Mönchengladbach Malkurs für blinde und sehbehinderte Menschen

Rheydt · Bilder malen, obwohl man nicht sieht, was man auf der Leinwand verewigt? Dass das geht wurde in Rheydt bewiesen.

 Christel, Erich Nikolaus, Ursula, die Malerin Elgin Heisig, Leo Ngimbi Makambu und Christiane Wateler (v.l.) im Malkurs.

Christel, Erich Nikolaus, Ursula, die Malerin Elgin Heisig, Leo Ngimbi Makambu und Christiane Wateler (v.l.) im Malkurs.

Foto: Isabella Raupold

Erich Nikolaus ist seit zwölf Jahren blind. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, seinen Lieblingsaktivitäten wie dem Backen oder Kinobesuchen nachzugehen. Auch in Theatern, Museen und in Konzerten ist er regelmäßiger Gast. Gemeinsam mit der Künstlerin Elgin Heisig, m@ching Generations und seinem Team des „Forums für Menschen mit und ohne Sehbehinderung“ lud er jetzt zu einem Malkurs für blinde und sehbehinderte Menschen ein. Statt fand der Kurs im m@chingPoint in der Passage am Ring in Rheydt.

„Ich bin viel in Museen unterwegs“, erklärt Erich Nikolaus. „Ursprünglich wollten wir uns als Gruppe eine Ausstellung anschauen, beziehungsweise die Bilder erklären lassen. Aber dann fragten wir uns, wieso wir uns die Bilder nur angucken, wenn wir sie doch auch selbst malen können?“, sagt er lachend. Zu Beginn des Kurses führt Elgin Heisig in das Thema ein, dann geht es an die Praxis. Für viele der Anwesenden ist es eine Premiere: Sie malen ihr erstes Bild. Insgesamt gibt es fünf Teilnehmer – drei Blinde und stark Sehbehinderte und zwei Sehende, die durch blickdichte Schlafmasken nichtsehend gemacht wurden.

Finanziert wird der Malkurs für Blinde durch Zuleistungen der Projektförderung der AOK, die sich speziell an Selbsthilfegruppen richten. Dienstleister sind m@chingGenerations, die auch die Räumlichkeiten stellen. Das „Forum für Menschen mit und ohne Sehbehinderung“ ist eine Selbsthilfegruppe, die sich an jedem dritten Montag um 17 Uhr im Haus der PariSozial an der Friedhofstraße zusammenfindet. „Gemeinsam unternehmen wir Aktivitäten wie Theater- und Museumsbesuche oder wir fahren in andere Städte, bieten aber auch Beratungen an“, sagt Erich Nikolaus. „Wir möchten für alle Sehbehinderten und ihre Angehörigen da sein. Gerade wenn Menschen spät erblinden, bringt das häufig psychische Probleme mit sich.“

Der Malkurs ist für die Teilnehmer und das Team ein voller Erfolg. Christel und Ursel sind sehbehindert, sie sehen die Welt verschwommen, wie durch einen Schleier. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir überhaupt malen können“, sagen sie. „Deshalb haben wir es auch nie probiert. Es hat aber viel Spaß gemacht, und vom Ergebnis sind wir positiv überrascht.“

Christiane Wateler ist eine der beiden sehenden Teilnehmer. „Es war sehr interessant, einmal blind zu malen, es war aber auch sehr bedrückend, als auf einmal alles dunkel wurde und ich so stark auf andere Leute angewiesen war. Beim Malen an sich fühlte ich viel mehr mit den Händen als ich es normal-erweise mache. Auch die Geräusche, die der Pinsel auf der Leinwand hinterlässt, habe ich viel stärker wahrgenommen.“

Für Ulrich Wateler von m@ching Generations war der Kurs sehr wichtig: „Wir sehen nur den Menschen, nicht seine Behinderung, seine Herkunft, seine Hautfarbe oder seine Religion. Kunst kann sehr gut als Brücke dienen, um Menschen zusammenzuführen.“

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