Mönchengladbach Methadon nicht die Lösung bei Brustkrebs

Mönchengladbach · Beim Patientinnenkongress des Brustzentrums Niederrhein im Bethesda informierten sich mehr als 300 Betroffene über neue Ergebnisse in der Krebsforschung. Es passiert gerade besonders viel in der Therapie.

 Das Team des Brustzentrums Niederrhein war sehr zufrieden mit dem Echo des Patientinnenkongresses. Die Teilnehmerzahl wuchs.

Das Team des Brustzentrums Niederrhein war sehr zufrieden mit dem Echo des Patientinnenkongresses. Die Teilnehmerzahl wuchs.

Foto: Knappe

Methadon, in Deutschland in erster Linie in der Drogenersatztherapie eingesetzt, ist in den vergangenen Jahren als Mittel gegen Krebs hochgejubelt worden. Oleg Gluz vom Brustzentrum Niederrhein bremste beim Patientinnenkongress im Evangelischen Krankenhaus Bethesda die Euphorie. Es sei nicht unbedingt Unfug, aber es gebe auch keinen handfesten klinischen Beweis für die Wirksamkeit von Methadon in der Krebstherapie, stellt der Oberarzt fest.

 Methadon wird in der Drogenersatztherapie eingesetzt. Es soll auch als Mittel gegen Krebs helfen. Noch gibt es dazu keine klinischen Studien.

Methadon wird in der Drogenersatztherapie eingesetzt. Es soll auch als Mittel gegen Krebs helfen. Noch gibt es dazu keine klinischen Studien.

Foto: Dackweiler

Nur eine einzige Studie liegt vor, und die wurde in Israel mit wenigen Drogenabhängigen durchgeführt. Die Ergebnisse sind für den Alltag praktisch nicht verwendbar. "Im Reagenzglas konnte eine Antikrebs- Wirkung nachgewiesen werden, aber bis zur klinischen Studie ist noch ein weiter Weg zurückzulegen", erklärt Gluz vor mehr als 300 Zuhörerinnen und Zuhörern.

Gut untersucht sind hingegen Medikamente, die den Erfolg der Antihormon-Behandlung bei Brustkrebs um das Doppelte steigern und dabei besser verträglich sind als die klassische Chemotherapie. "Von diesen CK4/6 Inhibitoren werden wir demnächst noch viel hören, und wir sind froh, diese Substanzen ebenso wie die neuesten Immuntherapien unseren Patientinnen sehr früh im Rahmen von Studien zur Verfügung stellen zu können", sagt Prof. Ulrike Nitz, die das Brustzentrum Niederrhein leitet. Noch könnten die Erfolge von Immuntherapien, die bei Blasen- und Hautkrebs gesehen wurden, bei Brustkrebs nicht nachvollzogen werden, aber man stehe erst am Anfang einer Entwicklung, so Nitz. Eine für die Betroffenen eminent wichtige Nachricht ist die Tatsache, dass nach der OP die Chemotherapie immer häufiger vermieden werden kann, ohne dass ein Sicherheitsrisiko entsteht. Muss doch eine Chemotherapie durchgeführt werden, so steht seit kurzem ein Kopfhautkühlsystem zur Verfügung, das in bis zu 40 % der Fälle den gefürchteten Haarausfall verhindern kann.

Über 500 Gene beeinflussen die Entstehung und Entwicklung von Krebs. "Durch den Einsatz des genetischen Fingerabdrucks können wir schon jetzt bei zwanzig bis dreißig Prozent der Patientinnen auf die Chemotherapie verzichten", erläutert Gluz die Entwicklung. PD Graeser, Oberärztin des Brustzentrums und zuständig für die Behandlung von erblichem Brustkrebs, erläutert den Stand der Genforschung in diesem Bereich: "Es ist wichtig, eine individuelle Beratung durchzuführen, um zu optimalen Früherkennungs- und Behandlungsstrategien zu kommen. Oft kann die Angst genommen werden."

Aus dem OP berichtet Oberärztin Elena Bensmann über seit kurzem eingesetzte gewebeschonendere Techniken zum präzisen Operieren wie zum Beispiel ein Kaltstrommesser (Plasmablade). So kann bei besonders komplizierten Fällen das Risiko einer Wundheilungsstörung deutlich minimiert werden.

(RP)
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