Kultur in Coronazeiten Klassik aus der heimischen Küche

Mönchengladbach · Die Musikschule unterrichtet online, die Kulturküche lädt zu Wohnzimmer-Sessions ein, und die Niederrheinischen Sinfoniker haben sich ebenfalls im musikalische Homeoffice eingerichtet.

 Musikalischer Gruß von Maria del Mar Vargas und Robin Liebwerth aus Mozarts „Zauberflöte“. Er ist auf Facebook unter #deinesinfonie zu sehen und zu hören.

Musikalischer Gruß von Maria del Mar Vargas und Robin Liebwerth aus Mozarts „Zauberflöte“. Er ist auf Facebook unter #deinesinfonie zu sehen und zu hören.

Foto: Screenshot/Facebook

Die Kultur ist ins Wohnzimmer umgezogen. Ein paar Hausbesuche.

# deinesinfonie Die Niederrheinischen Sinfoniker haben sich zu Hause eingerichtet. Von dort lassen sie den Klassikfans Kostproben zukommen. Teil zwei des musikalischen Homeoffice ist jetzt auf Facebook zu hören und zu sehen. Der Gruß aus der Musikküche kommt diesmal von Maria del Mar Vargas (Violine) und Robin Liebwerth (Gesang). Sie spielen eine textlich veränderte Version des Geharnischten-Duetts aus Mozarts „Zauberflöte“, die vor kurzem noch in Hightech-Variante auf der Bühne zu sehen war.

„Es lohnt sich, jetzt regelmäßig auf Facebook zu schauen“, sagt Eva Ziegelhöfer, Sprecherin der Sinfoniker. „Für die Grüße aus dem Homeoffice wird es keinen festen Rhythmus geben, sondern immer mal wieder kleine Überraschungen.“ Den ersten musikalischen Gruß hatten Dario Portillo Gavarre (Flöte), Yoshihiko Shimo (Oboe), Jens Singer (Klarinette), Philipp Nadler (Fagott) und Cecilie Schwagers (Horn) geschickt. Sie spielten Ugrós aus den alten ungarischen Tänzen von Ferenc Farkas. „Die Musiker denken sich besondere Stücke aus“, sagt Ziegelhöfer, die auch ins Homeoffice umgezogen ist. „Das Theater gleicht einem Geisterhaus. Wir hoffen alle, dass der Spuk bald vorüber ist.“ Nicht nur den Musikern fällt die kulturelle Abstinenz schwer: „Von der Theaterkasse höre ich, dass unsere Zuschauer ganz bestürzt sind. Auch für sie ist ein Stück Lebensinhalt weggebrochen.“

# Instrument lernen online „Was muss ich machen? Meine Geige ist verstimmt!“ Den Anruf bekam Bridget King, Geigenlehrerin der Musikschule. In so einem Moment wird Online-Geigenunterricht zur Herausforderung, denn normalerweise stimmt die Lehrerin das Instrument. „Ich habe über Skype Anweisungen gegeben, sie musste selbst die Wirbel drehen.“ Aber auch das klappte. Viele Lehrer der Musikschule machen aus der Not eine Tugend und unterrichten von zu Hause aus. „Jetzt haben die Kinder so viel Zeit zum Üben wie nie“, sagt Musikschulleiter Christian Malescov. Zwar würden alle noch mit der Technik kämpfen. „Aber die Kinder machen begeistert mit.“ Anders als bei den Aufgaben, die alle Kinder für die Schule erledigen, profitieren sie beim Musikunterricht vom direkten Feedback der Lehrer. „Ich habe nach ein paar Minuten völlig vergessen, dass wir nur skypen“, sagt Charlotte Heimgärtner (14). Der Unterricht sei genauso streng und witzig wie immer gewesen. „Bei jedem schiefen Ton lief ein weinender Smiley über den Bildschirm.“

 # Bügelbrett als Ballettstange

„Wenn ihr Quatsch macht, stelle ich euch auf stumm.“ Ballettunterricht via Zoom-Videokonferenz hat Vorteile. Natürlich hat Tanz- und Theaterpädagogin Lara Diez die Drohung als Spaß gemeint. Ihre Schüler machten engagiert mit. Die Kinder vom Theaterkurs nutzten ihren Online-Unterricht kreativ: Beim Gegenstände raten durften auch ein lebender Goldhamster und ein ziemlich zappeliger Hase mitspielen. Der Ballettkurs für Erwachsene lief fast schon routiniert: „Deine Arme hängen wie weichgekochte Spaghetti“ und „Beim Plié bitte keinen Enten-Po“, bekamen die Teilnehmerinnen über den Bildschirm zu hören. Dort sah man auch, wie eine Teilnehmerin eine Pause füllte: Sie hängte im Wohnzimmer Wäsche auf.

# stayathome Die Kulturküche wird jede Woche eine Live-Session in die Wohnzimmer schicken. Am Mittwoch, 2. April, 19 Uhr, wird die Indie-Rockband The Cosmic Pop Show spielen. Aufgenommen wird der Gig im Wohnzimmer eines Bandmitglieds. Vorerst bis Ende April gibt es jeden Mittwoch einen Konzert-Livestream bei Facebook. Wer dann gerade keine Zeit hat, kann sich den Auftritt später anschauen. Liken und kommentieren sind ausdrücklich erwünscht.

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