Titel wie „Akt, blau“, „Stillleben, orange“, „Liegender vor Akt“, „Am Strand“ oder „Wespe“ sind, so erklärt Dammers, lediglich Arbeitstitel und dienen nicht dazu, dem Betrachter eine Blickrichtung vorzugeben. Was man letztlich erkennt, bleibt offen. „Das sollte dem Betrachter überlassen bleiben“, stellt die Malerin fest.

Und der sollte sich Zeit lassen, die Bilder wiederholt betrachten. Denn erst langsam schält sich das Motiv heraus. Da liegt eine voluminöse Figur in einer fiktiven Landschaft, wird eins mit ihr, allein dadurch, dass sie ihre Farben trägt. Eine andere sitzt in einem nicht näher definierten Raum. Über ihren Knien entdeckt man eine weitere Gestalt, die wie in einen Kokon gehüllt wirkt. Eine moderne Pietà? Das Bild gibt Rätsel auf. Dann ist da eine kryptische Waldlandschaft – mehr durch die Farben angedeutet als durch konkrete Hinweise. Marlene Dammers’ Acrylbilder sind in Schichten angelegt, das rein Malerische verbindet sich mit zeichenhaften Strukturen. Eine große Dynamik ist den Bildwelten anzusehen.

Marlene Dammers selbst hat immer etwas vor Augen: die Landschaft, ein Modell. Das heißt, sie geht immer vom Konkreten aus. Im Laufe des Malprozesses aber verselbständigt sich das konkrete Bildmotiv, und es entsteht ein Ergebnis, von dem die Malerin selbst vorher nicht alles gewusst hat. Akte lösen sich allmählich auf, Landschaften werden zu Farbkompositionen, das Konkrete zum Abstrahierten. Erst wenn Farbe, Form und Komposition stimmig sind, kann Marlene Dammers das Bild beenden.

Während des Malens spielt die Musik eine große Rolle für die Künstlerin. „Die Musik hat einen wesentlichen Einfluss auf Farbe, Bewegung und Rhythmus des Bildes“, erklärt Dammers. „Das geht ganz spontan und schnell.“

Info Die Ausstellung im Café Bisquit des BIS-Zentrums für offene Kulturarbeit auf der Bismarckstraße 97 ist bis zum 15. Februar 2022 während der Veranstaltungen im BIS geöffnet.