Ausstellung im Projektraum EA 71 Mit der Kamera auf der Suche nach Stille

Mönchengladbach · Das Künstlerpaar Link & Kress hat zu ihrer jährlichen Ausstellung im EA 71 den Fotografen Detlef Ilgner eingeladen. 30 Fotografien sind in dem städtischen Projektraum zu sehen. Am stillen Feiertag Allerheiligen ist die Eröffnung.

 Sie haben sich für 30 Fotografien entschieden, die sie in der Ausstellung „Stille“ zeigen werden: Anna Link, Detlef Ilgner und Daniel Kress (v.l.). 

Sie haben sich für 30 Fotografien entschieden, die sie in der Ausstellung „Stille“ zeigen werden: Anna Link, Detlef Ilgner und Daniel Kress (v.l.). 

Foto: Isabella Raupold

Stille. Wann ist es je still in unserer Umgebung? Gibt es die Stille überhaupt? Oder existiert sie nur in der Sehnsucht der Menschen? Stille ist das Gegenteil von allem Spektakulären, meint Anne E. Link. Stille ist eine Emotion, glaubt Detlef Ilgner. Stille ist der Detailblick auf das flüchtig Alltägliche, sagt Daniel Kress. Und zitiert Kurt Tucholsky: „Es gibt vielerlei Lärme, aber es gibt nur eine Stille.“

Drei Fotografen haben sich im Projektraum EA 71 zusammengetan, um eine Ausstellung zum Thema „Stille“ zusammenzustellen. Das Künstlerduo Link&Kress arbeitet seit vielen Jahren gemeinsam an ihren Fotoprojekten. Anna E. Link, 1968 geboren, studierte an der Kunstakademie Münster. Sie arbeitet sowohl als freie Künstlerin als auch als Kunstpädagogin. Marc-Daniel Kress, Jahrgang 1969, studierte Kommunikationswissenschaft in Duisburg-Essen. Er arbeitet als Designer und Fotograf. Zu ihrer jährlichen Ausstellung im Projektraum EA71 haben Link&Kress einen Gast eingeladen: den 1963 geborenen freiberuflichen Fotografen Detlef Ilgner. Seit mehr als 25 Jahren ist der ausgebildete Porträtfotograf in vielen Gegenden der Welt mit der Kamera unterwegs.

„Wir kennen uns schon lange und hatten seit einiger Zeit die Idee, gemeinsam eine Ausstellung zu machen“, sagt Anna E. Link. Der andere Blickwinkel, der ungewohnte Standpunkt eines dritten Fotografen bringe einen neuen, interessanten Aspekt in die Ausstellung. Alle drei haben lange in ihren Bildersammlungen gestöbert, bis sie sich für die Auswahl der 30 Bilder hatten. 

In Blöcken, die Bilder aller drei verbinden, werden die Arbeiten präsentiert. Zu unterscheiden sind die Künstler vor allem daran, dass Ilgner dezent farbige Bilder, Link&Kress schwarz-weiße Fotografien machen. Neben zwei schwarz-weißen Fotografien, die einen Schneerand auf einem gravierten Stein zeigen, hängt eine Fotografie, auf der ein Stacheldrahtzaun, ein Wachturm und – weit hinten vor dem Sonnenuntergang – Schlote zu entdecken ist. Wer sich ein wenig auskennt mit der Bildsprache, errät es sofort: es handelt sich um Auschwitz. Totenstille ist auch ein Form der Stille. Totenstille und die hohe Ästhetik der gezeigten Fotografien – ein schwer zu überwindender Grat. Sie hätten lange diskutiert, erklärt Marc-Daniel Kress, ob sie diese Bilder in die Ausstellung mit hinein nehmen sollten. Aber nicht zuletzt der Anschlag in Halle habe den Ausschlag gegeben.

Detlef Ilgner fand an einem Strand in Costa Rica eine verwaiste gelbe Schaufel. Sie nimmt viel Raum in seinem Bild ein, das – wie in vielen seiner Bilder zu finden ist - aus einer ungewöhnlichen Perspektive aufgenommen wurde. Stille, Ruhe, Entspannung nach einem Nachmittag voller Spielen – könnte man denken. Aber auch: was ist mit dem Kind geschehen? Wo ist es? Nie ist das Gesehene eindeutig, scheint es.

Die Skulptur eines Liegenden in Untersicht ist verschwommen – einzig ein sich über sie beugender Grashalm ist gestochen scharf. Muss, wer Stille sucht, manches verschwimmen lassen, um zur fokussierten Stille zu gelangen? Der Betrachter kommt ins Grübeln, über die Stille, die Welt, den Menschen. Vielleicht für jeden Menschen eine andere.

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