Zweites Erlemann-Forum Wenn Oma versorgt werden muss

Mönchengladbach · Das zweite Edmund-Erlemann-Forum widmet sich der Pflege.

 Das Thema Pflege betrifft viele Familien.

Das Thema Pflege betrifft viele Familien.

Foto: dpa/Tobias Kleinschmidt

Meistens muss alles ganz schnell gehen. Ein alter Mensch fällt oder erleidet einen Schlaganfall und wird plötzlich zum Pflegefall. Die Familie steht vor lauter ungelösten Problemen. Dann beginnt die panische Suche nach einem Pflegeheim, oder die Angehörigen entscheiden sich, eine ausländische Haushaltshilfe einzuquartieren. Die soll dann die Pflegeverantwortung übernehmen – möglichst rund um die Uhr.

Pflegenotstand in Deutschland – was bedeutet das konkret für die betroffenen Familien? Und wie müssten Menschen darauf reagieren, die ihr Christsein ernst nehmen und ihre ethische Verantwortung sehen – gegenüber dem Angehörigen und auch gegenüber denen, die sie pflegen. Diesen Fragen widmet sich das zweite Edmund-Erlemann-Forum am 11. Oktober, 19 Uhr, in der Citykirche, Alter Markt. Eingeladen ist Bernhard Emunds, Theologe, Professor für Sozialethik und Leiter des Nell-Breuning-Instituts an der Hochschule in Sankt Georgen. Unter dem Titel „Wer kümmert sich um Oma und Opa – Was uns bei der Fürsorge alter Menschen leitet und was uns die Pflege wert ist?“ wird er darüber sprechen, wie sich die Pflegesituation in Deutschland entwickelt hat und welche Haltung Christen dazu einnehmen können. Nach dem Vortrag wird es außerdem Möglichkeiten für Fragen und Diskussion geben.

Emunds hat wissenschaftlich zu dem Thema gearbeitet und unter anderem das Buch geschrieben: „Damit es Oma gut geht. Pflegeausbeutung in den eigenen vier Wänden“. Er beschäftigt sich darin nicht nur mit den Strukturen der Schattenwirtschaft in der Pflege. Er fragt auch danach, warum Sorgearbeit so wenig anerkannt ist und mit welchen Schwierigkeiten Angehörige ringen. Wann macht Erwerbsarbeit Menschen krank, und wie lässt sich gesellschaftlich notwendige Arbeit gerecht verteilen? Das sind Fragen, mit denen sich die christliche Soziallehre traditionell beschäftigt. Im Bereich Pflege sind diese Fragen hochaktuell. Emunds beschäftigt sich damit aus der Sicht der Angehörigen wie aus Sicht der Beschäftigten.

Das Edmund-Erlemann-Forum ist eine Kooperationsveranstaltung der Stiftung Volksverein Mönchengladbach, des Volksvereins Mönchengladbach und des Katholischen Forums Mönchengladbach-Heinsberg. Gemeinsam haben sie im vergangenen Jahr eine Vortragsreihe begonnen, mit der an Denken und Wirken des verstorbenen Mönchengladbacher Pfarrers Edmund Erlemann erinnert werden soll. Erlemann hat sich Zeit seines Lebens dafür eingesetzt, durch soziales Handeln und den Einsatz für Gerechtigkeit das eigene Christsein zu beglaubigen. „Die Kleinen groß machen“ war einer seiner Leitsätze auf diesem Weg. Mit dem Vortrag von Bernhard Emunds findet die Forum-Reihe nun eine Fortsetzung. „Klein“, also ohne echten Einfluss in der Gesellschaft, sind im Bereich der Pflege gleich mehrere Beteiligte: die hilfsbedürftigen Menschen, ihre überforderten Angehörigen und Pflegekräfte in ausbeuterischen Strukturen. Ihre Interessen sollen an diesem Abend bedacht werden.

Zweites Edmund-Erlemann-Forum zum Thema Pflege, Vortrag von Prof. Bernhard Emunds, 11. Oktober, Citykirche, Alter Markt, 19 Uhr, Eintritt frei

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