Mönchengladbach Mit frischen Stimmen geht es ins Jubiläum

Mönchengladbach · Der Rheydter Madrigalchor wird 50. Das ist Grund zum Feiern, zum Beispiel beim Adventkonzert am 4. Dezember.

Vom weit verbreiteten Chorsterben will Wolfgang Joesting nichts wissen: Er ist in Jubelstimmung, denn "sein" Rheydter Madrigalchor wird 50. Das große Festkonzert steht unmittelbar bevor, am 4. Dezember werden in der Evangelischen Hauptkirche Solisten und die Camerata Gladbach mit den 30 Sängerinnen und Sängern ein anspruchsvolles Programm musizieren, in dem Chorleiter Heinz Honds auf die Historie des Chores zurückblickt. "Wir hatten großen Respekt vor dieser Aufgabe, aber nach dem letzten langen Probensamstag sind wir sehr zuversichtlich: Alles wird klappen", sagt der Vorsitzende des Chores. Dabei ist "Vorsitzender" nicht ganz richtig, denn ein Verein ist der Rheydter Madrigalchor schon lange nicht mehr. "Wir lieben und leben unsere Gemeinschaft, und das vielleicht intensiver als so mancher andere Chor. Aber Vereinsmeierei liegt uns nicht, deshalb haben wir seit vielen Jahren den Status aufgegeben", sagt Joesting, der seit rund 20 Jahren den Kopf für seine Mitsänger in den Wind hält.

Am 6. Dezember 1966 taten sich auf Anregung des damaligen Leiters des Rheydter Kammerchores, Heinz Gerhards, sechs Frauen und zwei Männer aus dem großen Ensemble zu einem kleinen zusammen, das sich die Kunst des Madrigals zu pflegen zur Aufgabe gemacht hatte. Schon bald wuchs diese erlesene Singgemeinschaft und war schon fünf Jahre später so etabliert, dass sie fester Bestandteil der Städtischen Chorkonzerte wurde. 1972 verunglückte Gerhards tödlich, und sein Schwager Heinz Honds sprang als neuer Chorleiter ins "kalte Wasser". Die Verbindung zum Rheydter Madrigalchor ist bis heute fruchtbar. Nach regelmäßigen Auftritten bei den städtischen Kammerkonzerten und etlichen Oratorienkonzerten versiegte die finanzielle Förderung der Stadt, und der Chor muszierte ab den 80ern eigenverantwortlich. Es entstand eine Nähe zur evangelischen Kirchengemeinde in Konzerten, Gottesdiensten und regelmäßigem Proben im Gemeindezentrum Lenßenstraße. Das ist bis heute so, die Proben sind mittwochs.

"Unser Repertoire ist und bleibt klassisch", bekräftigt Wolfgang Joesting. "Bei aller Liebe zum geistlichen Repertoire lieben wir aber das weltliche ebenso sehr." Schubert, Brahms, Klassik und Barock bilden den Mittelpunkt des Singens, das wird man auch am Sonntag, 4. Dezember, um 17 Uhr in der Hauptkirche Rheydt hören. Telemanns "Nun komm der Heiden Heiland", Mozarts "Vesperae solennes de Confessore", Schütz' "Magnificat" und das "Pueri concinite" des Romantikers von Herbeck stehen auf dem Programm. Anspruchsvolle Kost. Der Eintritt ist frei.

Die Chorgemeinschaft hat zum Festkonzert alle Ehemaligen eingeladen: 40 Briefe mit der frischen Festschrift sind verschickt worden. Man wird vielleicht nach dem Konzert zum Plaudern noch ein Stündchen zusammenstehen, hofft Joesting auf einen Blick zurück auf alte Zeiten. Da gilt es, sich an Chorreisen nach England oder Prag zu erinnern ebenso wie an die großen Oratorienprojekte, in denen unter anderem Haydns "Schöpfung" verwirklicht wurde. Eine schöne Zeit, die Zukunft gebiert: Vor ein paar Jahren hat der Chor einen ganzen Schwung neuer, jüngerer Stimmen erhalten. Deshalb steht die Zukunft des Rheydter Madrigalchores nicht zur Disposition. Glückwunsch!

(ark)
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