Ausstellung von Jutta Koether Die Farbe Rot im Museum Abteiberg

Mönchengladbach · Bälle, Brüste und Bubbles dominieren die Malerei von Jutta Koether. Und Glas spielt eine Rolle. Morgen ist Eröffnung im Museum Abteiberg.

 Im großen Wechselausstellungsraum hängt das Glas-Triptychon „Confirmation“ von Jutta Koether. Beim Durchschreiten des Raums spiegeln sich Susanne Titz (l.) und die Künstlerin in den Scheiben.

Im großen Wechselausstellungsraum hängt das Glas-Triptychon „Confirmation“ von Jutta Koether. Beim Durchschreiten des Raums spiegeln sich Susanne Titz (l.) und die Künstlerin in den Scheiben.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

„Libertine“ heißt die Ausstellung von Jutta Koether im Museum Abteiberg. Libertine – das Wort steht für einen Menschen, der viel Freude am Sex hat. Libertines legen also Wert auf körperliche Freuden und sinnliche Erlebnisse. Das erklärt die unzähligen Bälle, Brüste und Bubbels, die sich auf den weitgehend in leichten Rottönen gehaltenen Gemälden der Künstlerin üppig tummeln.

Die großformatigen Leinwände mit dem Titel „Tour de Madame“ hängen an Glaswänden, die eine Art Parcours durch die Straßenebene des Museums bilden. Die 1958 in Köln geborene Jutta Koether ist an einen Ort zurückgekehrt, den sie seit vielen Jahren kennt – und augenscheinlich sehr mag. Im Museum Abteiberg hat sie sich mit der Künstlergeneration der Nachkriegszeit und dem Einfluss der amerikanischen Pop-Art auf die europäische Malerei beschäftigt. Und daraus ihre Schlüsse gezogen.

Eine Ausstellung 2009 in einer New Yorker Galerie, in der sie nur ein großformatiges Bild zeigte, dazu drei Performances inszenierte, bezeichnet sie als ihren „turning point“. „Ich habe mir grundsätzlich die Frage nach dem Bildsinn, der Malerei als Medium und den Bezug zur Architektur und zu den Menschen gestellt“, sagt sie. Die Idee der Transparenz wurde zunehmend wichtig. Und sie nahm sich in den Folgejahren die Freiheit, künstlerisch zu experimentieren.

Transparent ist in dieser Ausstellung nicht nur die Hängefläche, transparent wirken auch ihre gemalten Arbeiten. Nicht nur in ihrer Farbigkeit, sondern auch durch die Aussparungen. Die Flächen wirken nie pastos, sie bilden keine Räume, eine optimistisch schwingende Leichtigkeit macht das Betrachten zum Genuss. Da gibt es so viel zu entdecken. Frauenkörper, Männerkörper, Früchte, Spazierstöcke, Philodendronblätter. Kringel hier, amorph-geheimnisvolle Zeichen dort.

Dazu gibt es die „Erinnerungsbilder“. Kunstwerke, die Jutta Koether aus der ständigen Sammlung des Museums kennt. Die hängen Rücken an Rücken zu ihren Bildern ebenfalls an den Glaswänden. Das ist nicht nur spannend, das versetzt auch den Betrachter in die Lage, Arbeiten von Roy Lichtenstein, Allan Kaprow, Niki de Saint-Phalle, Daniel Spoerri, Andy Warhol, Dieter Roth, Jacques de la Villeglé, Martin Kippenberger – und natürlich Jutta Koether – von ihrer Rückseite zu sehen. Das kann ganz schön aufschlussreich sein.

„Confirmation“ heißt die dreiteilige Arbeit im Wechselausstellungsraum – ein Triptychon. Die drei Glasscheiben sind jeweils drei Meter hoch und 1,60 Meter breit. Auf das Glas hat sie Flüssig-Acryl gegossen und Gegenstände eingearbeitet: bunter Bänder, Trauben aus Glas, einen Goldbarren (unecht, versteht sich), merkwürdige Verschraubungen und Haken sind zu entdecken. Die Künstlerin empfiehlt: „Man muss das nicht alles total ernst nehmen.“ Spaß im Museum – geht doch!

Museumsdirektorin Susanne Titz hat zwei Kleeblatträume auf der Plattenebene – zwischen Gerhard Richters grauen Bildern und Sigmar Polkes Kunststoffsiegelbilden – freiräumen lassen. Da zeigt Jutta Koether neueste Arbeiten. Und plötzlich ist das Rot nicht mehr dominant, die Farbe Blau fügt sich ein. Und es entstehen Räume. Der Bühnenraum zum Beispiel. Von hinten ist ein Akteur zu sehen, er schwingt das blaue Band zur Schleife. „Neue Frau“ heißt eines der Bilder, „Neuer Mann“ ein anderes. Vielversprechende Titel, die das halten, was sie versprechen.

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