Konzert in Mönchengladbach In Neil Diamonds großen Hits schwelgen

Nordpark · Die Show in Mönchengladbach hätte bedeutend mehr Zuschauer verdient gehabt: Die wenigen jedoch wussten den Auftritt der Tribute Band in der Red Box zu schätzen. So war das Konzert.

Macht seine Sache gut: Der aus Corby in England stammende Sänger Fisher Stevens ist Interpret zahlreicher Diamond-Evergreens.

Macht seine Sache gut: Der aus Corby in England stammende Sänger Fisher Stevens ist Interpret zahlreicher Diamond-Evergreens.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Er ist auf der Bühne – und doch nicht da. Bei der „Neil Diamond Tribute Show“ fehlt zwar das Original, doch die Songs und Texte der US-amerikanischen Musiker-Legende sind in der Red Box am Sparkassenpark allgegenwärtig.

Die Show ist erstmals in Deutschland und feiert einen der weltweit erfolgreichsten Musiker. Neil Leslie Diamond, 1941 geboren als Sohn russisch-polnischer Emigranten aus dem gutbürgerlichen, jüdischen Brooklyn stammend, ist ausgestattet mit einem breiten musikalischen Spektrum: Rock, Blues, Pop, Folk, Country, Musical-Melodien und World Beat-Einflüsse. Er hat in seiner musikalischen Karriere, die sich über fünf Jahrzehnte erstreckt, fast alles erreicht: Über 130 Millionen verkaufte Alben weltweit, 37 Top-10-Singles und 16 Top-10-Alben.

Neil Diamond hatte 2018 wegen einer Parkinson-Erkrankung seinen Abschied von der Bühne verkündet, doch auf Live-Auftritte müssen seine Fans nicht unbedingt verzichten. Dafür sorgt der aus Corby in England stammende Sänger Fisher Stevens. Der Interpret zahlreicher Diamond-Evergreens wird dabei begleitet von einer sechsköpfigen Band und zwei Sängerinnen. Als Stevens die Bühne betritt und den Song „Solitary Man“ aus Diamonds Album „The Bang Years“ (1966 – 1968) anstimmt, ist schnell klar: Sein Timbre passt, er ist cool und glamourös zugleich – hautnah am Original. Diamond startete seinen kometenhaften Aufstieg zunächst als Hitkomponist. Mit seinem Titel „I’m a Believer“ ernteten die Monkees 1966 einen Welterfolg – die Interpretation der Band reißt die Zuhörer mit. Während seiner High-School-Zeit hatte Neil Diamond eine besondere Begegnung: Im Erstsemester-Chor sang er mit Barbra Streisand. Die zwei sollten etwas später noch einmal zusammenkommen. Neil Diamond musste anfangs mit Vorurteilen kämpfen, wurde „jüdischer Elvis“ gerufen. Doch langsam bemerkte die Musikbranche sein Potential: Er bot die wohl melodramatischsten Popsongs dies- und jenseits des Atlantiks – bei „Song Sung Blue“ erweist sich die Fangemeinde in der Red Box als textsicher. So reihten sich dann in Diamonds Karriere Hit an Hit, von denen einige auch im Repertoire anderer Popgrößen wie etwa Roy Orbison, Elvis Presley, Frank Sinatra oder Shirley Bassey zu finden waren.

Diamonds kulturelle Offenheit würdigt die Tribute Band mit „Soolaimon“ (1970) – einem Produkt aus afrikanischen Klängen sowie Blues- und Gospelelementen. Mit der von Gitarrist Gerry Power akustisch wohltemperierten Begleitung in „Play me“ (2002) und dem schwungvollen „Forever in Blue Jeans“ geht es schließlich in die Pause. Teil zwei der Show startet mit „Hello again“, dem Soundtrack aus dem Film „Jazz Singer“. Der geht tief unter die Haut – was nicht zuletzt am beeindruckenden Solo von Saxophonistin Nichola Pope liegt. 1978 brachte die Musik die ehemaligen Chorsänger Diamond und Streisand wieder zusammen. Ihr „You don’t bring me flowers“ eroberte damals die Spitze der Charts. Fisher Stevens und Kylie Bates liefern hier ein begeisterndes Duett. Das Finale der Show gerät dann zur Party. Treibende Bass-Rhythmen in „America“ und der rockige und mit Country-Effekten gewürzte Titel „Desirée“ reißen auch die zunächst zurückhaltenden Fans von ihren bequemen Stühlen. Die Zugabe „Sweet Caroline“ – ein Hit von 1969, der inzwischen zur Stadionhymne geworden ist, beendet schließlich ein furioses Konzert einer spielfreudigen Band mit zwei gut harmonierenden Sängerinnen Alison Doyle und Kylie Bates. Doch im Mittelpunkt steht unbestritten Diamond-Interpret Fisher Stevens. Die Stimme des Engländers überzeugt mit ihrem tiefen, männlich-herbem Klang. Sein Stil ist geprägt von souveränem Auftreten mit dem Hang zur bisweilen betörend wirkenden Lässigkeit.

Und was gibt es Neues zu Neil Diamond? Er hat nicht nur ein neues Christmas-Album aufgenommen, sondern am Broadway läuft aktuell das „Beautiful Noise – Musical“ und ab Januar 2023 startet die „Hello Again Tribute Show“ im Vereinigten Königreich – also Gelegenheit genug zum Diamond-Live-Erlebnis. Und wer weiß: Vielleicht zieht das mehr Besucher an als in der leider nur zur Hälfte bestuhlten Red Box.

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