Mendelssohn-Konzert Prachtchor im XXL-Format

Mönchengladbach · In St. Laurentius Odenkirchen gelingt eine mitreißende Aufführung zweier Chorwerke von Mendelssohn Bartholdy. Die Leitung hat Stephanie Borkenfeld-Müllers.

 Das Chorprojekt MG und der Projektchor St. Cornelius Dülken wurden von Stephanie Borkenfeld-Müllers dirigiert.

Das Chorprojekt MG und der Projektchor St. Cornelius Dülken wurden von Stephanie Borkenfeld-Müllers dirigiert.

Foto: Markus Rick (rick)

Engagement, Bereitschaft, Disziplin – diese Tugenden seien eher im Abnehmen begriffen. Was Renate Harnacke vom Rotary Club MG Gero bedauerte. Doch im selben Atemzug bescheinigte die Schirmherrin des Chorkonzerts in der „ausverkauften“ Pfarrkirche St. Laurentius der Chordirektorin Stephanie Borkenfeld-Müllers genau diese Eigenschaften.

Die seit fast 30 Jahren in Odenkirchen wirkende Kantorin hat erneut die Weichen für Innovation gestellt: Indem ihr Chorprojekt Mönchengladbach erstmals mit dem Projektchor St. Cornelius Dülken kooperierte, gelang mit einem Mendelssohn-Programm der ganz große Wurf: 105 Sängerinnen und Sänger füllten die komplette Apsis der Kirche und gewährleisteten ein entsprechend mächtiges Volumen an Singstimmen. Was gut passt zum Anspruch Felix Mendelssohns, der den romantischen Geist um 1840 mit der Rückbesinnung auf Vorbilder aus Barock und Klassik, voran die Chormusik Bachs, verknüpfte.

Mit der Ouvertüre C-Dur von Fanny Hensel würdigten Borkenfeld-Müllers und das Projektorchester, viele davon Mitglieder der Niederrheinischen Sinfoniker, die im Schatten ihres Bruders Felix stehende Pianistin und Komponistin. Ihr Werk erinnert im Stil an den Sinfoniker Beethoven, bei der Aufführung fiel bereits die famose Akustik auf, die ja nicht immer zum Markenkern von St. Laurentius zählt. Es scheint, dass der Zusammenklang dann mustergültig transparent, dynamisch feinstufig und nachhallarm gelingt, wenn nicht allein Langhaus und Seitenschiffe voller Menschen sind, sondern vis-à-vis auch eine Tribüne mit dicht gestaffelten Choristen den Schall bändigt.

Dies galt zur Freude des Publikums auch bei den beiden oratorischen Werken dieses Konzerts. Mit eindeutigen Gesten hielt Borkenfeld-Müllers im Psalm „Wie der Hirsch schreit“ die rund 150 Musizierenden souverän beisammen. Wobei sie klug dosierend in vielen Wochen Probenzeit den Großchor zu einem atmenden Klanggewebe geformt hat – keine Stimmgruppe stach ungebührlich heraus, niemand brachte das Ebenmaß des musikalischen Gobelins in Gefahr. Den fließenden Bögen des Chorsatzes setzte Sopranistin Christine Léa Meier lyrische Soli entgegen, ihr kultiviert eng schwingendes Vibrato sorgte für Hör-Hochgenuss. Die lichte Strahlkraft hielt Meier auch in der Sinfonie-Kantate „Lobgesang“ aufrecht, wobei sie im Duett mit dem Tenor Johannes Klüser und ihrer Ex-Schülerin Julia Müllers (2. Sopran) gute Figur machte. Als der Chor triumphierend mit „Alles, was Odem hat“ einsetzte, mutete dies wie ein grandioses Finale an. Zum Glück folgten bis zum Schlusschor viele weitere Momente, die tief in den Bann zogen. Ovationen!

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