Hastenraths Will erklärt die Welt Der perfekte Start in die Fastenzeit

Mönchengladbach · RP-Kolumnist Hastenraths Will macht sich Gedanken über den Sinn der Fastenzeit.

 Hastenraths Will erklärt die Welt Serie Kolumne

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Foto: Macharski

Angeblich ist seit gestern alles vorbei. Zum Glück behaupten das aber weder die Zeugen Jehovas noch ein neu berechneter Maya-Kalender, sondern nur Jupp Schmitz in sein berühmter Aschermittwochsschunkelschlager. Deshalb ist seit gestern auch nicht alles vorbei, sondern nur der Karneval. Dadrüberhinaus dreht die Welt sich ganz normal weiter. Für manche vielleicht noch ein bisschen zu schnell nach die gleichmäßige Druckbetankung der letzten Tage, aber die Ernüchterung folgt ohnehin auf der Fuß, weil zeitgleich die Fastenzeit begonnen hat! Vom Timing her perfekt, denn welch besserer Einstieg in die christliche Diätphase könnte es geben als ein fürchterlicher Kater, der verhindert, dass man bis auf weiteres feste Nahrung zu sich nehmen kann – wobei die von Jesus erfundene Fastenzeit vermutlich nicht karnevalistisch motiviert war. Apropos Kater: Viele Betroffene und denen ihre Angehörige erscheint es unpassend, die grauenhafte Mischung aus Ganzkörperübelkeit, Brechreiz und Nahtoderfahrung mit der Name von ein männliches Schnurrkätzchen zu verharmlosen. Da bringt der Engländer es schon besser auf der Punkt. Der nennt den Zustand dieser ganzheitlichen Verwahrlosung „Hangover“ und jeder, der sich in die letzten Tage mal mit sein Kopf über der Kloschüssel befunden hat, dürfte das Wort problemlos übersetzen können. Beim Fasten hingegen geht es in erster Linie um geistige Reinigung, das heißt, es ist egal, wodrauf man verzichtet, Hauptsache man verzichtet. Das können genauso Zigaretten sein wie Schmartphones oder Jägerschnitzel. Wer sich generell schwertut mit Verzicht, kann immer noch aufs Verzichten verzichten – es ist also für jeden was dabei. Wer sich allerdings fürs klassische Fasten entscheidet, der sollte ab sofort Supermärkte meiden, denn schon unser Oppa wusste: „Einkaufen gehen, wenn man Hunger hat, ist wie ‚besoffen flirten‘ – man geht immer mit Sachen nach Hause, die man gar nicht haben will.“

Euer Hastenraths Will

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