Kultur in Mönchengladbach Mitreißende Arien und Obst beim Konzert der fünf Tenöre

Mönchengladbach · Der Abend in der Kaiser-Friedrich-Halle zeigte, wie unterhaltsam ernste Opernstücke sein können, wenn sich die Musiker selbst nicht zu ernst nehmen.

Die fünf Tenöre sorgten beim Konzert in der KFH für musikalische Höhepunkte und überraschende Momente.

Die fünf Tenöre sorgten beim Konzert in der KFH für musikalische Höhepunkte und überraschende Momente.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

In den Gängen der Kaiser-Friedrich-Halle (KFH) lag noch Musik in der Luft, als das Konzert „Die Nacht der fünf Tenöre“ schon vorbei war. Auf dem Weg zur Garderobe konnte man manche Gäste beschwingt summen hören. Die fünf Tenöre und die Sopranistin Andrea Hörkens hatten das Publikum gerade mit ihrer dritten Zugabe in den Abend verabschiedet. Ein deutsch-italienischer Mix des Liedes „Time to say goodbye“ bildete den Abschluss des unterhaltsamen und musikalisch hochprofessionellen Konzertes, das noch lange nachhallte.

Puccini, Verdi, Dvorak oder Leoncavallo waren nur einige der Komponisten, aus deren Repertoire die fünf Sänger an diesem Abend schöpften. Auch mit einer eher unbekannten Oper von Puccini machten sie ihre Gäste vertraut: „La Fanciulla del west“. Bei der Uraufführung vor 112 Jahren sang der berühmte Tenor Enrico Caruso die Hauptrolle. „Gassenhauer“ wie „O sole mio“, „Vincero“ oder „Funiculì, funiculà“ standen ebenso auf dem Programm der fünf Tenöre. Eine Erkenntnis des Abends: Operntenöre können sich auch die leichte Muse leisten.

Vincenzo Sanso entwickelte sich dabei schnell zum Publikumsliebling. Er überzeugte durch seinen emotionalen Vortrag, seine Stimmgewalt und seine Faxen. Dies war eine weitere Erkenntnis des Abends: Opernarien, so dramatisch sie oft sind, können auch Spaß machen. Sanso spielte die Karikatur des Tenors in Reinform. Der Sänger trat übertrieben selbstbewusst auf die Bühne, flirtete mit Andrea Hörkens, richtete seine Haare in der Glatze seines Kollegen Yvailo Yovchev und stopfte auch schon mal den Mund von Emil Pavlov neben ihm mit einer rasch aus der Tasche gezogenen Banane, damit auch er „einmal an die Reihe kommt“. Das Publikum forderte er zum Schweigen oder zum verstärkten Klatschen auf. Die Zuhörer liebten ihn, ebenso wie seine Kollegen Orfeo Zanetti, Luigi Frattolo, Emil Pavlov und Yvailo Yovchev. Seit inzwischen 15 Jahren touren die Tenöre in wechselnden Besetzungen mit ihrem Klassik-Programm durch Deutschland. Sie zeigten auch in Mönchengladbach die Vielfalt des Tenorfachs.

Beim Konzert waren aber nicht nur die perfekten Stimmen der Sänger zu hören: Auch das rund 30-köpfige Plovdiver Symphonieorchester überzeugte gleich zu Beginn mit dem Stück „Barcarole“ von Jacques Offenbach. Die gebürtige Mönchengladbacherin Andrea Hörkens moderierte den Abend. Ihr gelang es auf unterhaltsame Weise, die Arien und Lieder mit Details zu ihrer Entstehung sowie mit Anekdoten über die Komponisten so vorzustellen, dass die Zuhörer über den musikalischen Zugang hinaus interessante Einblicke erhielten. Auch die Übersetzungen einiger Liedstellen streute Hörkens ein. So wurde es ein wunderbarer Abend voller guter Musik und augenzwinkernder Überraschungen.

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