Beim Konzert in der Kaiser-Friedrich-Halle Kathrin Christians meisterhafte Darbietung

Mönchengladbach · Die Soloflötistin begeisterte beim Konzert mit Pianist Boris Kusnezow mit ihrem Können – und mit ihrer Lebensgeschichte.

 Die Flötistin Kathrin Christians 

Die Flötistin Kathrin Christians 

Foto: Janine Kühn

Mit einem Duo der Spitzenklasse, der Flötistin Kathrin Christians und dem Pianisten Boris Kusnezow, wurden die Meisterkonzerte in der Kaiser-Friedrich-Halle fortgesetzt. Kathrin Christians galt schon früh als ein besonderes Talent, mit nur 23 Jahren war sie Soloflötistin der Heidelberger Sinfoniker und des Mannheimer Mozartorchesters. Kurz vor Erscheinen ihres Debütalbums traf sie „plötzlich der heftige Gegenwind des Schicksals“. Mit diesen Worten beschreibt sie die Diagnose Schlaganfall, die ihr Leben von einer Sekunde auf die nächste komplett veränderte.

Für die meisten Menschen bedeutet eine solche Diagnose das Ende der gewohnten beruflichen Laufbahn. Doch Kathrin Christians bestritt mit voller Entschlossenheit das Reha-Programm, überwand die halbseitige Lähmung und stand nach vier Monaten wieder auf der Bühne. Wer sie in der Kaiser-Friedrich-Halle erlebte, sah eine quirlige, temperamentvolle, sympathische und völlig unprätentiöse Frau, deren größte Leidenschaft die Musik ist. Nur die Augenklappe, die sie beim Spiel trägt, erinnert optisch noch an das Geschehene. „Und das Atmen geht noch nicht ganz so, wie es sollte“, erklärte sie in der Programmeinführung, die sie gemeinsam mit ihrem Klavierpartner im Gespräch mit Ursula Dortans-Bremm gab.

Obwohl Christians und Kusnezow noch gar nicht so lange miteinander musizieren, sind sie perfekt aufeinander eingespielt und harmonieren auch mit sparsamem Blickkontakt. Das bewiesen die beiden schon in Dvoráks Sonatine op. 100, die eigentlich für Violine komponiert wurde, doch auch auf der Flöte so schillernd und effektvoll klingen kann, dass schon dieser Auftakt erste Bravorufe erntete. Virtuosität und Farbigkeit prägten Strauss’ Violinsonate in der Bearbeitung von Emmanuel Pahud, die der Solistin alles abverlangte. Auch diese immense Hürde meisterte Christians mit Eleganz und einer betörenden Stilsicherheit, die das Publikum faszinierte.

Nach der Pause folgten Prokofjews Flötensonate, in der Boris Kusnezow sich als würdiger Nachfolger von Swjatoslaw Richter erwies, der 1943 die Uraufführung des Werks gespielt hatte, und als krönendes Finale Taffanels bravouröse Freischütz-Fantasie mit halsbrechererischen Passagen, in denen Christians noch einmal ein virtuoses Feuerwerk ihres unvergleichlichen Könnens bot.

Und weil bis dain so viele schnelle Noten zu hören waren, hatte das Duo zum Ende dieses Meisterkonzertes eine ruhige Zugabe gewählt: Höltys „An den Mond“ als ruhiger, fast wehmütiger Abschluss eines rundum grandiosen Konzertabends in der Kaiser-Friedrich-Halle.

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