Mönchengladbach Literatur Sieben Todsünden in sieben Tagen

Vier Autoren aus den Niederlanden und Deutschland lesen beim binationalen Literaturfestival „Literarischer Sommer“ in Mönchengladbach.

 Arno van Rijn stellte das Programm des literarischen Sommers 2018 vor.

Arno van Rijn stellte das Programm des literarischen Sommers 2018 vor.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Wer es vorher nicht glauben konnte, dass ein 5200 Seiten langer Roman, der das Dasein in einem mittelprächtigen Büro über Jahrzehnte hin abbildet, keineswegs zum Gähnen ist, sondern sich äußerst unterhaltsam liest, ist seit dem Vorjahr eines Besseren belehrt. Da trug Ronny Tomiska, Mitglied des Schauspielensembles des Theaters Krefeld/Mönchengladbach, im unterirdischen Magazinraum der Zentralbibliothek Kapitel aus dem niederländischen Bestseller „Das Büro“ von J. J. Voskuil vor. Und die Zuhörer kamen aus dem Grienen und Schmunzeln nicht mehr heraus. In unserem Nachbarland ist „Het Bureau“ schon lange Kult-Lektüre. „Vergleichbar mit der Popularität der Harry-Potter-Reihe“, meint Arno van Rijn.

Klar, dass der Leiter der Rheydter Stadtteilbibliothek, der selbst niederländische Vorfahren hat, alles daran setzte, dass es auch bei der 19. Auflage des Literarischen Sommers in Mönchengladbach wieder eine „Büro“-Lesung gibt. Das geschieht am Freitag, 17. August, 19.30 Uhr, in den „Katakomben“ des Carl-Brandts-Hauses an der Blücherstraße. Diesmal wird Ronny Tomiska Passagen aus dem vierten Band der siebenteiligen Monumental-Reihe lesen. Die Handlung spielt Mitte der 1970er-Jahre, wieder in der  Amsterdamer Forschungsstelle für Volkskunde.

14 Städte, zu gleichen Teilen in den Niederlanden und am Niederrhein, beteiligen sich an „dem größten deutsch-niederländischen Literaturfestival“, informiert Arno van Rijn. Es beginnt am 1. Juli in Aachen und endet am 16. September in Kerkrade. Mönchengladbach konnte sich vier der rund 40 Lese-Veranstaltungen sichern. Den Auftakt macht am Dienstag, 31. Juli, 19.30 Uhr, der niederländisch-indische Schriftsteller Ernest van der Kwast. Der 1981 in Bombay (heute: Mumbai) geborene Autor, der mit seinem Roman „Die Eismacher“ bereits viele deutsche Leser gefunden hat, stellt in der Rheydter Stadtteilbibliothek sein neues Buch „Mama Tandoori“ vor. „Es ist ein autobiografisch gefärbter  Roman“, sagt van Rijn, „im Mittelpunkt steht van der Kwasts Mutter.“ Sie tritt als eine Art Matriarchin des Familienclans in Erscheinung.

Begleitet von ihrer niederländischen Übersetzerin kommt die aus Kiel gebürtige Mareike Krügel (41) am 7. August, 19.30 Uhr, ins Carl-Brandts-Haus, um ihr neues Buch, „Sieh mich an“, zu präsentieren. In diesem Alltagsroman schildert die bei Schleswig lebende Autorin einen einzigen Tag im Leben einer scheinbar ganz normalen Frau. Dass ihre Heldin an Krebs erkrankt ist, tönt wie ein verdecktes Ostinato unterschwellig durch den Text, steht aber nicht im Mittelpunkt des Porträts. Krügel bringt ihre Niederländisch-Übersetzerin Bonella van Beusekom mit. Die Besucher erwartet ein spannendes Werkstattgespräch.

Die Lesereihe in Mönchengladbach beschließt Simon Strauß (30), Kulturredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Strauß, Sohn des bekannten Schriftstellers Botho Strauß (73), präsentiert in der Rheydter Bibliothek seinen Romanerstling „Sieben Nächte“. Darin erzählt Strauß von einem jungen Mann in einer Sinnkrise. Um sich seine Empfindungen zu erhalten, plant er eine radikale Erlebnistour, auf der er in sieben Nächten sich jeweils einer der sieben Todsünden hingibt.

Der Eintritt zu den Leseabenden kostet zehn Euro (ermäßigt: acht Euro). Wer auch Veranstaltungen in anderen Städten erleben möchte, erwirbt am besten eine Festivalkarte für 40 Euro (ermäßigt: 30). Neben den Lesungen bietet der Literarische Sommer auch drei Exkursionen zu „Literarischen Spaziergängen“ in Amsterdam. Mehr dazu ist dem Programmheft des Literaturfestivals zu entnehmen oder der Homepage: www.literarischer-sommer.eu.

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