Kultur in Mönchengladbach Die Tuba und ich – eine Begegnung
Mönchengladbach · Unsere Autorin nimmt via Skype die erste Unterrichtsstunde mit einer Tuba und kann am Ende tatsächlich schon die ersten Töne spielen. Dabei begann alles mit einem kleinen Unglück.
Unser erster Kontakt ist nicht gerade der Beginn einer wunderbaren Freundschaft: Rums! Die Tuba rutscht mir aus der Hand und fällt mit der Kante auf meinen rechten Fuß. Das 13,5 Kilo schwere Messingbiest bekommt keine Beule ab – aber ich: in Form einer schmerzhaften, blau anlaufenden Schwellung. Doch davon lasse ich mich nicht unterkriegen.
„Versuchen Sie mal, mit blubbernden Lippen einen Ton zu erzeugen.“ So beginnt Annette Bauernfeind-Gormanns, Fachleiterin für Blasinstrumente an der Musikschule, meine Tuba-Unterrichtsstunde. Wegen Corona haben wir uns über Skype verabredet. Sie macht die Lippenbewegung vor: „Prrrrrrrrr.“ Ich muss an Kinder denken, die ein Pupsgeräusch machen und dann albern lachen. In mir kitzelt es nun auch, aber ich reiße mich zusammen und blase mit Leibeskräften in das Mundstück: „Puaaaaahhhhh“. Meine Lehrerin ermutigt mich: „Super, sofort ein Ton!“ Aber ich mache mir nichts vor: Es klang wie der Brunftschrei eines kastrierten Elefanten. Nun lerne ich, nicht mit dicken Backen zu blasen, sondern die Kraft aus dem Bauch zu holen. Schon geht es deutlich leichter.
Es können anscheinend nicht nur dicke Männer Tuba spielen. In der Musikschule gibt es schon Mini-Tuben für Kinder ab sechs Jahre. Das goldene Riesenbaby auf meinem Schoß produziert nicht nur dadurch unterschiedliche Töne, dass ich die vier Ventile drücke. Genauso wichtig ist, wie man bläst. Je mehr Luftdruck und Lippenspannung, desto höher der Ton. Mit diesem Wissen soll ich ohne Ventile ein B und dann ein ganz tiefes Contra-B spielen. Aber mein zweiter Ton ist höher als der erste. Und er klingt so gruselig schief, dass ich lachen muss. Annette Bauernfeind-Gormanns formuliert es diplomatisch: „Sie haben viel Power, dann bewegen wir uns eben nach oben.“ Tatsächlich gelingt es mir daraufhin immer besser, die Töne zu treffen.
Am Ende bekomme ich eine Tonleiter und ein Tatü-Tata hin – eine Quarte, wie meine Lehrerin sagt. Sie hält auf dem Bildschirm den Daumen hoch. „So ein großes Intervall sauber hinzubekommen, ist schon sehr gut.“ Ich bin ganz euphorisch, das hat extrem Spaß gemacht. Und die dicke Tante und ich haben uns doch noch angefreundet.