Musik in Mönchegladbach Konzert zum Abschluss der Jüdischen Kulturtage

Rheydt · Semjon Kalinowsky (Bratsche) und Konrad Kata (Orgel) boten in der evangelischen Hauptkirche Rheydt ein stimmiges Programm.

 Mit einem Konzert in der evangelischen Hauptkirche in Rheydt endeten die Jüdischen Kulturtage.

Mit einem Konzert in der evangelischen Hauptkirche in Rheydt endeten die Jüdischen Kulturtage.

Foto: Nina Jedrychowski

Mit Bratsche und Orgel endeten die diesjährigen jüdischen Kulturtage in Mönchengladbach. Das ist insofern etwas Besonderes, als in der jüdischen Musik die Orgel umstritten ist.

Während einerseits die Orthodoxie den Einsatz einer Orgel in der jüdischen Liturgie entschieden ablehnt, gab es in Deutschland vor 1938 ganz selbstverständlich Synagogenorgeln in den liberalen deutschjüdischen Gemeinden. Und es gab einen fruchtbaren stilistischen Austausch zwischen europäischen, christlichen und jüdischen Musikrichtungen. Hier knüpfte das Konzert „Synagoge trifft Kirche“ mit Semjon Kalinowsky (Bratsche) und Konrad Kata (Orgel) in der Evangelischen Hauptkirche Rheydt an – in Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

Semjon Kalinowsky ist nicht nur ein vorzüglicher Bratschist, er liebt es auch, in Archiven nach wenig bekannten Kompositionen zu stöbern. Und da fand er, was er suchte: Kompositionen, in denen romantische europäische Musik und traditionelle jüdische Wendungen wie übermäßige Ganztonschritte zu einer neuen Einheit finden. Von Maurice Ravel stammte ein „Kaddish“, von Max Bruch „Kol Nidre“, ein Gebet am Vorabend des Jom Kippur, des höchsten jüdischen Feiertages. Teils schwermütige, teils heitere israelische Melodien steuerte Joachim Stutschewsky bei (Legend, Raindrops, Wanderer‘s Song).

Drei Werke für Orgel Solo stammten aus drei verschiedenen stilistischen Bereichen. Mit Johann Sebastian Bach („Wenn wir in höchsten Nöthen sein“) wurde ein Höhepunkt christlicher Kirchenmusik erreicht, Felix Mendelssohn-Bartholdy (Präludium und Fuge d-moll) verehrte Johann Sebastian Bach und verband Bachsche Einflüsse mit eigenen Impulsen, Louis Lewandowski (Fest-Präludium A-Dur) komponierte für deutschjüdische liberale Gemeinden.

Die Wilhelm-Sauer-Orgel aus dem Jahre 1902 erwies sich als ideales Instrument für die romantischen Werke, wobei Kata auch die barocken Komponisten wie Bach und seinen Zeitgenossen Benedetto Marcello (Kirchensonate G-dur) ansprechend zu registrieren verstand.

Ausdrucksvoll, mit intensiver Tonbildung spielte Semjon Kalinowsky die gefühlvollen Kantilenen, so auch in Rheinbergers Präludium c-moll oder Joseph Sulzers Sarabande.

Das stimmige Programm und die tadellose Wiedergabe stießen in der Hauptkirche auf ein dankbares Publikum, das als Zugabe noch ein getragenes Grave des in Haarlem geborenen Kirchenmusikers Jan Bender (1909-1994) hörte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort