Mönchengladbach Mit Musik zu den Sternen

Mönchengladbach · Johann Sebastian Bach kannte sich mit himmlischen Dingen gut aus. Auch Grönemeyer und DJ Ötzi mischen im Universum mit. Der RP-Musikredakteur hatte für sein „Betreutes Hören“ das Thema „Sonne, Mond und Sterne“ gewählt.

 Der Musikwissenschaftler und RP-Redakteur Wolfram Goertz unterhielt zum wiederholten Mal mit seinem „Betreuten Hören“.

Der Musikwissenschaftler und RP-Redakteur Wolfram Goertz unterhielt zum wiederholten Mal mit seinem „Betreuten Hören“.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Der Anblick der Gestirne übt eine große Faszination aus – in der Realität, in der Fotografie, in der Malerei und in der Poesie. Und nicht zuletzt in der Musik. Ob E- oder U-, Vokal- oder Instrumental-, Barock- oder Rock-Musik: sie alle liefern Beispiele für die Beschäftigung mit dem gestirnten Himmel. Der Weg zur Filmmusik ist nicht weit. „Clair de lune“, Debussys Hommage an den Mondschein, findet sich in vielen Filmen wieder.

Dem Thema Gestirne in der Musik einmal genauer nachzugehen, drängte sich für Wolfram Goertz geradezu auf. Der Musikredakteur der Rheinischen Post, ausgebildet als Organist, Musikwissenschaftler und Doktor der Medizin, erfreut seit Jahren ein immer größer werdendes Publikum mit gleichermaßen sachkundigen, informativen und dabei witzig-unterhaltsamen Vorträgen.

Als er am Montag zum „Betreuten Hören“ mit dem Thema „Sonne, Mond und Sterne“ in die Johanneskirche einlud, waren die Bankreihen komplett gefüllt. Mit einer Mischung aus Freude, Wehmut und Humor stellte Gemeindepfarrer Karl-Heinz Bassy fest, dass ihn ein so großer Kirchenbesuch sehr an Weihnachten erinnert.

Ein Komponist, so Goertz, der sich mit himmlischen Dingen gut auskannte, war Johann Sebastian Bach. Als Musikpraktiker hatte Bach ein wirksames Patent entwickelt, wie Himmlisch-Göttliches sich in Töne umsetzen ließ: Er ließ die Trompeten schmettern. Bach war aber auch ein Diplomat, der es sich nicht nur mit der himmlischen, sondern auch mit der irdischen Macht nicht verscherzen wollte. Drum setzte er die Trompeten auch bei der musikalischen Würdigung von Fürsten ein, ohne auf Differenzierung zu verzichten. Verwendete er, wie etwa im Eingangschor des Weihnachtsoratoriums, die Musik zu Ehren eines weltlichen Potentaten noch einmal in einem theologischen Zusammenhang, dann hatten die Trompeter noch kräftiger zu tun. Das Klangbeispiel „Osanna in excelsis“ aus der h-moll-Messe machte auch deutlich. Der Komponist schrieb hier für einen Doppelchor. Goertz: „Bach konnte schon Stereo“.

Nicht nur zur Verdeutlichung des Himmlisch-Göttlichen, sondern auch des Irdisch-Sündhaften wird Sterne-Musik komponiert. Davon weiß Richard Wagners Tannhäuser ein Lied zu singen, nämlich das an den Abendstern. Der heißt Venus, und die ist die Chefin von Wagners Venusberg. Das heißt? „Modern gesprochen“, so Goertz, „haben wir es hier mit einer Puffmutter zu tun, die ihre Kunden selbst betreut.“

Grundsätzlich konzipiert Goertz seine Vorträge spartenüberbergreifend. Da kommt er nicht immer an Klangbeispielen vorbei, die mit seinem Geschmack nicht ganz deckungsgleich sind – vorsichtig ausgedrückt. So sorgte er für Schmunzeln im Publikum, als er den DJ Ötzi verkünden ließ: „Ein Stern, der deinen Namen trägt.“ Übrigens: Bei Herbert Grönemeyer steckt oft viel mehr Lyrik im Text, als der oft schwer verständliche Vortrag vermuten lässt. Da war es gut, dass Goertz den Text von „Komet“ erst einmal ohne Musik vorstellte.

Den Zuhörern gefiel der Abend. Das zeigte nicht nur der herzliche Beifall, sondern auch die Spendenbereitschaft. Das Geld geht an die Interdisziplinäre Ambulanz für Musikermedizin in Düsseldorf.

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