Solo-Komödie in Mönchengladbach Plötzlich Rentner

Mönchengladbach · Bodo steht seinen Mann – bis er aus dem Berufsleben ausscheidet. Bernd Schüren ist der Held der Solo-Komödie „Kein bisschen weise“. Das Stück aus der Feder von Stefan Filipiak begeisterte das Premieren-Publikum.

 Bernd Schüren ist der Rentner Bodo Held, der mit seiner neu gewonnenen Freiheit zunächst nichts anfangen kann.

Bernd Schüren ist der Rentner Bodo Held, der mit seiner neu gewonnenen Freiheit zunächst nichts anfangen kann.

Foto: Theo Titz

Seine Frau Jutta ist zwei Jahre vor ihm in Frührente gegangen. Sie hat einen vollen Terminkalender: Yoga, Lesekreis, Ehrenamt bei der Tafel, Kinoabende mit den Freundinnen und Malen mit und bei Lorenzo. Bodo Held geht ganz regulär in Rente und hat – nichts. Keine Hobbys, keine Freunde – nichts. Sein Arbeitsleben war exakt getaktet, er war Abteilungsleiter in der Finanzbuchhaltung eines Milchunternehmens. Da gab es keine Unkorrektheiten. Zum Abschied nach 26 Jahren hat der Seniorchef ihm einen 26 Jahre alten Single-Malt-Whisky geschenkt. Den Hochprozentigen schüttet er sich am ersten Tag seiner Pensionierung hinter die Binde. Als er mit Riesenkater aufwacht weiß er, dass er sein Leben als Rentner in den Griff bekommen muss. Er fängt an, die Küche neu zu sortieren. Und die Bücher im Regal ordnet er nach der Farbe der Buchrücken. Seine Frau ist entsetzt und zieht sich immer häufiger in ihr Atelier zurück, um zu malen und mit ihren Freundinnen zu telefonieren.

Der Werbefachmann Bernd Schüren hat das Ein-Mann-Stück „Kein bisschen weise“ auf die Bühne gebracht. Geschrieben und mit ihm einstudiert hat es der Schauspieler, Regisseur und Theaterpädagoge Stefan Filipiak. Er war selbstverständlich bei der Uraufführung im Saal des evangelischen Gemeindezentrums in Rheindahlen dabei und filmte Bernd Schüren, der ganz allein auf der Bühne stand – und die Zuschauer köstlich unterhielt. Der Amateur-Schauspieler ist ein Riesentalent. Seine starke Stimme, seine beredte Mine, sein Gespür für Dramatik und sein ungeheurer Witz überzeugen und machen den Theaterabend zu einem ausgesprochen kurzweiligen Vergnügen.

Bodo findet, der Ruhestand ist nicht wohlverdient, sondern eine Herausforderung vom Allerfeinsten. In einem Zeitungsartikel findet er kluge Ratschläge. Der zukünftige Rentner solle sich schon frühzeitig mit der Situation nach dem Beruf auseinandersetzen und Pläne schmieden. Hat Bodo nicht gemacht. Jetzt hat er den Salat.

Dann kommt Lucy – die Rettung. Jutta hat die alte Ente, mit denen beide in den 1970er Jahren ins Ausland fahren wollten, wegen eines Motorschadens in der Eifel landeten, im Internet entdeckt. Nun steht der Citroën 2 CV – arg ramponiert – in der Garage. Und Bodo Held hat endlich eine Aufgabe. Die er akribisch angeht. Nach dem Frühstück schraubt er drei Stunden an Lucy herum, dann darf er zum Mittagessen ins Haus, anschließend wieder Garage bis zum Abendbrot. Jutta ist glücklich, Bodo auch. Er ist im Aufwind. Das Leben ist wieder lebenswert.

Während Bodo an der geliebten Ente schraubt, hört er die Beatles. Singt auch gelegentlich mit, tanzt sogar zu dieser von ihm so sehr geliebten Musik. Und er gerät ins Philosophieren. Ob es nicht doch besser wäre mit Mitte 20 in Rente zu gehen? „Da ist man noch fit und flexibel, kann mit der Situation mit Sicherheit wesentlich besser umgehen“, meint Bodo. Und er gibt gute Ratschläge an das Publikum, das auf seiner „Garagenauffahrt“ sitzt und ihm beim Schrauben zusieht: „Wenn Sie einmal aus dem Betrieb ausgeschieden sind, gehen Sie besser nie, nie wieder da hin.“ Er hat es selbst einmal ausprobiert. Da hatte keiner der ehemaligen Kollegen Zeit für ihn, er stand da wie bestellt und nicht abgeholt. Eine niederschmetternde Erfahrung.

Das Publikum hielt es am Ende nicht auf den Stühlen. Stehend applaudierten die begeisterten Zuschauer Bernd Schüren zu. Nach er Vorstellung wurde noch viel gelacht. Das Stück „Kein bisschen weise“ macht Lust auf Wiederholung.

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