In der Kaiser-Friedrich-Halle Mönchengladbach Brüder Gerassimez mischen erstes Meisterkonzert auf

Mönchengladbach · Das Konzert der drei Brüder Wassily, Nicolai und Alexej Gerassimez in der Kaiser-Friedrich-Halle geriet zu einem virtuosen, spannenden und manchmal sehr lustigen Abend.

 Die Brüder Gerassimez beim ersten Meisterkonzert auf der Bühne der Kaiser-Friedrich-Halle.

Die Brüder Gerassimez beim ersten Meisterkonzert auf der Bühne der Kaiser-Friedrich-Halle.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Wenn musikalische Eltern drei musikalische Jungs in die Welt setzen, kann man durchaus an Hausmusik denken. Bei Familie Gerassimez aus Essen geht auch beinahe alles gut, Wassily lernt Cello, Nicolai Klavier. Aber als Alexej Schlagzeuger wird, ist er aus, der Traum. Oder?

Im ersten Meisterkonzert seit Pandemiebeginn, zu dem in der Kaiser-Friedrich-Halle nicht alle möglichen Plätze besetzt waren, standen alle drei Gerassimez-Brüder auf der Bühne. Ziemlich smarte junge Männer. Und aus dem kleinen „Haudrauf“ ist ein Star geworden, mit 34 ist er Professor an der Musikhochschule München. Dass er mit seinen Brüdern Musik macht, geht aber nur, weil sich die Brüder die Sachen selber schreiben beziehungsweise umschreiben. Dabei geht es ziemlich spannend, ziemlich virtuos und manchmal sehr lustig zu. Dem Gladbacher Publikum jedenfalls gefällt’s.

Irgendwie muss es Bach sein bei einem Meisterkonzert, also ein Präludium und Fuge auf Klavier, Cello und Vibraphon. Naja, klingt reichlich mutwillig, aber besonders. Da ist die Toccata von Anders Koppel (*1947) für Marimba mit Klavierbegleitung schon ein richtiger Kracher – ein Stilmix von Barock über Lateinamerika bis Kirmesmusik, virtuos geklöppelt, geradezu aberwitzig. Zum Luftanhalten auch die selbstkomponierte Snare-Drum-Etüde, mit der Alexej in jedem Zirkus auftreten könnte. Danach darf das Cello singen, zunächst liebesschmerzhaft nah am Kitsch („Melancholia“) mit Marimba-Tremolo, alsdann Tschaikowsky, recht virtuos und mit Klavier. Guter Cellist. Steve Reichs minimale „Music for Pieces of Wood“ zeigt alle drei Brüder als rhythmisch versierte Schlagwerker, bevor die Zeit auf den Spuren Piazzollas deutlich libertinärer, improvisierter dem Ende des pausenlosen Konzertabends entgegeneilt.

Beim Finale wird es jazzig und schon fast ein bisschen albern, indem die Brüder eine Art Rundlauf mit ihren Instrumenten veranstalten. Alexej trommelt auf dem Cello, Wassily malträtiert das Klavier und Nicolay schwingt die Besen auf der Snare. Rhythmischem Applaus folgt ein Zückerchen: Ravels „Bolero“ auf dem Cello: zu dritt. Zupfen, trommeln, streichen, explodieren gleichzeitig. Toll.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort