Kultur in Mönchengladbach Eine Künstlerin mit vielen Handschuhen

Mönchengladbach · Früher schuf Renate Fellner ausschließlich Kunst aus Bronze. Später arbeitete die Gladbacher c/o-Künstlerin mit anderen Materialien, fand zur Installation. Aktuell zeigt ihre Ausstellung „Zeugen der Arbeit“ spannende Betrachtungen eines Alltagsgegenstands.

 Renate Fellner eröffnet am Sonntag die Ausstellung „Zeugen der Arbeit“. Eröffnung: Sonntag, 22. August, 11 bis 18 Uhr. Einführung: 12 Uhr. Ausstellung: bis 30. September. Das Atelier ist mittwochs von 15 bis 18 Uhr geöffnet, ansonsten nach Terminabsprache. Atelier Renate Fellner: Kamphausen 171, 41363 Jüchen. Kontakt: Telefon – 02166/ 603775. fellnerrenate@web.de.

Renate Fellner eröffnet am Sonntag die Ausstellung „Zeugen der Arbeit“. Eröffnung: Sonntag, 22. August, 11 bis 18 Uhr. Einführung: 12 Uhr. Ausstellung: bis 30. September. Das Atelier ist mittwochs von 15 bis 18 Uhr geöffnet, ansonsten nach Terminabsprache. Atelier Renate Fellner: Kamphausen 171, 41363 Jüchen. Kontakt: Telefon – 02166/ 603775. fellnerrenate@web.de.

Foto: Julia Dedek

Das Erspüren und Begreifen einer Arbeit – im wörtlichen Sinne – ist Renate Fellner schon immer wichtig gewesen. Von daher ist der Bildhauerin die Oberflächengestaltung ein Anliegen. „Wenn die Sonne scheint, ist die Bronze warm, und sie hat den Charme von zeitloser Schönheit. Ganz früher habe ich mich nur der Bronze gewidmet. Das lag damals vermutlich daran, dass das Material macht, was ich bestimme. Bei Holz und Stein muss man ins Material hineinhorchen, um ihm nahe komme“, sagt die 76-Jährige heute.

Die Bronze ist für Fellner immer noch ein Ankerpunkt, zu dem sie regelmäßig zurückkehrt. Aber die Ausschließlichkeit der früheren Jahre hat das Material verloren. Seit über 50 Jahren widmet sich Fellner der Kunst, seit 30 Jahren im Atelier Kamphausen. Viele ihrer Groß- und Kleinskulpturen wie auch Gartenobjekte fügen sich in die großzügige Gartenanlage am Haus ein.

„Während des Studiums hat mich mein Professor darauf aufmerksam gemacht, dass meine Figuren ausgeprägte Füße haben. Er meinte, ich sei sehr bodenständig und stehe mit beiden Füßen auf der Erde. Die Füße der Figuren sind bis heute kompakt“, sagt Fellner.

Wie nachhaltig sie das Thema Hand und Fuß beschäftigt, bewies eine von ihr 2008 mit eigenen Bronzen und Gipsmodellen bestückte Themenausstellung. Ihr sei bewusst geworden, wie aus einem Umfeld herausgenommene Dinge – anders platziert – eine eigene Dynamik entwickeln, sagt sie rückblickend. 2018 variierte sie über die Fotografie das zehn Jahre zuvor entwickelte Thema „Gelebte Hände – getragene Füße“. In der neueren Serie zeigen die Porträts von Füßen und Händen Narben, Risse, Alterungsprozesse.

In Atelier und Außenbereich des Anwesens in Jüchen-Kamphausen künden gläserne Wandreliefs und Objekte von Fellners Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Glas. „Als das Glas dazu kam, empfand ich das als einen Spaziergang. Die Bronze hat auch Farbe, doch nicht eine solche Lebensfreude und Intensität. Ich konnte schneiden, schmelzen, Farbakzente setzen. Das war toll“, erzählt Fellner. Sie ist überzeugt, dass sich jeder Richtungswechsel auch auf die Auseinandersetzung mit der Bronze auswirkt. „Meine Skulpturen sind klassisch, beim Glas sind die Formen strenger und reduziert. Ich habe gemerkt, wenn ich vom Glas zurückgehe zur Bronze, sind die Skulpturen zurückhaltender in der Ausformung.“

Vor einiger Zeit begann Fellner, Gedichte und Kurzgeschichten zu schreiben. In den Kurzgeschichten lasse sie bewusst Freiraum für den Leser, aber nicht in den Gedichten. Aktuell bis 30. September zeigt Fellner die Sommerausstellung „Zeugen der Arbeit“ in Kamphausen. Der Titel ist ergänzt um die Aufforderung „Lassen Sie sich in die Welt der Arbeit aus Sicht des Handschuhs entführen“. 

Die Initialzündung für die Idee habe „ein einsamer, dreckiger Handschuh“ auf der Straße geliefert. „Ich habe ihn mit spitzen Fingern aufgehoben und mich gefragt, was gibt es für Berufe, von denen ich nicht weiß, wie sie ausgeführt werden“, erzählt Fellner. Das Ergebnis ist eine Präsentation von 32 Handschuhen aus 32 Gewerben, ergänzt um Fotos der Handschuhe im Gebrauch sowie Beschreibungen „aus Sicht des Handschuhs“.

Auf einen Sockel gestellt, strahlt ein Handschuh als Arbeitszeuge einer Bronze-Kunstgießerei etwas Figuratives aus und lässt an ein verschlissenes Gewand denken. Scheinbar nachlässig auf den Boden geworfen, wirkt das „Heer der namenlosen Arbeitszeugen“. Liebevoll gestrickte Kinderhandschuhe, alt und doch kaum getragen, umranken eine Stele. „Kinder wollen spüren, ertasten“, sagt die Haptikerin Fellner zum Arrangement und ergänzt: „Für Kinder, die arbeiten müssen, gibt es keine Handschuhe.“

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