Organist Elmar Lehnen veröffentlicht CD Ein Meister der Improvisation

Mönchengladbach · Der ehemalige Windberger Organist hat seine zweite CD veröffentlicht: „Seven“.

 Elmar Lehnen hat sich mit dem Posaunisten Hansjörg Fink und dem Theologen Bastian Rütten zusammengetan und die CD produziert.

Elmar Lehnen hat sich mit dem Posaunisten Hansjörg Fink und dem Theologen Bastian Rütten zusammengetan und die CD produziert.

Foto: gerhard seybert

Elmar Lehnen hat als Kirchenmusiker an St. Anna Windberg die musikalische Szene der Stadt maßgeblich beeinflusst. Seine dortige Ära endete 2000, als er die bedeutende Stelle an der päpstlichen Basilika in Kevelaer antrat, wo eine der größten und schönsten Seifert-Orgeln Deutschlands beheimatet ist. Seit langem bemüht er sich darum, dass das Instrument behutsam in den Originalzustand zurückgeführt wird. Elmar Lehnen hat den Kontakt nach Mönchengladbach nie abgebrochen, etliche Chöre aus der Stadt gastieren in seinen Gottesdiensten. Und sein Improvisationstalent ist über die Grenzen der Region berühmt.

2014 veröffentlichte Lehnen zusammen mit dem Posaunisten Hansjörg Fink ein wie improvisiertes „Requiem“, das auch die Mönchengladbacher ziemlich begeisterte. Bei ihrem zweiten gemeinsamen Plattenprojekt beim renommierten Label audite holen sich die beiden Musiker einen Dritten ins Boot: den Theologen Bastian Rütten. Der Theologische Referent an diesem sehr traditionell-katholischen Ort schreibt im Grunde das Libretto zu den musikalischen Improvisationen. Ein schöner, angenehm unpathetischer lyrischer Text zu den sieben Tagen der Schöpfungsgeschichte. „Seven“ gerät vor diesem literarischen Vorwurf zu einem Suchen nach den spirituellen - nicht den evolutionären - Dimensionen der Schöpfung.

Und, das darf man wieder erfreut zur Kenntnis nehmen, die beiden Musiker entwickeln einen einzigartigen Stil, gemeinsam zu musizieren. Es ist zunächst ein großes Vergnügen, mit den Ohren mitzuerleben, wie aufmerksam, sorgsam die beiden auf den Raum reagieren. Die Päpstliche Basilika, in die jährlich 800.000 Pilger strömen, hat einen ausgedehnten Nachhall, der dem ambienten Aspekt der Improvisationen sehr entgegenkommt. Wieder beeindruckt das vielgestaltige musikalische Material, die sichere Wahl der Themen und Melodien, die Klangpracht der international bedeutenden Orgel. Finks Posaunenspiel ist am Jazz geschult, da kommt auch in sakralem Zusammenhang die Assoziation zum Posaunenchor gar nicht erst auf. Sein Ton schwingt und singt verschwenderisch schön. Lehnen kennt jedes Register seines Instruments aus dem Effeff, weiß um jede Wirkung.

Und obwohl die Musik esoterische Anklänge hat, meditative Züge nicht meidet, bleibt sie doch reich an Ecken und Kanten, die eher den Aspekt der Frage betonen als den der Antwort, für die Kevelaer gemeinhin dasteht. Die Platte ist wieder eine feine Sache.

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