Kolumne Ossis Eleven

Mönchengladbach · Diesmal geht es um den spektakulären Kunstraub in Dresden.

 Hastenraths Will erklärt die Welt Serie Kolumne

Hastenraths Will erklärt die Welt Serie Kolumne

Foto: Macharski

Am Montag fand in Dresden der wohl größte Kunstraub der Nachkriegsgeschichte statt. Die Mitglieder von „Ocean‘s Eleven“ werden sich verwundert die Augen gerieben haben, wie leicht es sein kann, ein Schatz zu klauen. Was haben sich George Clooney und seine Freunde im Kino noch abgekrückt für ein paar Millionen Dollar? Die Dresdner Diebe hingegen haben für ihre Beute in Milliardenhöhe gerade mal ein paar Minuten gebraucht. Sie hatten es dabei vor allem auf Juwelen abgesehen, was wahrscheinlich an die Vorweihnachtszeit liegt und der Täterkreis immerhin schon mal auf verheiratete Männer eingrenzt. Der Schmuck stammt aus die berühmte Sammlung von August der Starke und wurde aufbewahrt im Grünen Gewölbe. Grünes Gewölbe ist nämlich nicht, wie ich bisher dachte, die offizielle Bezeichnung für ein WG-Badezimmer, sondern der Lagerraum für eine der umfangreichsten Kunstsammlungen Europas … gewesen, bis Montagmorgen. Seitdem fehlt von die Beute jede Spur, und man hat der Eindruck, dass die Räuber seinerzeit an August der Starke längst nicht so leicht vorbeigekommen wären wie an das aktuelle Sicherheitssystem vom Museum. Im Prinzip hat die Einbrecher eine Flex, eine Axt und eine große Tragetasche gereicht. Ach ja, und ein Seitenschneider, für vorher das Stromkabel durchzuknipsen. Strategisch clever war aber vor allem der Montagmorgen als Tatzeitpunkt, weil zu diese Zeit viele Dresdner Polizisten bereits damit beschäftigt sind, ihre Deutschlandhüte aufzubügeln und die Protestplakate für die abendliche Demo zu pinseln. Entsprechend spät traf auch die erste Funkstreife ein und machte die Flucht damit zum Kinderspiel. Aber noch ist das kulturelle Erbe von Sachsen nicht verloren, denn derart seltene Einzelstücke sind schwer zu veräußern, sodass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass sie in nächster Zeit irgendswo wieder auftauchen. Ich würde mir als Fahnder jedenfalls ab sofort jede Folge von „Bares für Rares“ angucken.

Euer Hastenraths Will

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