Konzert in Mönchengladbach Die Marvin Frey Group zeigt, wie junger Jazz klingt

Mönchengladbach · Gladbach ist bekannt für Oldtimer-Jazz. Dass es auch anders geht, zeigte die Marvin Frey Group, die mit ihrem Auftritt die diesjährige Reihe von „Jazz am Abteiberg“ abschloss.

 Die Marvin Frey Group bei ihrem Auftritt im Haus Erholung.

Die Marvin Frey Group bei ihrem Auftritt im Haus Erholung.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Der Namensgeber der Marvin Frey-Group ist gerade einmal 28 Jahre alt, und das Gros seiner Mitspieler befindet sich im ähnlichen Alterssektor. Nur Mike Roelofs, Freys ehemaliger Dozent im Nebenfach Klavier, wich als Ersatz für den erkrankten Pianisten altersmäßig ab.  In der spontanen Umbesetzung rundete Roelofs das Quintett energiegeladen ab, zeigte aber ebenso seine behutsame Seite, etwa zur Tonfolge, die wie hingetupft wirkte. „Es heißt oft, Jazz sei altbacken, doch wir haben heute ein Beispiel dafür, dass Jazz auch jung und frisch ist“, betonte Markus Fischer zur Begrüßung im Haus Erholung.

Der Vorsitzende des Jazzclubs Mönchengladbach versprach für das kommende Jahr die Fortsetzung der Reihe „Jazz am Abteiberg“. Nur über den Veranstaltungsort müsse noch genau befunden werden, sagte Fischer mit Blick auf die anstehende Neuaufstellung des Gebäudes. Freunde des Jazz dürften sich dann abermals auch auf junge Musiker am Beginn ihrer Karriere freuen. „Mönchengladbach ist bekannt für Oldtimer-Jazz. Wir versuchen, ergänzend die Bandbreite auch des jungen Jazz zu zeigen. Dabei legen wir Wert auf Top-Niveau und musikalische Hochkaräter, auch wenn sie noch nicht international bekannt sind“, so Fischer.

Mit Einladung der Marvin Frey-Group wurde das Versprechen bestens eingelöst. Die jungen Profis, die ihr Jazzstudium in Maastricht, Köln oder Essen abgeschlossen haben oder kurz davorstehen, überzeugten mit Qualität und Spielfreude. Sie servierten eine ausgewogene Mischung von Arrangements über bekannte Jazz-Standards und Freys Eigenkompositionen. Der Trompeter und Flügelhornist bekennt sich zu den großen Vorbildern Till Brönner, Jazztrompeter aus Viersen, sowie Wynton Marsalis und Freddy Hubbard. In seinen Stücken setzen Trompete und Posaune starke Akzente. Doch in minimalistischer Choreografie gaben Frey und Posaunist Philipp Schittek nach Soli und Einsätzen im Quintett jedes Mal den Blick frei auf das verbleibende Trio und seinen elementaren Anteil am Gelingen.

Das Ensemble zeigte sich temperamentvoll, aber auch besonnen zu lustvoll inszenierten Improvisationen und virtuosen Einsätzen. Das Publikum honorierte angemessen ideenreiche Soli der Musiker. Freys Eigenkomposition „Deep down“ geriet zum persönlichen Statement. Der laut Frey 2017 nach dem Masterabschluss geschriebene Titel strahlte in fein pointierter Darbietung freudige Gelassenheit aus. Der Schlagzeuger setzte hierbei stärker auf Klangfarben denn auf rhythmische Akzente. Die Eigenkomposition „Slash“ pulsierte wieder dynamisch. Als Dank für den begeisterten Applaus wählte die Band für die Zugabe Duke Ellingtons „Just Squeeze Me“. Der Abschied war mit witzigen Akzenten gewürzt.

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