Lesung in Mönchengladbach Mit Hilmar Klute durch das Ruhrgebiet

Mönchengladbach · In einer Lesung, organisiert vom Förderverein Lust am Lesen, sprach Autor Hilmar Klute über tote Dichter, das Bleiben und Weggehen, das Ruhrgebiet und Berlin.

 Autor und Journalist Hilmar Klute im Studio des Theater Mönchengladbach.

Autor und Journalist Hilmar Klute im Studio des Theater Mönchengladbach.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Froh darüber, dass endlich wieder Lesungen veranstaltet werden können, begrüßte Peter Brollik vom Förderverein Lust am Lesen den Schriftsteller Hilmar Klute im Studio des Theaters Mönchengladbach. Der 1967 geborene Klute lebt in München und schreibt für die Süddeutsche Zeitung. „Die schweigsamen Affen der Dinge“ – so lautet der zunächst irritierende, aber ebenso neugierig machende Titel des neuen Buches von Klute. Um das Rätsel gleich zu lösen: Der Titel stammt aus einem Gedicht von Oskar Loerke. Der verstorbene Dichter lebte von 1884 bis 1941 und steht in einem der Zentren des Romans. Ein anderer verstorbener Mann macht ein weiteres Zentrum aus: Walter, der Vater des Erzählers.

Walter stirbt, sein Sohn Henning fährt von Berlin aus zur Beerdigung seines Vaters nach Recklinghausen. Der Dichter Oskar Loerke tritt als ein leicht vernachlässigtes Projekt von Henning auf, der einen Aufsatz über ihn schreiben  soll. Eigentlich hatte er die Rückreise im Zug für den Text über Loerke eingeplant, aber die Erinnerungen an seinen Vater verdrängen das Projekt. Die Reise ins Ruhrgebiet ist eine Begegnung mit seiner Kindheit, mit einem Vater, von dem Henning Facetten erfährt, die er nicht kannte, sie ist eine Begegnung mit der Ruhrgebietsheimat. Und es wird sich eine zweite Reise anschließen, die Henning tiefer zu einem Vater führt, den er so nicht kannte.

Ein Roman ist ja dann richtig gut und lesenswert, wenn er nicht auf ein einzelnes Thema reduziert werden kann. So ist auch „Die schweigsamen Affen der Dinge“ nicht nur „Vaterliteratur“, wie ein Gast zusammenfasst. Er ist auch ein Roman über das Warum und das Wie. Des Weggehens und das Dableibens, dort, wo man geboren ist. Und es ist auch ein Roman über das Ruhrgebiet. „Ein einziges Freilichtmuseum“, beschreibt Klute das Ruhrgebiet. „Ich weiß genau, wo etwas war. Vieles ist verschwunden, aber das ist gut fürs Schreiben: Es kann nicht mehr kontrolliert werden“, fügt er lachend hinzu.

Klute liest unprätentiös, fast ein wenig distanziert. Seine Sprache im Roman ist wunderbar bildhaft: Wenn in der Bar „Rauchsäulen zwischen den Sätzen aufsteigen“, wenn zwei vertraute Menschen „nebeneinander an der Küchenzeile arbeiten als würden sie vierhändig Klavier spielen“ oder wenn „ein heilloser Schrecken wie Eiswasser durch die Adern“ geht – dann wissen Kopf und Herz des Hörers, was gemeint ist. Seine Lesung hat Lust darauf gemacht, das Buch komplett zu lesen.

Info Der Roman „Die schweigsamen Affen der Dinge“ ist im Berliner Galiani Verlag erschienen. Das knapp 300 Seiten umfassende Buch kostet 22 Euro.

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