Im Herzen der Oberstadt Neueröffnung des Chapeau Kultur
Mönchengladbach · In Hunderten Arbeitsstunden haben Mitglieder des TKV-MG und freiwillige Helfer den neuen Standort des Chapeau Kultur an der Hindenburgstraße 57 hergerichtet. Bei der Eröffnung zeigten unter anderem ukrainische Jugendliche ihr musikalisches Können.
Die Passage zwischen der Hindenburgstraße und dem Marienhof ist an diesem Nachmittag ein ungewöhnlich belebter Ort. Nach und nach treffen gut 100 Gäste auf der 1. Etage ein. In den weitläufigen Räumen eines Ladenlokals, das 20 Jahre lang leer stand, ist ab sofort das Chapeau Kultur beheimatet, das vorher an der Bahnhofstraße zu finden war.
Ein großes „Hut ab“ – das muss man den helfenden Händen des Chapeau Kultur zurufen. Was sie in den vergangenen Monaten auf die Beine gestellt haben, kann sich sehen lassen: Sie haben Deckenplatten ausgetauscht, Wände gestrichen, Möbel geschleppt. „Bei 1000 Arbeitsstunden haben wir aufgehört zu zählen“, sagt Wolfgang Riehn. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Teamverbundes für kulturelle Vielfalt (TKV). Das Chapeau Kultur ist dort angesiedelt. Dem Trägerverband TKV gehören 27 internationale Vereine und Initiativen aus Mönchengladbach und der näheren Umgebung an.
„Wir haben unsere Größe verdreifacht“, berichtet Riehn. Er führt Oberbürgermeister Felix Heinrichs herum und zeigt den Vorraum, in dem Künstler ihr Atelier haben werden, den großen Aktionsraum, der mit seiner Bühne für Konzerte, Theater und Lesungen, aber in Workshops auch zum praktischen Arbeiten genutzt werden kann. Ein großer Backstagebereich bietet Platz für die Musiker und Schauspieler. Eine geräumige Küche wurde aus Spenden in eigener Hand aufgebaut. Daneben befindet sich ein Videoschnittraum.
Für die festliche Eröffnung des neuen Chapeau Kultur haben sich die Veranstalter einiges einfallen lassen. In ihren Reihen gibt es viele junge Talente und die zeigen, was sie können: Es wird gesungen, getanzt und jongliert.
Den Auftakt macht die String Band: Vier ukrainische Jugendliche an Kontrabass und Geigen spielen mitreißende Musik. Eine Kindertanzgruppe, angeleitet von Tatiana und Natalia hüpft ohne Scheu und mit viel Begeisterung über die Bühne und die Zirkusgruppe der Clownin Antoschka wirbelt mit Tüchern.
Die Grußworte der Gäste sind durchweg wohlwollend: Die Bundestagsabgeordnete Gülistan Yüksel dankt Wolfgang Riehn und allen, die hinter ihm stehen, für ihren Einsatz. „Ich wünsche euch Kraft und Ausdauer“, sagt Yüksel und verspricht Unterstützung, wo sie nötig sei. Felix Heinrichs zeigt sich beeindruckt. „Sie haben Brachliegendes lebendig gemacht“, sagt er. „Kultur bringt uns zusammen“, fügt er mit Blick auf die Internationalität der Akteure hinzu.
Emotional wird es, als der „Sonnenblumenchor“ die „Ode an die Freude“ und John Lennons „Imagine“ singt. Der Chor besteht aus jungen Geflüchteten aus der Ukraine. Sedik Salimi ist erster Vorsitzender des TKV. Er erläutert das bewährte Konzept des Chapeau Kultur, das sich auch auf der Hindenburgstraße 57 nicht ändern, sondern vielmehr ausgeweitet wird. „Das Chapeau Kultur ist ein Ort des interkulturellen Austauschs“, fasst er zusammen.
Neben Theateraufführungen, Konzerten und Lesungen wird es Workshops geben, in denen Musikinstrumente und Hip-Hop-Tanz gelernt oder die Stimme gebildet werden kann. „Unsere Angebote sind offen, sie richten sich an alle Menschen“, sagt Salimi. Noch gibt es nach ihm keine offiziellen Öffnungs- und Veranstaltungszeiten, aber er verspricht, dass sie bald auf den sozialen Medien veröffentlicht werden.
Die Kunst ist ein weiteres Standbein des Chapeau Kultur. Beate Krempe ist eine von fünf Künstlern, die sich am neuen Standort des Chapeau Kultur einbringen. Krempe, Gregor Wosik und Daniela Löh, der syrische Maler Waleed Ibrahim und der aus Armenien stammende Tigran Aloian zeigen zurzeit ihre Bilder auf der ersten Etage des Gebäudes an der Hindenburgstraße. Aloian und Ibrahim werden ihre Ateliers im Vorraum des Chapeau Kultur einrichten, sodass die Passanten und Besucher ihnen beim Malen zusehen können. Kreativmalkurse und künstlerische Performances sind ebenso geplant wie ein künstlerisches Stadtprojekt, das der Illusionsmaler Wosik gemeinsam mit ukrainischen Jugendlichen durchführen wird.