Kunstaktion in Mönchengladbach Das Museum zum politischen Ort machen

Mönchengladbach · Zur Andrea-Bowers-Ausstellung gibt es am Museum Abteiberg regelmäßig Kunstaktionen. Nun waren auch Aktivisten aus dem Hambacher Forst an einer Aktion beteiligt.

 Umweltaktivisten vom Hambacher Forst kamen zur Kunstaktion „Running up that Hill“ im Museum Abteiberg.

Umweltaktivisten vom Hambacher Forst kamen zur Kunstaktion „Running up that Hill“ im Museum Abteiberg.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Einige Minuten, bevor die Podiumsdiskussion unter einem Baum im Skulpturengarten des Museums Abteiberg beginnen sollte, donnerte es, und ein Regenschauer zog auf. Ein paar Aktivistinnen, die an der Kunstaktion „Running up that Hill“ teilnahmen und noch an einem Transparent malten, zogen ihre Stoffbahn ein paar Schritte weiter in den Schutz eines Baums und setzten dort ihre Arbeit fort. Regen und Wind machten den Aktivisten offenbar nichts aus – kein Wunder, denn einige von ihnen leben im Hambacher Forst, in jenen Behausungen, die viele nur aus den Nachrichten kennen, wenn Polizei und Umweltaktivisten aneinandergeraten.

„Zieh deine Uniform aus und entschuldige dich bei deinen Kindern“ war später auf dem Banner zu lesen. Zwischen den Bäumen hingen am Wochenende einige solche Banner: „The system works because you work“ („Das System funktioniert, weil du funktionierst“) las man und „Chew the cables of capitalism“ („Kaue die Kabel des Kapitalismus“) mit der Silhouette einer Ratte. Ein weiteres Transparent war in kurdischen Schriftzeichen verfasst, ein buntes hatten Besucher des Jugendzentrums Jukomm gestaltet und neben farbigen Handabdrücken kurze Statements hinterlassen wie: „Schneeengel statt SUV“, „Es gibt keinen Planeten B“, „Plastic is not fantastic“ oder „Viva la Vulva“.

In Sichtweite des Museums Abteiberg spannte sich zwischen zwei Bäumen eine y-förmige Holzbrücke, wie sie auch im Hambacher Forst zu finden ist – errichtet von Aktivisten, die dort leben. Die räumliche Nähe der politischen Kunstaktion zum Museum Abteiberg war kein Zufall: Museumsbesucher können dort die Ausstellung „Grief and Hope“ (Trauer und Hoffnung) der US-Amerikanerin Andrea Bowers besichtigen.

„Die Künstlerin beschäftigt sich seit 20 Jahren in ihrer Arbeit mit dem Engagement gesellschaftlicher Aktivisten“, erklärte die Direktorin des Museums Abteiberg, Susanne Titz. Sie zeigte sich begeistert von dem, was außerhalb des Museums entstand. Auf einer Terrasse des Museumsbaus erhob sich ein kleiner Kieshaufen, aus dem sich ein vertrockneter Eichentrieb hervorreckte. Der Kies stamme von den Zufahrtswegen, die die Polizei freiräumte, und die Eiche tatsächlich aus dem Hambacher Forst, erläuterte eine Aktivistin. Titz gefiel das Ensemble besonders im Kontrast zu der modernen Architektur. „Unten im Park wäre das nur Idyll gewesen. Aber wenn man den Rahmen ändert, macht das einiges aus“, so Titz.

Die Verbindung der internationalen Künstlerin Bowers zu lokalen Akteuren ist ausdrücklich gewünscht. Über ein feministisches Netzwerk kam man so an die Gladbacherin Marion Gorzolka. „Was können wir in der Region dazu beitragen, dass wir eine enkeltaugliche Zukunft haben“, fasste die Yogalehrerin einen Gedanken der Aktion zusammen. In dem anschließend im Sitzkreis geführten Gespräch ging es sowohl um ökologische wie auch soziologische Aspekte der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

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