Mönchengladbach Ein Abend auf der Couch – mal anders

Mönchengladbach · Eine Premiere: Slammer Jepe Wörz, Krimiautor Arnold Küsters und das Niederrhein-Trio „Hier geht was“ gaben sich ein Stelldichein im Möbelladen des Volksvereins.Die Gäste machten eine ganz neue Couch-Erfahrung.

 Der Poetry Slammer Jepe ist zurück aus der Elternzeit. Die Erlebnisse mit seinen beiden Kindern packte er in lebhafte Reime. Außer ihm waren Arnold Küsters und die Bluesband „Hier geht was“ zu erleben.

Der Poetry Slammer Jepe ist zurück aus der Elternzeit. Die Erlebnisse mit seinen beiden Kindern packte er in lebhafte Reime. Außer ihm waren Arnold Küsters und die Bluesband „Hier geht was“ zu erleben.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

So ein Abend auf dem Sofa, das hat doch was. Dachten sich ziemlich viele Leute und pilgerten am Mittwochabend zum Volksverein an der Geistenbecker Straße. Fläzen sich mit einem Getränk nach Gusto auf die dort in Fülle herumstehenden Polstermöbel und wenden Herz und Sinn der freundlich improvisierten Bühne zu. Diesmal gibt’s nicht nur „Mord auf der Couch“, wie schon einige Male zuvor und demnächst wieder (mit der Gladbacher Autorin Jutta Profijt am 8. November). Diesmal zieht Volksverein-Geschäftsführer Hermann-Josef Kronen ein neues Format aus dem Ärmel: den „Kriminell bluesigen Poetry-Slam Abend“. Wir sitzen bequem, das Möbel ist erstklassig und sogar noch ein bisschen schick dabei, Selbstabholer-Preis 120 Euro.

Von Jepe Wörz hat man lange nichts gehört. Der Gladbacher Poetry Slammer, was so etwas ist wie ein Dichter mit Sendungsbewusstsein und Faible für Selbstdarstellung, hatte gewissermaßen Elternzeit. Was ihn nicht hindert, die Erlebnisse mit seinen beiden Lütten in lebhaften Reimen und agitativen Rhythmen zu Papier zu bringen. Er mischt eine Prise Weltschmerz, Machotum und Selbstmitleid hinein in diese mal kurzen, mal prosaischen Verse. Provoziert, animiert und bringt es auf den Punkt. Der heißt auch mal: „Es lebt sich gut in der weiblichen Tyrannei“. Jepe Wörz inszeniert sich amüsant am Rednerpult zwischen Wasserglas und Zettelkasten, den seine Liebste ihm mitgegeben hat. Der Ordnung halber.

Nach dem Slammer die Blueser. „Hier geht was“ sind drei Niederrheiner in Herz und Mundart, denen Stephan Schwiers die rauchige Stimme gibt. In der Mitte der beiden Gitarristen (neben Schwiers zupft Manna Meurer so manches Solo) hockt Achim Guse am teils ohrenfreundlich mit Tischdecken gedämpftem Schlagwerk. Die Texte sind originell, die Musik weniger. Aber es schaut schon mal Arnold Küsters herein, mit seiner Mundharmonika. Und das klingt dann gar nicht mal übel...

Dieser Arnold Küsters, der auf Plakaten für den Volksverein wirbt, hat zunächst immer mal wieder unter Stephan Schwiers’ running-gag-mäßigen Lästereien zu leiden. Ist aber gar nicht so schlimm. Denn dessen Behauptung, auf den Plakaten sähe er mindestens zehn Jahre jünger aus, kriegt Küsters als Kompliment für den Fotografen gewendet, der ja auch gleichzeitig als Geschäftsführer des Volksvereins fungiert. Und so schlimm ist es ja auch gar nicht. Denn Küsters ist vor allem als Krimiautor da. Er hat Heimspiel. Und präsentiert eine erfrischende Bandbreite seiner Texte. Die zielen die sentenziösen, kurzen und knappen Gedichte in Richtung Heinz Erhard. Die Kurzgeschichten wimmeln vor kriminalistischen Details, die die Zuhörer gekonnt und durchaus mit einem Augenzwinkern auf manch falsche Fährte locken. Küsters Vortrag ist plastisch, pointiert, nahe am Schauspiel. Und unterhaltsam.

Die Gäste des Premieren-Abends jedenfalls finden diese Couch-Erfahrung, bei der mal nicht die Glotze an ist, ziemlich amüsant. Man schäkert miteinander, ist gemütlich. Auf dem einen oder anderen Sofa geht es auch mal regelrecht kuschelig zu. Kann man getrost fortsetzen, dieses Format.

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