Konzert in Mönchengladbach Showtalent Gabriel Vealle begeistert im Hangar

Mönchengladbach · Das Format „Gospel goes Classic“ brachte die Gospelchöre der Region mit den Niederrheinischen Sinfonikern zusammen. Über ein mitreißendes Konzert im Hugo-Junkers-Hangar.

 Das Publikum erlebte bei „Gospel goes Classic“ im Hugo-Junkers-Hangar ein mitreißendes Konzert.

Das Publikum erlebte bei „Gospel goes Classic“ im Hugo-Junkers-Hangar ein mitreißendes Konzert.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Überwältigend. So muss man wohl die Energie bezeichnen, mit der Gabriel Vealle und die Sängerinnen und Sänger seiner Gospelchöre das Publikum beim Konzert „Gospel goes Classic“ von den Sitzen reißt. Eine Energie, die Zuschauer im Hugo-Junkers-Hangar erst zum Tanzen und dann den Saal zum Überkochen bringt. „God is good. Hallelujah. Amen.“ – das ist die Botschaft des Abends. Eingängige Melodien in schlichten Chorsätzen baden in einem phänomenalen Broadway-Klangteppich. Vealle und seine Kollegin Zena Taylor als Solisten euphorisieren das Ganze mit ihrer typischen Südstaaten-Klangfarbe. Das ist die Musik. Das Ergebnis jedoch ist mehr: Große Show, Gottesdienst, „Hope and Joy“.

Der Hugo-Junkers-Hangar gleich neben der weitgehend funktionslosen Abfertigungshalle des Flughafens Mönchengladbach ist eine Kathedrale vergangener Zeiten. Hier wohnt als technisches Meisterwerk des vergangenen Jahrhunderts: Tante JU, eine Ikone der Luftfahrt. Das Flugzeug ist für „Gospel goes Classic“ ein paar Meter aus der Halle gerollt worden, gerade so weit, dass man den in schönen Farben illuminierten Propeller-Flieger von jedem Sitz aus bestaunen kann. An seiner Stelle steht jetzt die große Bühne für die Niederrheinischen Sinfoniker und die mehr als hundert Sängerinnen und ein knappes Dutzend Sänger, die sich zu diesem Großevent aus Gospelchören der Region zusammenfanden. Mit dabei sind: „Family of Peace Gospel Singers“ aus Giesenkirchen, „family of hope“ aus Krefeld, „Voices“ aus Wachtendonk, der LFSM-Chor von der Liebfrauenschule Mülhausen und der Projektchor „Gospel Goes Classic“, der aus einem Workshop in Brüggen hervorging.

Gospelchor-Sänger erkennt man am bunten Tuch um den Hals. Und an der ausgefeilten Choreografie ihrer Bewegung. Im Hugo-Junkers-Hangar dauert allein der Auftritt der Sängermassen geschlagene fünf Minuten, weil sie sich erst einmal raschen Schritts ums Publikum herum aufstellen und sich danach in gegenläufiger Breitwand-Bewegung hinters Orchester begeben. Eine singende, später schwingende Wand aus lindem Rosa, Orange, Grün, Blau und Gelb.

Singen im Gospelchor heißt aber auch: voller Körpereinsatz. Hände hoch, Hüften kreisen, alles synchron. Und das hat was, wenn zum „Hallelujah“ Hunderte über die Köpfe erhobene Sängerhände in den Saal winken und daraufhin Tausende Publikumshände zurück. Winkewinke, Amen. Singen im Gospelchor heißt auch: alles auswendig. Und aufs „Wie“ kommt es erst in zweiter Linie an. Was zählt, ist die Begeisterung fürs Singen, das Brennen für das Lob Gottes.

Denn darum geht es natürlich auch Gabriel Vealle, dem energetischen Epizentrum dieses denkwürdigen Abends. Er ist ein Showtalent sondergleichen, seiner Bühnenpräsenz kann niemand entkommen. Er reißt nicht nur den Riesen-Chor mit, er spielt förmlich mit seinem Publikum. Und wenn er singt, allein oder im Duett mit der charismatischen Zeta Taylor, dann scheinen wie aus einer vergangenen Zeit die Südstaaten und jene energiegeladene Frömmigkeit herauf, die bis heute eine ungleich faszinierende Wirkung entfalten kann.

Generalmusikdirektor Mihkel Kütson am Pult der Niederrheinischen Sinfoniker hat es da alles andere als leicht, wahrgenommen zu werden. Dabei hat der Maestro extra sein blaues Samtsakko angezogen, dirigiert mit nie gesehenem Schwung aus den Hüften, wirkt immer wieder präzisierend auch auf den Gabriel-hörigen Riesenchor ein. Das Orchester bietet eine große Blech-Sektion auf: Harfe, Schlagwerk, sogar Drumset, Keyboard und E-Gitarre, damit die Breitwand-Arrangements, zu denen auch Kütson einige selbst beisteuert, so recht nach Hollywood klingen.

Der Abend ist also ganz großes Kino. Er endet mit Zugaben auf Beifallsstürme. Seine Energie wirkt weiter.

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