Ausstellung Landscape Abteiberg – in Ton und Bild

Mönchengladbach · Fabio Borquez ist nachts durchs Quartier gelaufen und hat Bekanntes und Verborgenes fotografiert. Kai Welf Hoyme hat mit dem Mikrofon die Geräusche der Stadt aufgenommen. Eine faszinierende Ausstellung im Arbeitslosenzentrum.

 Landscape Abteiberg: Fabio Borquez und Kai Welf Hoyme (v.l.) im Ausstellungsraum unter dem Dach des Arbeitslosenzentrums. Hinter ihnen sind Projektionen von Borquez’ Fotos zu sehen. Die Arbeit von Hoyme erschließt sich über Kopfhörer.

Landscape Abteiberg: Fabio Borquez und Kai Welf Hoyme (v.l.) im Ausstellungsraum unter dem Dach des Arbeitslosenzentrums. Hinter ihnen sind Projektionen von Borquez’ Fotos zu sehen. Die Arbeit von Hoyme erschließt sich über Kopfhörer.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Es knattert, es kratzt, es poltert. Jemand lacht, Stimmen erklingen, ein Auto fährt vorbei. Vogelstimmen werden imitiert, scheinen in Dialog zu treten. Der Wind pustet. Eine Autotür wird zugeschlagen. Eine Viertelstunde lang hört der Besucher diese und andere Geräusche. Es sind die Geräusche der Stadt, speziell: die des Abteibergs. Kai Welf Hoyme hat sie aufgenommen. Er ist mit dem Mikrofon herumgelaufen, hat Menschenstimmen und ihr Pfeifen gespeichert. Er hat das Mikro über den Boden geschleift, über Treppenstufen poltern lassen und hat so die Topografie des Quartiers notiert und festgehalten. „Ich hatte über die sozialen Netzwerke einige Leute gefunden, die sich an der Entstehung meiner Arbeit beteiligen wollten“, sagt der Künstler. Von ihnen stammt das Lachen, sie haben die Vogelstimmen imitiert.

Museum Abteiberg, Münster, Haus Erholung, Huma, Minto, St. Vith, Ausschnitte aus Hausfassaden, Eselskopf von Rita McBride auf dem Sonnenhausplatz, Turm zu Babel von Thomas Virnich vor dem Rathaus Abtei: Der Fotograf Fabio Borquez ist nachts im Quartier unterwegs gewesen. Er hat markante und unbekanntere Objekte mit langer Belichtungszeit aufgenommen. „Ich zeige die Poesie des Abteibergs“, sagt der Künstler. Da kann ein schmuddeliges, rostiges Gitter tatsächlich zum ästhetisch anmutenden Objekt werden. Seine Fotos, die vordergründig schwarz-weiß wirken, werden auf eine weiße Tür projiziert, die der Kurator der Ausstellung, Bernhard Jansen, mit der Längskante auf den Boden gestellt und an die Wand gelehnt hat.

Projektleiter ist der Chef des Arbeitslosenzentrum an der Lüpertzender Straße, Karl Sasserath. Vom Kulturbüro hat er Geld bekommen, um die aufwendige Präsentation zu finanzieren. Die Ausstellung läuft in der ehemaligen Hausmeisterwohnung unterm Dach. Renovierungsbedürftig wie sie ist, hat sie dennoch ihren Charme. Um Hässliches zu kaschieren ohne die Räume zu verstecken, hat Bernhard Jansen die Wände mit durchsichtigen Folien verhängt. Sie mildern, lassen dennoch den Blick frei auf das Dahinter.

Es handelt sich um zwei unterschiedliche Herangehensweisen zweier unterschiedlicher Künstler. Das Thema haben sie gemeinsam. Es heißt „Landscape Abteiberg“. Und tatsächlich schaffen beide künstlerische Welten, dass der Betrachter, beziehungsweise Zuhörer unweigerlich einen virtuellen Spaziergang durch das Quartier macht. Und manches wiedererkennt in seiner ganzen Schönheit und anderes sieht, was ihm nie zuvor auffiel. Unbedingt hingehen!

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