Kultur in Mönchengladbach Der Gedankenleser

Mönchengladbach · Traumwandler Klaus Lüpertz ist Magier und begeistert Gäste mit seinen Künsten als Gedankenleser. Am Donnerstag, 30. Januar, kommt er ins TiG.

 „Gedankenlesen kann jeder“, sagt Klaus Lüpertz. Der Mentalist sagt den Zuschauern im Theater im Gründungshaus am Donnerstag die Zukunft voraus.

„Gedankenlesen kann jeder“, sagt Klaus Lüpertz. Der Mentalist sagt den Zuschauern im Theater im Gründungshaus am Donnerstag die Zukunft voraus.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Am Ende des Interviews bleibt das eigenartige Gefühl, dass ein völlig Fremder offenbar in den eigenen Kopf eindringen konnte. Mit scharfem Blick in die Augen und ein paar Fragen herausgefunden hat, was er eigentlich nicht wissen kann. Den Lieblingssport seines Gegenübers. Ein zufällig gewähltes Wort auf einer zufällig aufgeschlagenen Buchseite, nur in Gedanken buchstabiert. Verrückt! Aber auch vergnüglich. So vergnüglich, dass Klaus Lüpertz sich völlig zu Recht „Mentalist“ und „Traumwandler“ nennt.

Am Donnerstag, 30. Januar, 20 Uhr, ist Lüpertz mit seinem Showprogramm im Theater im Gründungshaus (TiG). In Mönchengladbach ist er nicht zum ersten Mal, und bei Borussia war er auch schon mit seiner Show. „Das war sehr spannend. Ich bin von Kindesbeinen an Fan.“ Der Krefelder kommt gern in die Nachbarstadt. „Mönchengladbach hat – wie eigentlich der ganze Niederrhein – ein sehr angenehmes Publikum. Die Zuschauer lassen sich gern auf etwas ein und lachen gern“, sagt Lüpertz. Es gebe andere Regionen in Deutschland, da müsse er wie ein Löwe um die Gunst des Publikums kämpfen.

Seit gut drei Jahren lebt der Krefelder ausschließlich von seiner Zauberkunst, die er vor einem Publikum von bis zu 2000 Gästen zeigt. Seinen Job als Banker hat er drangegeben. Jetzt ist er als Zauber deutschlandweit unterwegs, ist Zauberer in Köln und Düsseldorf und anderswo.

Klaus Lüpertz, das ist auch ein bisschen Hogwarts im Reihenhaus in Krefeld-Fischeln. Der Meister trägt zwar keinen Zauberumhang, doch die Präsenz des ganz in Schwarz gewandeten 53-Jährigen ist gleich spürbar. Vielleicht liegt es auch daran, dass er ein scharfer Beobachter ist. Sich ganz auf sein Gegenüber konzentriert, immer fokussiert ist, Augenkontakt hält. Eine Berufskrankheit, denn für seine Experimente muss er genau das tun: Scharf beobachten. Jede Regung beim Gegenüber wahrnehmen und deuten können.

„Reine Übungssache, das könnte wahrscheinlich jeder lernen“, sagt er. Lüpertz beobachtet. Immer. Die Kassiererin im Supermarkt, Wortgefechte, die irgendwo passieren. „Das ist wie Training“, sagt er. Ob es für die eigenen Kinder nicht lästig sei, einen Mentalisten als Vater zu haben, der den Namen des neuen Schwarms beim Frühstück aus dem Kopf des Teenagers ziehen kann? „Ach“, sagt er und grinst. „Um den eigenen Kindern in den Kopf zu gucken, muss man ja meistens kein Mentalist sein, sondern einfach nur Vater oder Mutter“.

Nicht immer funktionieren seine Kunststücke. „Zu Beginn eines Auftritts versuche ich, einen Vornamen, eine Jahreszahl und eine Stadt herauszufinden. Wenn ich alle drei schaffe, gehört das Publikum mir.“ Und wenn nicht? „Dann erhöht das meine Glaubwürdigkeit.“ Ein Begriff von drei klappe immer. Wie es gelingen kann, dem Gegenüber die Buchstaben aus dem Kopf zu ziehen? Berufsgeheimnis. Investigativer Journalismus scheitert am Traumwandler kläglich. In Lüpertz‘ Kopf lässt sich nämlich rein gar nichts lesen. Aber so viel verrät er doch: „Es geht um den Zusammenhang zwischen Körper und Geist. Anhand von Körpersprache, Gestik, Mimik und den so genannten Mikro-Ticks, bei denen man anhand kleinster Zuckungen sehen kann, was im Menschen abläuft, kann ich mich an mein Gegenüber ‚heranträumen‘.“ Der „Traumwandler“, stützt sich auch auf die Neuro-Linguistische Programmierung NLP-Schule und nutzt Elemente aus dem Bereich der Hypnose, vorwiegend den Baustein Suggestion. „Man braucht viel Empathie und Intuition, eine gute Beobachtungsgabe, und dann heißt es: Üben, üben, üben.“

Bei einer Show wähle er die Leute aus, bei denen er den Eindruck habe, dass er eine Brücke bauen könne. Die meisten Zuschauer machen seine Experimente gern mit. „Bei mir wird keiner vorgeführt. Jeder geht als Gewinner zum Platz zurück“, sagt Lüpertz.

Die Tricks der Mental-Magie seien am Ende aber nur fünf bis zehn Prozent dessen, was einen Bühnen-Magier ausmache. „Der Rest ist Performance und Unterhaltung“, sagt Lüpertz. Er selber sei in seiner Banker-Karriere dazu erzogen worden, vor Menschen aufzutreten. „Dennoch war ich mit meinem kreativen Vortragsstil immer ein gepunktetes Zebra“, sagt er, der „ganz brav“ seine Ausbildung bei der Sparkasse Krefeld und dann „die Tour durch die Bankenwelt und führende Adressen der Vermögensverwaltung“ gemacht hat.

Seine Fähigkeit, andere Menschen zu lesen, hatte dabei durchaus Vorteile: „Ich konnte genau sehen, wann die Kunden reif waren, den Vertrag zu unterschreiben. Mit Kollegen habe ich ein geheimes Zeichen abgemacht: Wenn ich einen zweiten Kuli aus der Sakko-Tasche geholt und auf den Tisch gelegt habe, wussten sie, dass der Kunde reif ist, zu unterzeichnen.“ Auch im TiG wird Lüpertz seine prophetischen Fähigkeiten nutzen. „Ich werde Leute nach ihrer persönlichen Zukunft befragen. Sie sollen eine Frage aufschreiben, und ich werde die Antworten geben, bevor ich die Fragen gelesen habe.“

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