Niederrheinische Sinfoniker Unterwegs auf musikalischer „Kneipentour“

Mönchengladbach · Bei „Vivaldi und Wacholder“ wurden in sechs Restaurants und Kneipen hochprofessionelle musikalische Intermezzi serviert.

 Logenplatz vor dem Schaufenster: Die Musiker zogen in allen Lokalen so viel Publikum an, dass innen keine Plätze mehr frei waren – so wie hier im Café Köntges. Aber so ging es auch.

Logenplatz vor dem Schaufenster: Die Musiker zogen in allen Lokalen so viel Publikum an, dass innen keine Plätze mehr frei waren – so wie hier im Café Köntges. Aber so ging es auch.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Tellergeklapper, das Rauschen der Kaffeemaschine, die leisen Zurufe der Kellner, gedämpfte Unterhaltungen der Restaurantgäste. Und über allem: die Klänge von Wagner und Mozart. Mit kleinen Appetithäppchen machten die Streicher des Vitusquartetts der Niederrheinischen Sinfoniker zu Pasta, gefüllten Zucchini und Paprika Lust auf Oper. Einen freien Sitzplatz gab es in der Trattoria Maccheroni am Samstagabend nicht mehr.

Es war wieder „Vivaldi und Wacholder“-Abend. In sechs Restaurants und Kneipen wurden hochprofessionelle musikalische Intermezzi serviert. Und Gin natürlich. An jedem Ort eine andere Mischung – in der Kulturküche die alkoholfreie Variante. Für den Gin war Edeka Endt zuständig, für die Musik waren es die Niederrheinischen Sinfoniker. Die Trattoria Maccheroni war zum ersten Mal dabei. „Wir sind wegen der Musik hergekommen. Und weil das Essen gut ist“, sagten Ewa Krajewska und Lambert Dreßen.

Während in dem italienischen Restaurant klassische Konzertmusik ertönte, ging es im St. Vith swingend weiter. Das Blechbläserquintett rockte das Vith mit dem „Rosa-roten Panther“ von Mancini oder dem „Colonel Bogey Marsch“, bei dem die Zuhörer zum Mitpfeifen aufgefordert wurden. „Schön“, fand Rita Cleuvers, „dass an au-ßergewöhnlichen Orten so etwas Tolles stattfindet.“ „Wir möchten den Menschen mit dieser Aktion einen schönen Abend bereiten“, erklärte die Konzertdramaturgin Eva Ziegelhöfer. Auf dem Alten Markt gab es einen Informationsstand der Niederrheinischen Sinfoniker, an dem die Gäste mehr über sie erfahren konnten. „Und wir wollen natürlich auch Schwellenängste abbauen.“ Denn es stecke doch noch sehr in den Köpfen der Menschen, dass ein Sinfoniekonzert oder eine Oper etwas sei, das man ohne Vorbereitung nicht besuchen könne. „Mit dieser Aktion wollen wir zeigen: Die Musiker sind Menschen wie du und ich“, fügte sie hinzu. Die meisten kleinen Ensembles, die in Gladbachs Kneipen spielten, waren schon im vergangenen Jahr dabei.

 In der Trattoria Maccheroni machten die Niederrheinischen Sinfoniker Lust auf Oper.

In der Trattoria Maccheroni machten die Niederrheinischen Sinfoniker Lust auf Oper.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Musiker wie du und ich: Bestes Beispiel dafür waren die Soloharfenistin Stella Farina und die Violinistin María del Mar Vargas Ameczcua. Die beiden Frauen hatten großen Spaß an ihren kleinen Konzerten. „Man spielt anders vor einem kleinen Publikum. Wir sind nah dran.“ Ihr Aufführungsort war das Köntges. Und das war proppevoll. Machte gar nichts, denn – dem warmen Spätsommerabend sei Dank – die große Fensterscheibe bot einen guten Blick auf Musikerinnen und gut zuhören konnte man auch.

 In der Kulturküche wurden Tango und ein alkoholfreier orientalischer Frucht-Sharab serviert.

In der Kulturküche wurden Tango und ein alkoholfreier orientalischer Frucht-Sharab serviert.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Dass die Musiker Freude am eigenen Spiel hatten, war überall spürbar. Und überall schafften sie es, den Funken auf das Publikum überspringen zu lassen. Etwas ungewöhnlich war das Bild schon, das die Partymeile auf der Waldhausener Straße in Mönchengladbachs Altstadt an diesem Samstagabend bot: Neben jungen Erwachsenen mit Bierflasche und Zigarette in der Hand, die vor den Clubs standen, zwischen heiteren Männern, die im hellblauen Tütü einen Junggesellenabschied feierten, bewegten sich ältere Paare und Familien gezielt zu Köntges, der Kulturküche oder dem Frenzen, um dann vielleicht noch einmal hinaufzulaufen ins Restaurant Marco Polo, wo das Streichtrio auftrat.

Das Holzbläserquintett NR5 erfüllte das Frenzen mit seiner Musik bis in die letzten Nischen. Das Publikum reagierte mit begeistertem Applaus – auch hier standen die Menschen dicht gedrängt. Die Musiker des Quintetts stammen aus Deutschland, Norwegen, Mexiko und Japan – und genau so international war ihr Programm.  Der Säbeltanz, Libertango, der Blumenwalzer aus dem „Nussknacker“, ein Stück aus Carmen – die Mischung war außergewöhnlich.

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