Kulturreihe „Herbstzeitlose“ in Mönchengladbach Kultur geballt beim Bunkerfestival

Mönchengladbach · Mit einem Vortrag und zwei Vernissagen ist das Festival Herbstzeitlose im Bunker Güdderath gestartet. Am Dienstag beginnt das Konzertprogramm.

 Eröffnung unter Corona-Sicherheitsvorkehrungen: Maler Hardin Plischki (von links), Gastgeber Bernhard Petz und Umweltexperte Hans-Jochen Luhmann halten Abstand.

Eröffnung unter Corona-Sicherheitsvorkehrungen: Maler Hardin Plischki (von links), Gastgeber Bernhard Petz und Umweltexperte Hans-Jochen Luhmann halten Abstand.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Manche Themen brauchen eine gewisse Menge an Ausdehnung, sagt Hardin Plischki erklärend zur Größe seiner im Bunker ausgestellten Arbeiten. Mit 16 großformatigen Gemälden und zwölf ihnen vorausgegangenen, schmalen Anagramm-Bildern bestreitet der 1937 geborene Künstler seit gestern die Themenausstellung „Frage der Zukunft“.

Zur Eröffnung des Kulturfestivals „Herbstzeitlose 2020“ markierte die Vernissage von Plischkis abstrakter Farb- und Formensprache einen Part in der spannungsreichen Begegnung von Wissenschaft und Kunst. Das diesjährige Kulturfestival startete in kompakter Dichte mit Fokus auf dem Klimawandel. Hans-Jochen Luhmann vom Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie referierte zum Thema „Menschgemachter Klimawandel – Phänomen und Herausforderung“. Hausherr Bernhard Petz stellte das von ihm unter dem Künstlernamen Bepé Meilenstein entwickelte Schneemann-Projekt vor.

Der Klimawandel sei kein „unschuldiges Naturphänomen“ und der Mensch daher aufgefordert, auf sich selbst zu schauen und kollektiv zu handeln, sagte Referent Luhmann. Er erklärte, wie die menschgemachte Veränderung auf einen erdgeschichtlich natürlichen Klimawandel „aufsattelt“. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der rhythmische Wechsel von kommenden und gehenden Eiszeiten entdeckt. Der Wechsel bedingte ein Ansteigen und Sinken des Meeresspiegels um jeweils 100 Meter und legte den Kern für die biblische Sintflut-Erzählung, so Luhmann.

Mit der ersten industriellen Revolution wurde die Entscheidung zur Nutzung fossiler Brennstoffe getroffen – im Wissen, dass diese endlich sind. Ohne diese industrielle Revolution hätte bereits vom wohligen Plateau der jetzigen Warmzeit ein erneuter Abstieg in die Eiszeit eingesetzt. „Diese Eiszeit haben wir überspielt“, so Luhmann. Er stellte einen natürlich bedingten Anstieg von vier Grad Celsius binnen 8000 Jahren ins Verhältnis zur vom Menschen verursachten Veränderung von vier Grad innerhalb von 200 Jahren.

Heute würden in einem Jahr so viele fossile Brennstoffe verfeuert wie in einer Million Jahren in Depots eingeschleust wurden. Luhmann führte aus, wie die 1992 von der Völkergemeinschaft vereinbarten Klimaziele im großen Stil verfehlt wurden. Doch im Green New Deal erkennt er das Potenzial einer neuen Dynamik. Er betonte, dass die EU eine Vorreiterrolle übernehmen sollte. Wichtig sei ein Außenschutz vor illegitimen Importen. Gesetzlich geregelt sei inzwischen, dass Emittenten die Rechte für Mehrverbrauch einkaufen müssen. „Es geht um eine Revolution, die keine Vorbilder hat“, sagte Luhmann.

Zum Thema passt das Schneemann-Projekt des Gastgebers. Die im Park am Bunker stehende Figur mit einer aus Fensterglas recycelten Glasgranulat-Oberfläche misst im Verweis auf die Tage eines Jahres 365 Zentimeter. „Meine erste monumentale Skulptur war ein Schneemann“, sagte der Künstler in Erinnerung an seine Kindheit.

Petz schreibt der schlichten Form  die „Symbolkraft eines Davids des 21. Jahrhunderts“ zu. Das international geplante Projekt soll in einfacher Sprache ein verändertes Denken angesichts der von Menschen verursachten Treibhausemissionen beschleunigen.

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