Mönchengladbach Museum: Katalog lässt auf sich warten

Mönchengladbach · Kaffee und Kuchen gab es im Museumscafé, nicht jedoch den Katalog zur Ausstellung „Der Schrank von Ramon Haze“. Die Auslieferung der Neuauflage verzögert sich wegen technischer Probleme.

 (v.l.) Holmer Feldmann, Andreas Grahl, Markus Dreßen, Martin Klindtworth

(v.l.) Holmer Feldmann, Andreas Grahl, Markus Dreßen, Martin Klindtworth

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Faszinierend ist das skurrile Konzept, ebenso die daraus resultierende Ausstellung „Der Schrank von Ramon Haze“ im Museum Abteiberg. Wer durch die „totale Installation“ der Hinterlassenschaft des Sammlers und Kunstdetektivs Ramon Haze schlendert, begegnet wesentlichen Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts in vielen Facetten. Gebrochen durch ironische Zitate, die etwa auf das Schaffen von Jeff Koons, Marcel Duchamp, Constantin Brancusi oder Ilja Kabakov verweisen. Die meisten der genannten Künstler aber sind fiktional, es gibt bzw. gab sie nicht.

Oder es gibt sie noch nicht, denn der von dem real existierenden Künstlerduo Holmer Feldmann und Andreas Grahl aus Leipzig erdachte Sammler Ramon Haze ist eine Person der ferneren Zukunft. Von dessen unbestimmtem Zeithorizont aus mutet Hazes spekulative Rückschau auf die Kunst unserer Gegenwart an wie ein visionärer Taschenspielertrick. Aber ein gewiss hochintelligenter. Grahl und Feldmann halten ihr Konzept seit 22 Jahren durch – bis hin zur nunmehr ersten musealen Präsentation ihrer Keller-Sammlung, die sie  erstmals  1996 in Leipzig gezeigt hatten.

Die spektakuläre Installation mit biederem Wohnzimmer, Glasröhren, schmuddeligen Urinalen und zwei mit defekten Fernsehgeräten bestückten Türmen ist bis April im Museum Abteiberg zu sehen. Die Exponate waren bereits 1999 in einem großformatigen Werkverzeichnis dokumentiert, die Abbildungen  hatte damals der Leipziger Fotograf Martin Klindtworth mit einer analogen Fachkamera erstellt. 19 Jahre später erscheint im Spector Verlag Leipzig die zweite Auflage, zeitgemäß unter  digitalisierten Produktionsbedingungen. Wieder ist Klindtworth für die Fotos zuständig.

Dieser Katalog, statt grüngrau nun mit rosafarbenem Deckel, aber erneut im Folio-Format, sollte am Sonntagnachmittag im Museumscafé präsentiert werden. Wurde er auch, aber Museumsdirektorin Susanne Titz musste gleich zu Anfang der Veranstaltung bei Riemchentorte und Kaffee gestehen, dass das ehrgeizige Publikationsprojekt potentielle Erwerber dazu zwingt, sich einige Wochen zu gedulden. „Der Verlag hatte mit technischen Problemen beim Nachdruck zu kämpfen“, erklärte Titz und vertröstete die Anwesenden auf Februar. Immerhin konnte Verleger Markus Dreßen in einer kompetenten, ausführlichen Präsentation das bereits fertig gesetzte Werkverzeichnis „Der Schrank von Ramon Haze“ vorstellen. Dabei sprach er eine Fülle Details zu Schriftformen, Fotografie und Gestaltung an, die den tiefen Ernst hinter dem Katalogprojekt unzweifelhaft deutlich machten.

Offenbar gab diese Seriosität den Ausschlag, dass das NRW-Ministerium für Kultur und  Wissenschaft die Neuauflage des Katalogs „großzügig unterstützt“, so Titz. Auch die Hans-Fries-Stiftung fördert das Projekt. Das Buch erscheint in einer Gesamtauflage von 800 Stück, 500 davon werden als nummerierte Vorzugsexemplare im Museum zum Preis von 49 Euro angeboten.

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