Galerie Löhrl in Mönchengladbach 50 Jahre für die moderne Kunst

Mönchengladbach · Die Galerie Löhrl feiert 2022 ein besonderes Jubiläum. Gefeiert wird mit einer großen Ausstellung, die unter anderem Werke von Joseph Beuys, Stephan Balkenhol, Paul Diestel und Heinz Mack zeigt.

 Dietmar und sein Sohn Christian Löhrl. Im Hintergrund sind Bilder von Heinz Mack zu sehen.

Dietmar und sein Sohn Christian Löhrl. Im Hintergrund sind Bilder von Heinz Mack zu sehen.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

In der Kaiserstraße 60 hängt ein Bild in schwarz-weiß, darauf zu sehen ist ein Wald. Zwischen den auffälligen und bunten Werken von Joseph Beuys und Stephan Balkenhol fällt es kaum auf. Und doch passt die Arbeit des italienischen Künstlers Serse in den Bestand der Galerie Löhrl. Denn Serse hat dieses Bild nicht gemalt oder fotografiert, er hat es ausradiert: Ein weißes Stück Papier bedeckte er mit einer dicken Schicht Graphit, anschließend entfernte er sie stellenweise mit einem Radiergummi. Heraus kamen detaillierte realistische Arbeiten, mit denen er die Landschaftswahrnehmung in der modernen Kunst veränderte. „Die Bilder entstehen, indem etwas weggenommen wird. Ein Konzept, das in unsere Tradition passt – es hatte das gewisse Etwas“, sagt Dietmar Löhrl.

Sein Interesse an der Kunst entwickelte der heute 83-Jährige während seines BWL-Studiums. Seine Frau Christa arbeitete damals als Fotografin und nahm ihn mit in verschiedene Ausstellungen und Museen. Irgendwann kaufte er sich sein erstes Kunstwerk: „Teleblau“ von Otto Piene. „Für einen Studenten war das damals viel Geld. Die Grafik besitze ich immer noch“, sagt er. In Willich-Schiefbahn gründete das Ehepaar dann vor 50 Jahren die Galerie Löhrl. Dietmar Löhrl arbeitete zu dem Zeitpunkt noch hauptberuflich in einer Werbeagentur: „Die Bilder habe ich am Wochenende aufgehängt“.

Anfang der 80er Jahre sollte es für das Ehepaar und die Galerie weitergehen. Auch Krefeld sei damals eine Überlegung gewesen. Doch sie entschieden sich für Mönchengladbach – die Stadt war zu dem Zeitpunkt offen für künstlerische Experimente, das Museum Abteiberg stand kurz vor der Eröffnung, und sie wurden unterstützt vom Kulturdezernenten Diekamp, Bürgermeister Bolzenius und Museumsdirektor Cladders.

 Stephan Balkenhol ist der Galerie schon seit vielen Jahren verbunden. Das Bild zeigt ihn auf einer Ausstellung im Jahr 2002.

Stephan Balkenhol ist der Galerie schon seit vielen Jahren verbunden. Das Bild zeigt ihn auf einer Ausstellung im Jahr 2002.

Foto: Ilgner, Detlef (ilg)/Ilgner,Detlef (ilg)

Die Galerie zog in die Kaiserstraße, die erste Ausstellung eröffneten sie mit Ulrich Rückriem, einem der bedeutendsten Bildhauer. Es folgten weitere Größen wie Gerhard Richter, Sigmar Polke, Heinz Mack, Günther Uecker, Palermo. Gleich zu Beginn rief Löhrl außerdem die Ausstellungsreihe „Impulse“ im alten Haus Zoar ins Leben, in der junge Künstler der Avantgarde vorgestellt wurden. Die Galerie wuchs immer weiter und so  bezog das Galeristenpaar nach und nach weitere Gebäude in der Kaiserstraße.

Mit vielen Künstlern arbeiten die Löhrls schon viele Jahre zusammen. Nach einigen Einzelausstellungen zeigte Sohn Christian Löhrl, der Anfang der 2000er Jahre in die Leitung mit einstieg, 2019 eine Retrospektive Rückriems. An die 15.000 Tonnen Stein wurden damals mit einem Kran in die 15 Räume der Galerie bewegt. „Das ist die schönste Ausstellung, die jemals für mich gemacht wurde“, soll Rückriem gesagt haben. Auch andere bedeutende Künstler sind der Galerie schon seit langer Zeit verbunden.

 Der israelische Künstler Gil Shachar stellte 2005 aus.

Der israelische Künstler Gil Shachar stellte 2005 aus.

Foto: Ilgner, Detlef (ilg)/Ilgner,Detlef (ilg)

In den vergangenen 50 Jahren ist vieles anders geworden, aber auch vieles gleich geblieben, sagen Vater und Sohn. Trends habe es immer gegeben, doch nun müsse sich der Markt mit digitaler Kunst in Form von NFTs (Non-Fungible Token, das sind digitale Echtheitszertifikate) auseinandersetzen, erklärt Christian Löhrl. „Der Ansatz ähnelt der Konzeptkunst der 60er Jahre, in der die Idee für das Werk wichtiger war als die Realisierung und ist in gewisser Weise doch etwas Wiederkehrendes“, sagt sein Vater.

Doch in der Galerie Löhrl soll über Kunst gesprochen und diskutiert werden, dafür muss sie mehr sein als ein Konzept. „Kunst bedeutet Kommunikation“, sagt Christian Löhrl. Das sei vor allem bei moderner Kunst, die sich nicht jedem sofort erschließe, wichtig. Der Satz „das kann ich auch“, etwa bei Werken wie Palermos „Blaues Dreieck“, sei früher viel häufiger gefallen als heute.  Zum 50-jährigen Bestehen gibt es in der Kaiserstraße jede Menge Kunst, die besprochen und diskutiert werden will. Zu sehen sind Werke von Joseph Beuys, Stephan Balkenhol, Paul Diestel, Heinz Mack, Thomas Kühnapfel und vielen anderen. Die Ausstellungseröffnung findet am Sonntag, 3. April, von 11 bis 14 Uhr statt.

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