Parcour-Wochenende in Mönchengladbach Kunst-Marathon quer durch die Stadt

Möncehngladbach · Zum Parcours-Wochenende luden etwa 50 Künstler in ihre Ateliers ein. Auch Museen, Galerien und andere Kunstorte waren geöffnet.

 Das Atelier Steinmetzstraße war eines der Ziele, die beim Mönchengladbacher Kunst-Parcour besucht werden konnten. Im Mittelpunkt stand die Kunst in der Stadt in Form von Bildern oder Skulturen.

Das Atelier Steinmetzstraße war eines der Ziele, die beim Mönchengladbacher Kunst-Parcour besucht werden konnten. Im Mittelpunkt stand die Kunst in der Stadt in Form von Bildern oder Skulturen.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Nach der Entdeckerlust war bequemes Schuhwerk zum Parcours-Wochenende die zweitwichtigste Voraussetzung für einen möglichst umfassenden Blick auf die hiesige Kunstszene. Rund 50 Künstler baten in ihre Ateliers und gaben damit eine Route quer durch die Stadt vor. Museen, Galerien und weitere Kunstorte erweiterten das große Spektrum.

Keiner musste den Weg alleine gehen. Die Kunsthistoriker Bernhard Jansen, Eva Caroline Eick und Sigrid Blomen-Radermacher boten fachkundige Einführungen zu Touren mit unterschiedlichen Schwerpunkten an. Im Köntges an der Waldhausener Straße trafen Benedict A. Johnson und Kai Welf Hoyme als sehr unterschiedliche Temperamente aufeinander. Der am Niederrhein heimisch gewordene Nigerianer Johnson zeigte vorwiegend expressive Farbmalerei über Variationen abstrahierter Grundformen wie auch figürliche Silhouetten zum Thema Menschheitsentwicklung. Die Zurückgezogenheit im hinteren Teil des Gebäudes entsprach dem stilleren Charakter in Kai Welf Hoymes Arbeiten mit Film-Stills und akustisch unterlegtem Film. In Ausschnitten reflektiert der 39-Jährige im Wechsel von scharfen und unscharfen Einstellungen die Biographie der Mutter mit Verbindungen zur Landschaft des Niederrheins und seiner Menschen.

 Im leer stehenden Verwaltungstrakt an der Brucknerallee zeigten Marina Lörwald, Lothar Zeuch und Andreas Blum ihre Werke.

Im leer stehenden Verwaltungstrakt an der Brucknerallee zeigten Marina Lörwald, Lothar Zeuch und Andreas Blum ihre Werke.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Nach Besteigung der Waldhausener Straße mit Seitenblicken auf die kürzlich eröffnete Kunstroute Altstadt und Murals der Aktion „HomeStreet Home“ boten sich am Alten Markt die fußläufig kurzen Wegstrecken zur Citykirche und zum Museum Abteiberg an. Ein bisschen mehr Energie, dafür auf abwärts führender Straße, forderte der Besuch des Ateliers Steinmetzstraße. Dort erinnerten die in Christiane Behrs Werkstatt zum Turm gestapelten Objekte an deren Workshop im Rahmen der Kunstaktion rund um den bunten Teppich für Rheydt. Behr umspielt in Schichtungen von Wachs und Harzen Transparenz und diffuses Licht. Das bildimmanente Licht erhöht sie zuweilen durch integriertes LED-Licht. Da ihr der künstlerische Austausch ein Anliegen ist, gewährte sie einzelnen Arbeiten der Künstlerkollegen Wolfgang Hahn, Christa Hahn, Klaus Schmitt und Alex Hermanns Quartier. Wer neugierig geworden war, konnte die vier andernorts ausführlicher kennenlernen. Unter einem Dach mit Behr zeigte Lars Wolter geometrisch aufgebaute Objekte in fast durchweg monochromer Farbgebung. Seine geschichteten Papierarbeiten kehren die fordernde Gegenwärtigkeit der Objekte in eine minimalistisch ausgeprägte Tiefenwirkung um.

Eine wiederum andere Erfahrungswelt eröffnete sich einen Raum weiter beim Betrachten von Ellen Katterbachs fotografischen Bildern, die eine geheimnisvolle Verletzbarkeit ausstrahlen. Die Künstlerin setzt Fotofunde einem Patinierungsprozess aus, der den natürlichen Alterungsprozess beschleunigt und zur neuen Ästhetik reifen lässt. Inspiriert von Goyas Zyklus „Desastres de la Guerre“ zog eine Etage höher Ulle Krass´ Werkgruppe aufgespießter Keramikköpfe die Blicke auf sich. „Schmerz, Alter und Tod sind Teil unseres Lebens“, sagte Krass, die auch Einblick gewährte in ihre aktuelle Vorbereitung für die kommende Ausstellung „Das letzte Hemd“ in der Grabeskirche.

 Brigitte Zarms Atelier glich in der Verbindung von Werkschau und inhaltlicher Aufbereitung einer Rauminstallation, die einfühlsam in die Vielschichtigkeit der neuen Objektgruppe zu den unterschiedlichen Seiten der Natur einführte. Während des Parcours bot der leerstehende Verwaltungstrakt an der Brucknerallee 7 Lothar Zeuch, Andreas Blum und Martina Lörwald eine Heimstatt. Zeuch zeigte Beispiele seiner Auseinandersetzung mit geometrischen und natürlichen Strukturen in Reihungen und Abläufen. Zu seinen farbintensiven Gemälden mit pastos abgesetzten Schwüngen erklärte Blum. „Es geht mir um das Verhältnis der Farben zueinander und zum Raum“.

Martina Lörwalds Auswahl der Eislandschaften ließ eindrucksvoll nachvollziehen, wie Ölfarbe und Mischtechniken die Anmutung von Transparenz und Struktur sehr unterschiedlich prägen. Die neuesten Bilder zum Thema Eislandschaft sind farbiger geworden. „Das liegt wohl an der Klimaproblematik, die mich umtreibt. Das Eis schmilzt, es wird farbiger“, sagt Lörwald dazu. In ihren Bildern symbolisiert die Künstlerin Bedrohung über nebulös verfremdete Szenerien auf geneigten oder vereisten Standflächen.

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