Mönchengladbach Romantisches bei der Rheydter Sommermusik

Mönchengladbach · Nicht nur, aber doch vorwiegend Romantisches erklang im zweiten Konzert der Sommerserenaden für Violoncello und romantische Orgel in dre Rheydter Hauptkirche. Auch diesmal war die Zahl der Zuhörer erfreulich hoch.

 Roland Schwank wechselte von der Orgel zum Cello.

Roland Schwank wechselte von der Orgel zum Cello.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Unter anderem bei Friedrich Wieck, dem Vater von Clara Schumann, hatte Friedrich Oskar Wermann das musikalische Handwerk gelernt. Sein melodiöses Andante op. 58 passte so recht an den Anfang des Abends. Roland Schwark ließ das Cello singen, und Dietrich Modersohn steuerte die passenden weichen Register der Wilhelm-Sauer-Orgel aus dem Jahre 1902 bei.

Auch wenn die pneumatische Orgel der Rheydter Hauptkirche vorwiegend für die Musik der Romantik gebaut wurde, so lässt sich durchaus Barockes auf ihr spielen. Sinn fürs Feierliche hatte man schließlich im Barock genau so wie in der Romantik. So klangen Präludium und Fuge BWV 547 durchaus überzeugend. Was man sich vielleicht bei der Fuge noch hätte wünschen können, wäre eine stärkere Differenzierung der Register zwischen den selbständigen Stimmen gewesen. Hiervon unabhängig war der Klang sehr eindrucksvoll.

Das zweite Werk für Orgel solo, Mendelssohn-Bartholdys Präludium e-moll op. 35,1, ließ so recht die klanglichen Möglichkeiten der Orgel in Erscheinung treten. Die Arpeggien wirkten fast bedrohlich. Das Werk ist im Original fürs Klavier geschrieben, hat aber zweifellos auch in der Bearbeitung für Orgel seinen besonderen Reiz.

Für Bachs Solo-Suite Nr. 1 wechselte Roland Schwark den Standort und kam von der Orgel-Empore in den Altarraum. Damit tat er seinen aufmerksamen Zuhörern und sich selbst gleichermaßen einen großen Gefallen. Für die Zuhörer war er jetzt sichtbar, für ihn war es weniger heiß als unter dem Kirchendach. Er spielte die Suite mit lockerem Bogenstrich und frischen Tempi. Mit tänzerischem Schwung erklang die Courante. Das Metrum variierte er mit leichten Ritardandi, durch lebendige Artikulation bekamen auch die schnellen Partien ein rezitativisches Element. Insgesamt bot er eine stimmige Interpretation des Werkes.

Für den letzten Programmpunkt, drei Stücke aus Josef Gabriel Rheinbergers op. 150 für Violoncello und Orgel, musste sich Schwark dann wieder in die heißen Höhen der Orgelempore begeben. Wer jemals ein Streichinstrument bei großer Hitze gespielt hat weiß, dass das kein Honigschlecken ist. Die Finger kleben dann wie mit Leim auf dem Griffbrett. Wenn dann hin und wieder ein Lagenwechsel in die höchsten Höhen etwas mühevoller als geplant gelingt, hat das Prinzip der mildernden Umstände zu gelten. Mit warmen Celloton und dezenten, romantisch-silbrigen Orgelregistern gelang eine feine, elegische Wiedergabe von Pastorale, Elegie und Abendlied.

Elegisch klang dann auch die Zugabe, eine Bearbeitung des „Prière de Notre Dame“ des aus dem südelsässischen Ensisheim stammenden Pariser Organisten Léon Boëllmann.

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