Mönchengladbach Ausstellung Britta Thie holt die Stadt ins Museum

Möncehngladbach · „Powerbanks“ heißt der Film, der ab morgen im Elektromarkt Saturn und im Museum Abteiberg gezeigt wird. Die Künstlerin hat die Geschichte mit Jugendlichen im Minto, im Skulpturengarten und in der Sammlung gedreht.

 Britta Thie auf einer der Powerbanks im Museum Abteiberg. Auf dem großen Monitor läuft der Film, den sie bei Saturn, im Minto, im Skulpturengarten und im Museum Abteiberg mit Jugendlichen gedreht hat, die sie im Einkaufszentrum kennenlernte.

Britta Thie auf einer der Powerbanks im Museum Abteiberg. Auf dem großen Monitor läuft der Film, den sie bei Saturn, im Minto, im Skulpturengarten und im Museum Abteiberg mit Jugendlichen gedreht hat, die sie im Einkaufszentrum kennenlernte.

Foto: Isabella Raupold

Rosa hat ihr Sketchpad verloren. Agan hilft ihr bei der Suche. Ohne Erfolg. Mit den QTs, drei arroganten Zimtzicken, hat Rosa totalen Stress. Ihr eigenes Outfit und ihre Lebensart stehen im krassen Gegensatz zu den Idealen, denen die QTs nacheifern. Die Modepüppchen sind ständig online, präsentieren sich gern im hippen Fummel, inszenieren ihr Dasein. Und das findet weitgehend im Minto statt. Zwischen Rosa und Agan funkt es, es wird romantisch. Die beiden treffen sich im Skulpturengarten, sie gehen ins Museum Abteiberg, schauen sich Kunst an und landen im grünen Vortragssaal. Agan schenkt Rosa ein neues Sketchpad. Die QTs lauern ihnen auf und „löschen“ Agan mit einem Mausklick. Rosa ist alleine.

Vor zwei Jahren kam Britta Thie zum ersten Mal nach Mönchengladbach. Sie war mit einer spektakulären Arbeit in der Ausstellung „Von den Strömen der Stadt“ im Museum Abteiberg vertreten. „Damals bin ich zum ersten Mal im Minto gewesen“, sagt die junge Künstlerin. Sie sah die Jugendlichen, die ihre Freizeit auf den Sitzmöbeln verbringen, wo sie ihre Handys und Powerbanks aufladen können – „und irgendwie auch sich selbst“, sagt Britta Thie. Spannend fand sie das – und pittoresk. Sie nahm zu einigen der jungen Leute Kontakt auf. „Und in den Gesprächen hat sich eigentlich schon ganz schnell der Plot für meine Geschichte entwickelt.“

Und die beginnt im Elektromarkt Saturn. „Es ist eine völlig neue Art von Kunst, mit der wir es zu tun haben“, sagt Museumsdirektorin Susanne Titz. Die Kunst müsse sich den Veränderungen stellen, die die digitalen Medien geschaffen haben. Und so verbindet der Film „Powerbanks“ das zentrale Einkaufszentrum mit dem Museum und umgekehrt. Denn der Film von Britta Thie wird sowohl bei Saturn als auch im Museum gezeigt – an beiden Drehorten also.

Zu bestimmten Zeiten werden die üblichen Aquarium-Bilder von den Bildschirmen im Elektromarkt verschwinden. Und dann erleben die Kunden etwas Neues, Ungewohntes. Sie können die QTs beobachten, die auf einer Galerie des Einkaufszentrums aufreizend tanzen, die sehen Rosa, die umherläuft auf der Suche nach ihrem Sketchpad, sie werden die Krass-Boys erleben, die sich in der Mall treffen und rituell begrüßen. Sie sind dabei, wenn sich Rosa und Agan im Skulpturengarten des Museums verlieben. Eine Teenage-Soap-Opera!

Britta Thie holt mit ihrem künstlerischen Eingriff das Museum Abteiberg in die Öffentlichkeit des Elektronikmarktes, und das Minto landet mitten im Museum. Da werden ab morgen fünf „Minto“-Bänke stehen, vor jeder steht ein Monitor. Jede Bank ist einer der handelnden Personen zugeordnet. Die Powerbanks sind in den Farben gehalten, die die Protagonisten in ihrem Kleidungsstil bevorzugen. Sie heißen Powerbank Rosa, Powerbank Agan, Powerbank QTs, Powerbank Krass Boys und Powerbank Alice in Blockchains. Letztere ist Britta Thie zugeordnet, die im Film als eine Art dezentralisierter Engel auftaucht.

„Der Bezug zur Stadt ist ein ganz wichtiger Aspekt“, sagt die Künstlerin, die 1987 in Minden geboren wurde, Meisterschülerin von Hito Steyerl an der Universität der Künste Berlin war, und heute eine Professur für Performance an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main innehat. Und ganz besonders wichtig ist ihr: „Menschen unter 20 müssen im Museum keinen Eintritt bezahlen.“ Bei Saturn ist der Film zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen. Natürlich ohne Eintritt.

Am morgigen Samstag, 23. Juni, beginnt die Ausstellungseröffnung um 16 Uhr im Saturn-Techno-Markt im Minto, von 18 bis 20 Uhr findet anschließend die offizielle Eröffnung mit Ansprachen im Museum Abteiberg statt. Am Sonntag, 24. Juni, wird ab 12 Uhr zum Gespräch mit Britta Thie und den Mitwirkenden des Films eingeladen.

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