Orgel und Streicher in der Pfarrkirche Glänzendes Konzert in St. Helena

Mönchengladbach · Zum Abschluss der Konzertreihe zum 35-jährigen Geburtstag der Orgel an St. Helena, Rheindahlen, erklangen spätromantische Orchesterwerke von Bédard, Schönberg und Poulenc.

 Das Streicherorchester „Camerata Gladbach“ begleitete in der Pfarrkirche den Organisten Reinhold Richter.

Das Streicherorchester „Camerata Gladbach“ begleitete in der Pfarrkirche den Organisten Reinhold Richter.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Francis Poulencs „Konzert für Orgel, Streicher und Pauken“ kann getrost als Lieblingsstück der meisten Organisten gelten. So viele wunderbare melodische Einfälle, so viele geradezu berauschende Möglichkeiten, eine romantische Orgel in voller Pracht leuchten zu lassen – da lässt sich Rheindahlens Kantor Reinhold Richter auch nicht lange bitten und stellt dieses überaus bekannte Werk als krönenden Abschluss seiner Konzertreihe zum 35-jährigen Geburtstag der Seifert-Orgel in den Mittelpunkt des Programms.

Auch die Seifert-Orgel lässt sich nicht lange bitten. Sie leuchtet mit all ihren strahlenden Registern, vielzüngig oder gedeckt, säuselt, tremoliert, mal sanft mal mächtig, immer aber fein intoniert. Und dankt‘s ihrem Meister, dem Mann, der sie nach jahrzehntelanger intimer Beziehung in- und auswendig kennt und virtuos in Szene setzt: Reinhold Richter.

Erbauliche 90 Minuten durften also die Besucher in der ganz gut gefüllten Kirche miterleben. Beteiligt waren neben den beiden genannten Protagonisten ein um den Pauker Dominik Lang ergänztes Streichorchester, die „Camerata Gladbach“, und der junge Kapellmeister Yorgos Ziavras. Das Orchester spielte, der besseren Verständigung halber, von der Orgelempore aus, was den Konzertgenuss aufs reine Zuhören fokussierte. Und beim Poulenc wie beim  eröffnenden Orgelkonzert eines kanadischen Komponisten namens Denis Bédard stellte sich unmittelbar der Eindruck eines kompetenten Streichensembles ein. Von Konzertmeisterin Johanna Brinkmann aus etlichen Mitgliedern der Niederrheinischen Sinfoniker und anderer Orchester der Region zusammengesetzt, ist die „Camerata“ Garant für professionelle Begleitung von Kirchenmusik aller Art. Bédarts knapp 20 Jahre altes Werk ist jedoch, bei aller vom Organisten geforderten Virtuosität, ein reichlich schlichtes Beispiel für Musik, die ihr Heil in romantischer Tonsprache sucht. Einzig ein Satz für Orgel und Solo-Bratsche mag einigermaßen originell erscheinen. Richter jedenfalls brilliert ausgiebig an Tasten und Registern.

Sehr anspruchsvoll, geradezu epochal, ringt Arnold Schönberg, spätere Leitfigur der Neuen Wiener Schule, in seinem frühen Streichsextett „Verklärte Nacht“ um die Möglichkeiten spätromantischer Harmonik. Die Streichorchester-Bearbeitung von Schönbergs eigener Hand spielte die „Camerata“ von vorn. Im Raum unter der hohen Vierungs-Kuppel entwickelte sich ein von Ziavras expressiv angeleitetes Klanggemälde, das der unzweideutigen Erotik der Gedichtvorlage von Richard Dehmel nachspürt. Bei aller Expressivität und großen dynamischen Differenzierung litt die Darbietung doch sehr unter der „verklärenden“ Akustik von St. Helena.  Dass die Besucher gleichwohl einen sehr genussvollen Nachmittag erlebten, steht außer Frage. Großer Beifall war gerechter Lohn für alle Beteiligten.

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