Neue Ausstellung in Mönchengladbach Flucht und Migration in Karikatur

Mönchengladbach · Beklemmend und aktuell: In der Stadtbibliothek ist die Ausstellung „Ein Ort. Irgendwo“ zu sehen. Künstler aus aller Welt zeigen, was sie mit dem Thema verbinden.

 In der Statdtbibliothek zeigen Künstler aus aller Welt Karikaturen zum Thema Flucht und Migration.

In der Statdtbibliothek zeigen Künstler aus aller Welt Karikaturen zum Thema Flucht und Migration.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Diese schonungslosen Zeichnungen sind schwer zu ertragen. Mit der Betrachtung eines jeden weiteren Bildes wächst der Kloß im Hals etwas mehr. „Ein Ort. Irgendwo“ ist die Ausstellung betitelt, die jetzt in der Stadtteilbibliothek Rheydt zu sehen ist. Sie zeigt Bilder und Karikaturen von internationalen Künstlern, die sich intensiv mit Flucht und Migration befasst haben.

Einige Karikaturen kommen mit fast gar nichts aus und haben dennoch beklemmende Wirkung: Trayko Popov aus Bulgarien malt einen großen Bereich mit blauem Himmel, nur am unteren Rand sieht man den Ausschnitt aus einer Computertastatur. Auf dem „Z“, das außerdem mit „undo“ beschriftet ist, steht ein Mann mit Koffer, sein kleines Kind an der Hand. Könnte man nur die Schicksale rückgängig machen wie einen falsch geschriebenen Text. Ein anderer Vater, den Koffer in der Hand, balanciert, sein Kind auf der Schulter tragend, über ein Stacheldrahtseil. Die Zeichnung stammt von der Spanierin Anne Derenne.

Der Verein Exile hatte internationale Künstler aufgerufen, ihre Erfahrungen, Eindrücke und Sichtweisen zum Thema Flucht und Migration einzusenden. 319 Menschen aus 64 Ländern nahmen mit insgesamt 671 Bildern teil. Gut zehn Prozent davon sind in der Bücherei zu sehen.

Das fehlende Herz, die Leerstelle in der Brust, ist ein Symbol, das keiner weiteren Worte, in welcher Sprache auch immer, bedarf. Sowohl der peruanische Zeichner Edwin Perales Gonzales als auch der iranische Karikaturist Mohsen Zarifian bedienen sich dieses Motivs. Den Flüchtenden wird das Herz aus der Brust gerissen, sie lassen es an dem Ort zurück, von dem sie fliehen.

Die Karikaturen illustrieren auf bewegende Weise den Schmerz über den Verlust von Heimat und Familie und die Gefahren und Strapazen der Flucht. Auch die Ratlosigkeit, wie mit Geflüchteten umzugehen sei, wird thematisiert, wenn bei Talal Nayer aus Deutschland ein Boot übervoll mit graugesichtigen Menschen immerzu im Kreis fährt. Faral Skwierawski, Polen, skizziert die Arroganz eines Menschen auf einem Luxusschiff, der von weit oben einem Flüchtlingsboot „Ahoy“ zuruft. Mykola Prynkovskyi aus der Ukraine malt gelbe Koffer, geöffnet und mit einer Treppe versehen, sie sind eingerichtet wie kleine Wohnungen – die letzte Zuflucht, alles, was eine Familie besitzt, liegt in diesen Koffern.

Und wie es einer Ausstellung in einer Bibliothek gut zu Gesicht steht, ist das Themenfeld Flucht und Migration in der Literatur aufbereitet und nahe den Karikaturen bereitgestellt.

Info Die Kooperationsausstellung mit Exile e.V. und dem Verein Fairtrade Town MG in der Stadtteilbibliothek im Karstadthaus Am Neumarkt kann bis Sonntag, 17. Juli, dienstags bis samstags von 10 bis 18 Uhr und sonntags von 13 bis 17 Uhr besichtigt werden.

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