Künstler in Mönchengladbach Wie Klaus Angeli Acrylbilder mit dem Spachtel rakelt

Mönchengladbach · Nach 45 Berufsjahren konnte er vorzeitig in Pension gehen, seitdem malt Klaus Angeli intensiv. Momentan sind seine Bilder im Rheydter Kunstfenster zu sehen. Wie seine Kunst entsteht, und wo er noch ausstellt.

 Im kleinsten Atelier der Stadt stellt Klaus Angeli gerade seine Werke aus. Ein gelegentlicher Blick lohnt sich, denn sie wechseln regelmäßig.

Im kleinsten Atelier der Stadt stellt Klaus Angeli gerade seine Werke aus. Ein gelegentlicher Blick lohnt sich, denn sie wechseln regelmäßig.

Foto: Jörg Knappe

Schon im Kindergarten faszinierten Klaus Angeli Linien, daran kann sich der 67-jährige Pensionär gut erinnern. In der Schulzeit sei er dann weniger kunstaffin gewesen. Das hat sich grundlegend geändert. Seine Wohnung ist Kunst. Es gibt kaum eine Stelle an der Wand, an der kein Bild hängt. Großformatig und farbenfroh sind seine Gemälde. Schillernd in der Farbkomposition und präzise in der Ausführung.

Der Autodidakt wollte 2014 „ein schönes großes Bild“ haben, das Farbe in seine Wohnung bringt. Das war der Beginn einer großen Leidenschaft, die das Malen in ihm ausgelöst und bis heute nicht wieder losgelassen hat. Immer wenn er Lust hat, zieht er sich in sein Malzimmer zurück. Er arbeitet an einem großen Tisch. Als Auflage für die Leinwand hat er sich eine höhenverstellbare Halterung gebaut, die er individuell an die Position des Bildes anpassen kann. „Ich habe auch eine große Staffelei, aber die ist unpraktisch und deswegen im Keller“, sagt Angeli.

Er arbeite mit der sogenannten Rakel-Technik, dabei wird die Farbe mit einem Spachtel aufgetragen. Seine Acrylfarben seien ganz bewusst pastös, also dickflüssig. Damit könne er die gewünschte Struktur schaffen. Streicht man über sein Bild – der Künstler erlaubt ausdrücklich, seine Kunst zu berühren – kann man die erhabene Ausführung fühlen. In vielen Arbeitsschritten trägt er das Material mit kleinen Handbewegungen auf. Es entsteht ein Kaleidoskop aus volltönigen Farben. Intensives Orange, leuchtendes Rot, strahlendes Gelb. Wann er sich für welche Farbkomposition entscheidet, ist stimmungsabhängig. Es gibt auch Werke mit einem hohen Lila- und Blau-Anteil. Obwohl diese Gemälde sehr kleinteilig angelegt sind, wirken sie nicht unruhig. „Und bei jeder Betrachtung entdecke selbst ich immer wieder neue Dinge. Mal sieht eine Stelle aus wie eine Nase oder eine Blume, ein Vogel oder ein Gesicht.“

 In Klaus Angelis Wohnung ist kaum ein Platz an der Wand frei.

In Klaus Angelis Wohnung ist kaum ein Platz an der Wand frei.

Foto: Angela Pontzen

Er habe sich allerdings nicht auf einen Malstil festgelegt. So hat er auch ein Linienbild gemalt und sich an seine ersten Versuche im Kindergarten erinnert. Im Nassverfahren entstehen oft großflächige Bilder, die eine Farbe Ton-in-Ton fließen lassen. Gerne verwende er auch Effekte wie Silberstreu oder Sand, um Struktur zu schaffen. „Besucher von Ausstellung sehen dann ganz unterschiedliche Dinge in ein und dem selben Bild. Der eine sieht das Weltall, der andere das Meer“, der ehemalige Polizei-Fotograf. Deswegen sei er auch dazu übergegangen, seine Bilder nur noch auf der Rückseite zu signieren. Denn er möchte es dem Betrachter überlassen, aus welchem Blickwinkel er es betrachtet und sich an die Wand hängt. Damit das Bild zusammen mit dem Rahmen eine perfekte Kombination eingeht, macht er seine Rahmen selbst. „Da bin ich sehr penibel, und die Qualität, die man kaufen kann, reicht mir nicht.“ Er baut sogenannte  Schattenfugenrahmen. Mit der Eigenproduktion könne er den Fugenabstand zum Bild selbst bestimmen. Bei den gekauften seien sie ihm immer zu klein.

 Extra für das Kunstfenster hat der Künstler auch kleinformatige Werke geschaffen.

Extra für das Kunstfenster hat der Künstler auch kleinformatige Werke geschaffen.

Foto: Angela Pontzen

Momentan ist seine Kunst im Rheyter Kunstfenster an der Hauptstraße 125 zu sehen. Alle sieben bis zehn Tage zeigt er dort neue Arbeiten – noch bis zum 5. November. Immer sonntags ende die Ausstellungszeit und dann gebe es eine feierliche Schlüsselübergabe an den nächsten Künstler. „Dazu gibt es ein Gläschen Sekt“, sagt Angeli.

 Die neuesten Arbeiten des Künstlers sind aus Epoxid-Harz hergestellt.

Die neuesten Arbeiten des Künstlers sind aus Epoxid-Harz hergestellt.

Foto: Angela Pontzen

Für diese Ausstellung hat der Autodidakt erstmals kleinformatige Bilder gemalt, denn die Fläche ist nur 125 an 80 Zentimeter groß. In den vergangenen neun Jahren sind seine Werke in zahlreichen Ausstellungen gezeigt worden: in Gladbach regelmäßig im Nasser Stall, in verschiedenen Arztpraxen und vor allen mit der Künstlergruppe Spektrum, dessen Mitglied Angeli ist. Vertreten war er auch in Düsseldorf, im Franziskanerkloster Kempen und bei der Künstlerbörse sowie beim Art-Festival in Viersen.

Erstmals wird ab am 26. Oktober in der Stadtsparkasse am Bismarckplatz auch seine neueste Kreation zu sehen sein. Aus gefärbtem Epoxid-Harz gießt er in mehreren Schichten 20 Kilogramm schwere Würfel. Diese können von innen beleuchtet werden und zaubern stimmungsvolles Licht.

„Meine Grundidee war schon immer, auch als Fotograf, mit Licht zu malen. Jetzt male ich mit Licht und Farbe.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort