Mönchengladbach Hi-Hi-Hilfe! und Yesterday

Mönchengladbach · Dirk Kraforst verliebte sich schon als Kind in den Sound der Pilzköpfe. Gemeinsam mit René Buss gründete er das „Beatles-Projekt“.

 Dirk Kraforst in seinem Studio: Gitarre spielen lernte er, wie er selbst verrät, „wegen der Mädchen am Lagerfeuer“. Seine große Liebe gehört den Beatles.

Dirk Kraforst in seinem Studio: Gitarre spielen lernte er, wie er selbst verrät, „wegen der Mädchen am Lagerfeuer“. Seine große Liebe gehört den Beatles.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Der weiße Ordner mit der Aufschrift „Beatles-Projekt“: Natürlich ist er weiß. Die Beatles haben schließlich auch ein weißes Album veröffentlicht. Das war im November 1968. Da war Dirk Kraforst gerade mal drei Jahre alt. Und konnte nichts vom Zufall der Farben wissen. Auch nicht, dass er den Beatles schon bald geradezu verfallen würde. Schuld daran, wenn man von Schuld überhaupt sprechen kann, war sein Vater, der daheim auf der Regentenstraße Rock´n´Roll auf dem Piano spielte.

Die nahe Stadtbibliothek war der eigentliche Ort der Erkenntnis, erzählt der 52-Jährige: „Ich war dort als Kind jeden Tag, außer montags, da hatte sie zu.“ Dem Steppke ging es weniger um Goethe oder Schiller. In der Bücherei konnte man damals Schallplatten anhören. Allerdings nur Klassik oder Beatles: „Aus einem Kasten habe ich mir eine Karteikarte herausgesucht. Eine unfreundliche Angestellte hat dann die entsprechende Langspielplatte geholt und aufgelegt. Natürlich Beatles. Die Musik habe ich in einer offenen Kabine, eigentlich waren das nur Trennwände, über einen großen Kopfhörer gehört.“ Es war nicht allein die Musik, die ihn so faszinierte „Ich mochte den besonderen Beatles-Humor, z.B. im Film „Help!“. Das waren vier fröhliche, spaßige Jungs dort auf der Leinwand.“

Er lernte Gitarre spielen 1979, „wegen der Mädchen am Lagerfeuer.“ Im Jugendzentrum Step hatte Kraforst dann Ende des gleichen Jahres seinen ersten Soloauftritt. Im Repertoire natürlich auch zwei Beatles-Songs: „Act naturally“ und „I´ve just seen a face“, beide Lieder wurden auf der LP Help veröffentlicht. 1965 – dem Geburtsjahr von Kraforst.

Im Dezember arbeitet Dirk Kraforst seit 30 Jahren als Profi. Als Livemusiker, oder Gitarrenlehrer, u.a. für die Musikschule Music Today: „Aber erst jetzt bin ich in der Lage, die Musik der Beatles authentisch zu präsentieren.“ Damit meint er nicht das Outfit, eine Pilzhaarperücke würde er niemals tragen. Es ist die „unfassbare Vielschichtigkeit der Musik. Schon in den Anfangsjahren waren die Beatles-Songs komplex arrangiert, die verschiedenen Stimmen laufen ineinander. Oft ist nicht zu identifizieren, wer nun gerade die erste, zweite oder dritte Stimme singt.“ Das klingt aus seinem Mund durchaus ehrfürchtig.

Dass er sich das Beatles-Projekt dennoch antut, und das mit großer Freude, hat mit einem anderen Ort zu tun. Mit dem Sandrad. Die Kneipe ist bei Musikern beliebt, weil es dort auch ganz spät abends noch Bier gibt. Der magische Moment liegt etwa drei Jahre zurück, nach einem Auftritt, irgendwo in der Stadt, erinnert sich Kraforst: „Udo Eilers, der Wirt, hasst die Beatles. Das wusste ich. Daher habe ich ihn zu später Stunde gefragt, ob er nicht doch ein paar Songs spielen könnte. Udo hat dann widerwillig in seinen Kassetten gekramt und eine in den Rekorder geschoben.“

Neben Kraforst saß in jener Nacht ein junger Mann, der nicht nur jeden Song mitsingen konnte, sondern das auch in allen drei Stimmlagen. Obwohl die beiden die Liebe zu dieser Musik verband, dauerte es rund zwei Jahre, bis der Profimusiker auf Drängen seiner Partnerin Nicole zum Handy griff. René Buss war begeistert. Von da an trafen sich die beiden einmal die Woche im Probenraum von Dirk Kraforst.

Buss brachte eine zeitgemäße Gitarre und seine Stimme mit, gemeinsam wurden die Stücke auf dem Beatles-Werk herausgesucht, die sich für zwei Stimmen und zwei Akustikgitarren eignen. „Wir haben tatsächlich ein Jahr für unsere Setliste gebraucht, obwohl jeder zu den jeweils drei Stunden dauernden Proben stets top vorbereitet war.“ Insgesamt haben sie 30 Songs einstudiert, aus denen sie bei ihren Auftritten auswählen: „Darunter sind nicht nur die Klassiker wie „All you need is love“, oder .A hard days night’. Wir spielen auch exotische Sachen wie ,Rocky racoon’ vom Weißen Album, oder den ,hidden track’, den versteckten Song, auf ,Abbey Road: Her Majesty’“. Kraforst singt die ersten Zeilen des nur 23 Sekunden langen Stücks: „Her Majesty‘s a pretty nice girl, / But she doesn‘t have a lot to say.“

Insgesamt decken Blackadder & Crawford, so nennt sich das Duo, die Beatles-Epoche 1963 bis 1970 ab. Während Kraforst bei seinen etwa 100 Auftritten im Jahr, je nach Anlass und Besetzung auch schon mal von 14 Uhr bis Mitternacht Musik macht, ist das Beatles-Programm nicht länger als zwei Stunden, „mehr würde die Sache entwerten.“

Sache: dahinter verbirgt sich nicht nur die Musik. Der Abend mit Blackadder & Crawford hat durchaus auch etwas Lehrreiches: „Wir erzählen viele Anekdoten, die sich rund um die Beatles und ihre Alben ranken.“ Und Kraforst wäre nicht Kraforst, wenn er neben dem Spaß an der Musik nicht auch für sich einen weiteren Nutzen aus der Arbeit an dem Projekt zieht: „Wir spielen die Töne 1:1, jedes Solo ist authentisch. Eine wirklich spannende Arbeit, den speziellen Stil und die spezielle Technik der Beatles zu kopieren.“

Eines ist ihm noch ganz wichtig und er grinst dabei: „Wir spielen die Beatles kompromisslos. Als Gegenpol zu allen Stones Tribute Bands.“ Auch in diesem Sinn setzt sich die - angebliche - Rivalität zwischen den Rolling Stones und den Beatles an der Niers fort.

Demnächst wollen Blackadder & Crawford die Beatles-Fans in den Benelux-Ländern überzeugen. In der Region sind sie in Kürze zu hören: 8. September, Beatles-Stammtisch Viersen, Villa Marx, Gerberstraße 20, Einlass: 19 Uhr. Für die private Veranstaltung gibt es Gästekarten unter beatles-mg-vie@web.de; am 27. September im Kult & Genuss, Wilhelm-Strauß-Straße 65, Einlass / Küche: 18 Uhr. Infos: www.dirk-kraforst.com

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