Konzert im Rathaus Konzert des Art Ensembles im Rathaus

Mönchengladbach · Miro Dobrowolny hat sein nächstes Werkstattkonzert unter das Thema „100 Jahre – Ende des Ersten Weltkriegs“ gestellt. Der Komponist hat Texte von Soldaten vertont, die sich zwischen Aufbegehren und Sarkasmus bewegen.

 Der Musiker und Komponist Miro Dobrowolny hat sein nächstes Werkstattkonzert vorbereitet.

Der Musiker und Komponist Miro Dobrowolny hat sein nächstes Werkstattkonzert vorbereitet.

Foto: Inge Schnettler

Diesmal ist der Erste Weltkrieg das Thema. Genauer: sein Ende. Miro Dobrowolny hat in Briefen und Texten von Soldaten gestöbert – und Erstaunliches zutage befördert. „Die Texte bewegen sich zwischen Aufbegehren und Sarkasmus“, sagt der Komponist und Musiker. Beispiel gefällig? Ein unbekannter Soldat hat in Abwandlung der preußischen Volkshymne folgendes Gedicht aufgeschrieben: Heil dir im Siegerkranz! Kartoffeln mit Heringsschwanz. Heil Kaiser dir! Friss in des Thrones Glanz die fette Weihnachtsgans. Uns bleibt der Heringsschwanz – in Backpapier. „Diesen Text werden wir zur Melodie von ,God save the Queen’ singen“, sagt Dobrowolny. Wir – damit meint er sein Art Ensemble NRW, das für Freitag, 29. Juni, ab 19.30 Uhr ins Rathaus Abtei zum Werkstattkonzert einlädt. Das Thema: 100 Jahre – Ende des Ersten Weltkriegs.

„Während dieses Krieges sind 29 Milliarden Briefe zwischen Front und Heimat hin- und hergeschickt worden“, sagt Miro Dobrowolny. „Die Feldpost funktionierte hervorragend, man wusste, wie wichtig der Kontakt zwischen den Soldaten und ihren Lieben daheim war.“ Die riesige Flut der Schreiben habe die Zensur nicht bewältigen können, daher seien auch Schmähtexte gegen Militär und Vaterland durchgegangen. Die Soldatenbriefe sind im Internet zu finden, sie werden derzeit aufgearbeitet. „Das ist ein spannendes Thema“, sagt Dobrowolny.

Das Konzert im Rathaus hat er nach dramaturgischen Gesichtspunkten zusammengestellt. Zu Beginn des Abends werden die Gäste Robert Schumanns „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein“ hören. „Der Text von Nikolaus Becker ist echt heftig, er strotzt vor Nationalismus und Patriotismus“, sagt Miro Dobrowolny. Auf Robert Schumann folgt die Suite „Histoire du soldat“ von Igor Stravinsky.

Dann wird es drei Uraufführungen von Kompositionen Dobrowolnys geben. „Soldier Tales“ nennt er sie. Das erste Stück basiert auf den Text des französischen Soldaten Maurice Drans. „Ich habe den französischen Text vertont, die deutsche Übersetzung wird rezitiert.“ Dann folgt ein Song, den der Musiker basierend auf einem Text von Karl Kraus „Der sterbende Soldat“ komponiert hat. „Hauptmann, hol her das Standgericht! Ich sterb für keinen Kaiser nicht! Hauptmann, du bist des Kaisers Wicht! Bin ich tot, salutier’ ich nicht! ... Hauptmann, du bist nicht bei Verstand, dass du mich hast hierher gesandt. Im Feuer ist mein Herz verbrannt, Ich sterbe für kein Vaterland!“

Der letzte Teil des Konzerts ist in Anlehnung an das Mohnblütengedicht „In Flanders Fields“ von John McCrae entstanden, das zu einem internationalen Symbol des Erinnerns wurde. Der kanadische Soldat hatte es nach dem Tod seines Freundes geschrieben, der gefallen war und seine letzte Ruhe in einem Grab auf einem Feld mit blutroten Mohnblumen gefunden hatte.


Der Eintritt zum Konzert am Freitag ab 19.30 Uhr im Rathaus Abtei mit dem Art Ensemble NRW, Lorenz Rommelspacher und dem Chorstudio MG kostet 8 Euro. Gäste unter 18 zahlen nichts.

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