Mönchengladbach Festival Pop-Paradiso „Baby Beuys“ eröffnete Festival Pop-Paradiso

Mönchengladbach · Das Festival Pop-Paradiso ist eröffnet. Für zehn Tage wird der Abteiberg zu einem künstlerischen Experimentier-Campus. Was das heißt, zeigte das Eröffnungskonzert des Künstlers Markus Maria Jansen.

 Mit einer poetischen Wutrede eröffnete Markus Maria Jansen im Skulpturengarten Abteiberg das Festival Pop-Paradiso.

Mit einer poetischen Wutrede eröffnete Markus Maria Jansen im Skulpturengarten Abteiberg das Festival Pop-Paradiso.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Dem ollen Beuys wäre das alles vielleicht ein bisschen zu brav gewesen, die Herren Hollein und Cladders hätten auf jeden Fall aber ihre Freude gehabt daran, wie in diesen Tagen das Museum Abteiberg sich zu so etwas wie einem Ort der Subkultur, einem Experimentier-Campus oder Gegenstand zum Nachdenken darüber geriert, wie denn eine lebendige Stadt Mönchengladbach aussehen könnte. In ein paar Monaten aus dem Corona-verseuchten Boden gestampft von Kulturbüro, Museumsverein und weiteren Aktivisten gibt es jetzt also zehn Tage „Pop-Paradiso“, ein Festival mit Konzerten, Kinderbelustigung und intellektuellen Höhenflügen, das den Abteiberg zu einem Nucleus der Stadtveränderung werden lassen könnte. „Macht mit dabei, dass das zur Dauereinrichtung wird“, fordert Susanne Titz, Direktorin des Museums, das Publikum vor der Bühne im Park auf. Zur Eröffnung mit der Hamburg/Krefelder Pop-Größe Markus Maria Jansen (MMJ) war der harte Kern der Szene versammelt. Auf der Plattenebene gab’s Platten vom DJ in Club-Ambiente.

MMJ hat sein erstes Solo-Projekt dabei, das in eskapistischer Antifa-Stimmung in der Corona-Isolation unterm heimischen Dach entstandene „Baby Beuys und die Rücksichtslosigkeit der Hasen“. Die in zarte Reime gebettete poetische Wutrede von einer Welt im Spannungsfeld von Liebe und Zerstörung hatte der Mann mit dem ikonisch dekonstruierten Gitarrensound und der gleichermaßen ikonisch kaputten Stimme ganz allein, multitaskingmäßig eingespielt und abgemischt. Danach die Vinyl-Scheiben in Leinentüten-Objekte genäht und als Multiple unter die Fans gebracht. Hier und jetzt braucht er seine alte Band „Jansen“, das alles im Konzert rüberzubringen.

MMJ rezitiert mehr als er singt, die Sache wirkt fast melodramatisch. Aber sein Kraftfeld ist beeindruckend, seine gelegentliche Ekstase mitreißend. Nur drei Tage hatte das Quintett Zeit zu proben, das hört man. Der Sound ist auf der Wiese mäßig. Aber die Aura wirkt. Ein Aufbruch zu neuen Ufern scheint angesagt.

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