und den Kreiswerken Grevenbroich, erlebte das aufmerksame und offenbar kenntnisreiche Publikum eine Lehrstunde makellosen Ensemblegesangs mit einem eigenwilligen und nicht immer leicht zu verfolgenden Programm.

„Der Geist weht, wo er will – Geisterfüllte Vokalmusik aus verschiedenen Kulturen“ hatten die fünf aus den Regensburger Domspatzen hervorgegangenen Sänger und eine mit den Herren klanglich bestens harmonierende Sopranistin ihr Programm benannt, das von Gregorianik aus dem 9. Jahrhundert über Giovanni Pierluigi Palestrina (1525-1594), der alt-jüdische Klagegesänge vertonte, dem Italiener Salomone Rossi (1570-1630), der sich von hebräischen Psalmen inspirieren ließ, bis zu zeitgenössischen Gesängen reichte. Diese stammen teils aus der islamischen Tradition oder aus Israel, China, Afrika und Indien. Auf diese Weise wollte das Ensemble, das seit seinem Debütkonzert im Jahre 1992 aus der Sopranistin Claudia Reinhardt, den Tenören Christian Meister, Markus Zapp und Manuel Warwitz, dem Bariton Jakob Steiner und dem Bass Felix Meybier besteht, die weltumspannende Kraft der Musik dokumentieren.

Dass vorbildliche Homogenität, sorgfältige Diktion und lebendige Interpretation für dieses reich mit Preisen geehrte und weit gereiste Ensemble eine Selbstverständlichkeit sind, muss eigentlich bei dieser vokalen Güte nicht explizit erwähnt werden. Das Besondere ist die klangliche Verschmelzung, Veredlung und Überhöhung durch die Sopranistin Claudia Reinhard, die den Vorträgen besonderen Glanz verleiht.

Aus der Fülle der Programmpunkte seien der Psalm 124 in der Vertonung von Salomone Rossi, die Karfreitags- und die Pfingstgesänge von Palestrina, „Es ist genug“, 2016 von Joanne Metcalf für „Singer Pur“ komponiert, ein eindrucksvoller Vokalsatz von Mohammed Fairuz (*1985) und das „Vater unser“von Nikolai Kedrov ( 1871-1940) besonders hervorgehoben. Großartig auch „Wenn wir in höchsten Nöten sein“, von Johann Sebastian Bach in einer kunstvollen Bearbeitung, die fast wie ein Orgelchoralvorspiel anmutete.

Fotos aus Mönchengladbach: Kirche Wickrathberg mt Rokoko-Ausstattung, Kanzel, Orgel und Turm ist denkmalgeschützt
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So schön ist die Kirche Wickrathberg

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Foto: Carsten Pfarr

Nach so viel anspruchsvoller Musik freuten sich die Zuhörer, die glücklicherweise nur zur Pause und am Schluss, dafür aber um so ausdauernder applaudierten, über eine schwungvolle Gospelbearbeitung als Zugabe.

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