Impro-Konzert in Mönchengladbach Mit den Musik-Erfindern auf der Bühne

Mönchengladbach · Beim Sommer-Spezial des Konzertformats „Yes we jam“ ging es hoch her: Fünf Profis improvisierten auf der Bühne im Sparkassenpark, begeisterten mit einzigartigen Stücken – und spielten ohne Pause durch. Das Publikum war ganz nah dran.

 Die Profi-Musiker auf der Bühne – und das Publikum ganz dicht dran: Bei „Yes we jam“ wurde wieder improvisiert. Den Zuhörern gefiel’s.

Die Profi-Musiker auf der Bühne – und das Publikum ganz dicht dran: Bei „Yes we jam“ wurde wieder improvisiert. Den Zuhörern gefiel’s.

Foto: Renate Resch

Freie Musik, wie sie so nie wieder zu hören sein wird, gab es jetzt im Sparkassenpark zu hören. Dabei wurde die Bühne selbst zur Location: Die neue Auflage des Formats „Yes we jam“ war erneut ein voller Erfolg. Bereits in den vergangenen Jahren hatte sich das außergewöhnliche Konzept bewährt. „Seit ein paar Jahren dürfen wir im Sommer im Sparkassenpark, wenn diese große Open-Air-Bühne aufgebaut ist, dieses Impro-Session-Konzert spielen. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagte Veranstalter René Pütz, der vielen als Sänger der Gladbacher Band „Booster“ bekannt ist. „Es ist insofern außergewöhnlich, weil das Stadion leer bleibt.“ Die Zuhörer konnten diesmal ganz nah dran sein und sich quasi direkt zu den Profis auf die Bühne gesellen.

Der Klang auf dieser zehn Meter hohen Open-Air Bühne, auf der Musiker und Publikum gemeinsam standen, war sehr besonders. Zwar war der „Raum“ nach einer Seite hin geöffnet, doch es entwickelte sich ein ganz spezieller Sound.

Die Musik selbst war frei. „Wir wissen nicht, was wir gleich spielen werden“, erklärte der Bassist vor dem Konzert. „Wir wissen weder die Tonart noch das Tempo und wir haben vorher auch nicht darüber gesprochen. Einer beginnt gleich mit irgendetwas – das kann Rhytmus, Sound oder Melodie sein.“ Die anderen Musiker steigen – so das Konzept – darauf ein und überlassen sich der Musik. Und: Auch die Zuhörer lassen sich überraschen.

Die Akteure standen sich im Sparkassenpark gegenüber und schauten sich an, um Kontakt zueinander zu haben und aufeinander eingehen zu können. Es ergaben sich so einzelne Musikabschnitte mit unterschiedlichen Rhythmen und Instrumenten. Jeder Musiker konnte sich so immer wieder vordergründig einbringen oder einfach mitwirken. Insgesamt ergab das eine interessante Mischung – Musik, die eben neu erfunden und einzigartig ist. Alle Musiker waren auf der Bühne mit ganzer Aufmerksamkeit und Herzblut dabei. Geplant waren zwei Sets mit je 50 Minuten und einer Pause zwischendurch. Tatsächlich spielten die Profi-Musiker einfach das gesamte Konzert ohne eine Unterbrechung durch.

Für Musiker, die häufig Jazz spielen oder Erfahrung mit „jazziger“ Musik haben, ist diese Art des Improvisierens nicht neu. Trotzdem bleibt es bei jedem Konzert spannend. Je nach Tagesform unterscheidet es sich für jeden. „Mit einem Ohr muss man bei sich sein, um gut zu spielen, gleichzeitig muss man mit dem anderen Ohr bei den anderen sein und seine Lücke finden“, sagte René Pütz am Rande von „Yes we jam“. „Es ist eine sehr ursprüngliche Form, Musik zu machen.“ Der Sound sei wie eine Kommunikation mit Instrumenten. Jeder komme mal zu Wort, werde von den anderen akzeptiert und gefördert.

Meist sind es vier bis fünf Musiker, die die „Yes we jam“-Konzerte gestalten. „Es ist immer gut in einer Besetzung, die so noch nie zusammen gespielt hat.“ Wichtig ist René Pütz, dass sich die Musiker nicht in der Besetzung kennen, denn das macht es aus seiner Sicht spannender.

Da die Konzerte nicht kommerziell aufgestellt, sondern eher als Clubformat etabliert sind, bedeutet das für den Veranstalter aus Budgetgründen, selbst viele Dinge regeln zu müssen. So schleppen die Musiker die Geländerabsperrungen von der Bühne zum Stadion und bauen Licht und Technik selbst auf. Auch nach der Veranstaltung ist es für sie nicht vorbei – bis etwa 1 Uhr nachts bauen sie alles selbst wieder ab. Ohne den Spaß der Musiker an diesem Format wäre ein solches Engagement sicher nicht möglich.

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