Chöre aus Mönchengladbach Eine Chorgruppe, die sich zu behaupten weiß

Rheydt · Die Mädchenkurrende an der evangelischen Hauptkirche Rheydt besteht erst seit sechs Jahren, hat aber schon eine Menge erreicht.

 Mit einigen Atemübungen beginnen die Proben der Mädchenkurrende an der evangelischen Hauptkirche in Rheydt. Wenn sie vollzählig ist, zählt die Gruppe 15 Mitglieder.

Mit einigen Atemübungen beginnen die Proben der Mädchenkurrende an der evangelischen Hauptkirche in Rheydt. Wenn sie vollzählig ist, zählt die Gruppe 15 Mitglieder.

Foto: Reichartz, Hans-Peter (hpr), Rei/Reichartz,Hans-Peter (hpr)

„Die Jungen können im Knabenchor singen, und wir haben nichts.“ So hörte es Udo Witt immer wieder von singfreudigen Mädchen. Also entschloss sich der Kantor der evangelischen Hauptkirche Rheydt vor sechs Jahren, zusätzlich zu seinem Knabenchor noch einen Mädchenchor zu gründen. Den nannte er „Mädchenkurrende“. Der Name kommt vom lateinischen Wort „currere“ und bedeutet „laufen“. In früheren Jahrhunderten taten sich arme Schüler als „Laufchor“ zusammen und zogen singend von Tür zu Tür, um sich Lebensmittel zu erbetteln.

Nach bescheidenen Anfängen ist die „Kurrende“ auf 15 Mädchen und junge Frauen angewachsen, die in Gottesdiensten und Konzerten zu hören sind und gemeinsam mit dem Knabenchor doppelchörige Werke aufführen. „Bei Udo Witt macht das richtig Spaß, man lernt sehr viel, aber es ist trotzdem immer lustig“, sagt eine inzwischen „altgediente“ Sängerin, die gerade Abitur gemacht hat.

Um neue junge Sängerinnen zu bekommen, ist es nötig, dass der Kantor in die Schulen geht. Die Kleineren singen meist mit den Größeren zusammen, die aber nach der Schule ins Studium gehen oder eine Ausbildung machen und dann in aller Regel keine Möglichkeit mehr haben, regelmäßig die Chorproben zu besuchen. Für diese wird es vielleicht nächstens eigene Projekte geben.

Bei größeren Veranstaltungen, beispielsweise beim „Evensong“ – dem feierlichen Abendgebet der anglikanischen Kirche – der häufiger in der Hauptkirche zu erleben ist, singen Knabenchor und Mädchenkurrende zusammen. Ebenso beim sehr beliebten Weihnachtskonzert mit Orchester und Solisten – immer am Samstag vor dem 4. Adventssonntag (in diesem Jahr am 21.Dezember, 19.30 Uhr). Dieses Konzert beginnt traditionell – und darauf freuen sich jedes Jahr alle Choristen – mit der ersten Kantate des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach „Jauchzet, frohlocket“.

Eine anspruchsvolle Aufgabe steht den Mädchen am Tag vor dem ersten Advent bevor: Sie dürfen beim Kantoreikonzert in der C-Dur Messe von Ludwig van Beethoven mitsingen.

Die beliebte Chorfahrt machen Mädchen und Jungen gemeinsam. „Das finden in beiden Gruppen die Kleinen „doof“, die Größeren sehen das schon etwas anders“, erzählt Udo Witt.

Bei der Probe vor dem mit Spannung erwarteten „Singetag“, der einmal jährlich alle Chorgruppen der evangelischen Hauptkirche vorstellt, übernahm die Sopranistin Annabelle Heinen das Einsingen. Sie vertrat die wegen eines Opernprojekts verhinderte ständige Stimmbildnerin Laura Zeiger. Es war interessant zu beobachten, wie vor allem die recht schüchtern wirkenden Jüngsten durch die einnehmende und verständnisvolle Art der Sängerin, die selbst zwei Kinder hat, zusehends auftauten und zutraulich wurden. Heinen durfte sogar bei jeder Einzelnen die richtige Atmung kontrollieren.

Schnell hatten die aufmerksamen und sehr disziplinierten kleinen Sängerinnen begriffen, dass es hilfreich ist, „staunend einzuatmen“, dass es am schönsten klingt, wenn die Töne von oben angesetzt werden und wie sich ein „weicher Tonansatz“ anfühlt. Da konnte der Zuhörer nur noch staunen, wie glockenhell und intonationsrein die Chorsätze klangen.

Schön wäre es, wenn sich noch einige ebenso eifrige Mitsängerinnen der Kurrende anschließen würden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort